Mein Sohn will nicht lernen, weil er denkt, dass die Schule ein "Sklavfabrik" ist. Was kann ich tun?

5 Antworten

Was Du schreibst wird die Herren von Thomas Mann Gesellschaft möglicherweise voll begeistern. Der Thomas war ähnlich gestrickt und hatte erst mit 19 den Realschulabschluss und das auch noch mit mässigen Noten. Dann aber ist der nach München zu seiner Mami um dort als Praktikant in einer Feuerversicherung angefangen. Davon war der aber auch keinewegs begeistert und flog dort dann mit 20 gleich wieder raus. Dem blieb gar nichts anderes mehr übrig, als das Rohmaterial seiner Schester Julia zu verwerten und diesen Lübecker Klatsch- und Tratschroman zu schreiben. In der Zwischenzeit hat der aber der nicht schlecht von Vati's Betriebsrente gelebt und sich in dem Roman sogar noch hochnäsig über Arbeiter lustig gemacht.

Als es der Julia dann aber finanziell schlecht ging, hat er nicht mal im Traum daran gedacht, der ein bischen was von seinem Erfolg abzugeben. So hat sich arme Julia dann schliesslich auch noch umgebracht!

Dein Sohn hat Recht.

Die Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral ist eine Anekdote des deutschen Schriftstellers Heinrich Böll. Sie handelt von einem Touristen, der im Gespräch mit einem Fischer begreift, dass man auch ohne große Karriere glücklich sein kann. Böll schrieb sie für eine Sendung des Norddeutschen Rundfunks zum Tag der Arbeit am 1. Mai 1963. Die Erzählung wurde in den 1970er und 1980er Jahren an vielen bundesdeutschen Schulen zur Pflichtlektüre und gilt als Klassiker der Zivilisationskritik.

Die Geschichte geht so:

Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: Blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweissen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick.

Noch einmal: Klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: Klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gesteckt, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schliesst die eilfertige Höflichkeit ab.

Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist - der Landessprache mächtig - durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.

„Sie werden heute einen guten Fang machen.“ Kopfschütteln des Fischers. „Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.“ Kopfnicken des Fischers. „Sie werden also nicht ausfahren?“ Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. „Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?“ Endlich geht der Fischer von

der Zeichensprache zum wahrhaften Wort über.

„Ich fühle mich grossartig“, sagt er. „Ich habe mich nie besser gefühlt.“ Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. „Ich fühle mich phantastisch.“ Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: „Aber warum fahren Sie denn nicht aus?“ Die Antwort kommt prompt und knapp. „Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.“ „War der Fang gut?“ „Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen ...“.

Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachte, doch rührender Kümmernis. „Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug“, sagt er, um des Fremden Seele zu erleichtern. „Rauchen Sie eine von meinen?“ „Ja, danke.“

Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen. „Ich will mich ja nicht in ihre persönlichen Angelegenheiten mischen“, sagt er, „aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen ... stellen Sie sich das mal vor.“

Der Fischer nickt. „Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben; mit zwei Booten oder dem Kutter würde Sie natürlich viel mehr fangen - eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden ...“, die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, „Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben.

Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren - und dann ...“, wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. „Und dann“, sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache.

Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat. „Wass dann?“, fragt er leise. „Dann“, sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, „dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen - und auf das herrliche Meer blicken.“

„Aber das tu ich ja schon jetzt“, sagt der Fischer, „ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.“

Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

Dein Sohn hat voll und ganz recht.

In der Schulelernt man großteils MÜll.

Alles was ich weiß, und das ist inzwischen recht viel, weiß ich aus büchern oder aus dem Internet.

auch englisch zB habe ich in der schuleüberhaupt nicht gelernt sondern erst später durch netflix und durch reisen.

Er will die Schule schmeißen und dann als Ungelernter ein "9-5 Lohnsklave, spezialisierter Affe und so" zu werden!?

Das ist witzig, denn das, was ihn daraus befreien könnte, wäre Bildung.

Mein Großvater sagte mal zu meinem cousin, als dieser die Schule schmeißen wollte... "Junge, das kannst du gerne tun. Aber überlege dir, ob du irgendwann, wenn du älter bist, die Zeitung lieber liest, oder dich damit zudeckst."

Dieser Satz begleitete auch mich... Bis heute. Gerade eine gute Bildung kann vor der "9-5 Sklaverei" schützen. Aber ohne Bildung, wird sogar ein Minijob schwierig.