Mein Freund traut sich nicht, mich seinen erwachsenen Kindern vorzustellen - Was tun?

4 Antworten

Lass es vorerst so wie es ist. Alles andere führt nur zu Streit. Die Kinder müssen von selbst Interesse zeigen und dich kennenlernen wollen. Das kann noch lange dauern oder passiert nie. Vielleicht finden sie die Entscheidung nicht gut das die Eltern sich getrennt haben. Wahrscheinlich war das ein Schock, zu erfahren das die Eltern sich nach 40 Jahren trennen. Die Tatsache das er sich nicht traut spricht dafür das ihm klar ist das sie dich nicht mögen werden, jedenfalls zur Zeit noch nicht.

Für alle bist du der Grund zur Trennung, du hattest ja auch eine Beziehung zu ihm noch während der Ehe...natürlich werden seine Kinder dich ablehnen...da etwas anderes zu erwarten ist völlig weltfremd...


Alytes 
Fragesteller
 04.05.2021, 10:15

Danke, Chris! Die Kinder sind um die 30 Jahre alt, haben alle studiert und sind in der Welt herumgekommen. Bis 2021 könnte sich ja auch herumgesprochen haben, dass nach 40 Jahren Beziehung ein Mann vielleicht einen Seitensprung /Verhältnis hat, wenn die Ehe gut ist - sich aber nur trennt, wenn die Liebe nicht mehr vorhanden ist. Das war aber der Fall. Die beiden lebten nebeneinander her und das war der GRUND, warum er sich überhaupt neu verliebt hat.

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FotoChris  04.05.2021, 10:18
@Alytes

Ja, natürlich gibt es einen Grund...aber den sehen die Kinder in der Regel nicht ...sie sehen das Leid der Mutter...

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 Er geht davon aus, dass es allen - aus Solidarität mit der verlassenen Ehefrau, nicht möglich sei, mich zu akzeptieren.

Vielleicht sieht er die Lage dramatischer als dass sie in Wirklichkeit ist, aber genau das war mein erster Gedanke, noch bevor ich das von dir gelesen hatte. Ich kenne einige solcher Biographien.

Es wird im Grunde genommen auch tatsächlich so sein, dass die Kinder dich als personifizierten Grund dafür ansehen, dass die elterliche Ehe auseinander ging und du eine Art Seitensprung ihres Vaters warst/bist, für den er seine ganze Familie und das Glück aller auf das Spiel gesetzt hat zum eigenen Vergnügen. Selbst wenn es nur noch ein Nebeneinander in dieser Ehe war, was nach 40 Jahren durchaus sein kann (dazu gehören immer zwei) und auch wenn er Zweifel hatte - er hat sich am Ende nicht für seine Familie entschieden und nicht dafür die eigene Ehe und die eigene Familie zu retten und ggf. intensiv an sich selber zu arbeiten, sondern für gewissen Egoismus und den Seitensprung, und so etwas sehen Kinder ihren Eltern kaum nach. Auch an erwachsenen Kindern gehen Trennungen der Eltern psychisch gesehen nie spurlos vorbei, weil das ein Stück weit die ganze eigene Vergangenheit in Frage stellt, die Gedanken nie zur Ruhe kommen und sie sich vielleicht auch Vorwürfe machen, ob man es nicht hätte verhindern können. Scheidungskinder im erwachsenen Alter denken viel weiter als Grundschüler und viel tiefer, was die Sache noch schlimmer macht - und deswegen leiden sie noch intensiver, auch wenn sie's nicht zugeben können oder wollen.

Möglicherweise mischt auch deren Mutter noch mit und teilt den Kindern ihre eigene Sicht der Dinge mit - in deren Augen ist sie die Geschädigte, mit der man Mitleid hat, und der Vater ist dann wohl der Ehebrecher und Schürzenjäger, der wohl noch mal zeigen wollte, was er noch zu bieten hat bzw. seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Passiert übrigens bei sogenannten "Best Agern" leider häufiger als gedacht - manche befinden sich da auf dem Stand eines Teenagers und die Hormone fahren noch mal so richtig Achterbahn.

Ich verstehe deine Verletzung sehr gut und kann mir das vorstellen, aber versuche bitte auch, diese Geschichte aus der Perspektive aller anderen Beteiligten zu sehen. Zwingen kannst du ihn nicht und er möchte seinen Kindern gegenüber - so liest sich das für mich - so taktvoll wie möglich begegnen können und nicht riskieren, dass sie sich komplett von ihm abwenden. Aus väterlicher Sicht ist das verständlich.

Wenn du damit nicht zurecht kommst, musst du dich woanders umsehen - ich sage das mal ganz direkt und offen. Das musst du entscheiden; wie gesagt, zwingen kannst du ihn nicht und Erpressung ("entweder die Familie oder ich" etc. pp.) wäre ein ganz schlechter Stil.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich denke, du solltest da noch einige Zeit ins Land gehen lassen, ehe du dein "Recht" als Partnerin einfordert.

Es ist für das Umfeld (speziell die Kinder) eines Menschen generell nicht ganz einfach, mit einem neuen Partner klarzukommen. Selbst ich musste mich langsam und vorsichtig einfügen, obwohl meine Frau seit 20 Jahren alleinerziehend war, als wir uns kennenlernten. Wenn eine jahrzehntelange Beziehung bestand, die erst in jüngerer Zeit beendet wurde, ist das natürlich noch viel heikler.