Mein bester Freund ist Trans (MTF)?
Ich (m16) kenne meinen besten Freund schon seit dem Kindergarten. Vor einem Jahr oder so hat er mir dann gesagt, dass er lieber ein Mädchen wäre. An sich hat mich das nicht gestört und es war auch die meiste Zeit so.
Ich bin noch auf Auslandssemester und komme erst Ende Juni zurück und ich habe immer wieder darüber nachgedacht. Irgendwann hab ich ihn dann gefragt, ob es für ihn ok ist, wenn ich ihn weiterhin bei seinem Jungsnamen nenne. Er meinte, momentan passt es noch, irgendwann muss aber eine Veränderung sein.
Ich fühle mich jetzt momentan sehr komisch, weil auch meine Eltern schon seinen (ihren) neuen Namen benutzen und ich mir da schwertue.
Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass er Trans ist. Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich ihn anders nennen muss, wenn ich zurückkomme bzw. ob sich zwischen uns irgendwas stark verändern wird.
Habt ihr Tipps, wie ich mich da besser dran gewöhnen kann?
3 Antworten
Hey :)
Ich weiß was du meinst und kenn das von mir selbst auch. Die Umstellung geht für manche voll easy, andere tun sich schwerer. Das hat (solang du dich nicht einfach weigerst) auch nichts damit zu tun ob du ein Problem mit ihrer Identität hast oder nicht (finde ich zumindest).
Grundsätzlich ist mir aufgefallen, dass die Umstellung früher oder später von alleine kommt, dadurch, dass die SItuation alltäglich geworden ist. Du kannst das ganze aber ein bisschen beschleunigen indem du sie mit ihrem (neuen) Namen im Handy einspeicherst, oder dir auch in der Gesellschaft von anderen Leuten Mühe gibst immer den (neuen) Namen zu verwenden, auch wenn sie nicht dabei ist. Außerdem bist du ja im Moment nicht daheim und hast vermutlich nicht viel persönlichen Kontakt mit ihr, demnach bist du von der Situation vielleicht noch etwas distanziert und deshalb fällt dir die Umstellung schwer.
Auch wenn sie meint das der Jungenname vorübergehend noch klar geht, gib dir bitte trotzdem Mühe so oft wie möglich den neuen Namen zu verwenden :) SOllte dir mal der Jungenname rausrutschen ist das auch kein großes Problem, einfach entschuldigen und es ist wieder in Ordnung (das Mindset hab ich zumindest mit meinen Freunden immer gehabt).
Steh zu ihr und unterstütze sie soviel's geht und dann wird das alles genauso natürlich und selbstverständlich wirken wie davor! :)
Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass er Trans ist. Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich ihn anders nennen muss, wenn ich zurückkomme bzw. ob sich zwischen uns irgendwas stark verändern wird.
Weiß nicht ob's absichtlich oder unbeabsichtigt war, aber die beschriebene Person ist kein "er" und du mußt "ihn" auch nicht anders nennen.
Das ist immer so bisschen die unbewusste Blockade, die man vor Augen hat. Denn die beschriebene Person ist kein Mann, der lieber ein Mädchen wär, sondern ein Mädchen, dass halt eben einen biologisch-männlichen Körper zugewiesen worden hat.
Vielleicht hilft dir diese "Denke" eher dabei.
letztens war 'ne Transfrau bei uns am Pfandflaschenautomat bei ALDI.
Sie wurde ziemlich stark angegafft und eine Mutter hat dann versucht ihrem kleinen Kind zu erklären: "Das sind schwule Männer, die sich als Frau verkleiden" - das ist natürlich Blödsinn, aber ein Stück dieser Sichtweise ist auch bei uns i der Gesellschaft noch verankert.
Versuch Dich also loszulösen von dem Gedanken "Das ist jetzt mein bester Freund, der als Mädchen weiterleben will" und transferiere das in den Gedanken, dass besagte Person halt eben schon immer ein Mädchen war und ist - und halt nur das Pech hatte, dass der biologische Körper was anderes gesagt hat.
Ich will Dir gar keine bösen Absichten unterstellen, denn so wie Du das beschreibst, scheint Dir die Person sehr wichtig zu sein und Du versuchst Dich sehr rücksichtsvoll zu verhalten.
Da diese Person offensichtlich nicht mehr als Mann gelesen werden möchte, würde ich also komplett von Formulierungen wie
Irgendwann hab ich ihn dann gefragt, ob es für ihn ok ist, wenn ich ihn weiterhin bei seinem Jungsnamen nenne. Er meinte, momentan passt es noch, irgendwann muss aber eine Veränderung sein.
abstrahieren. Wenn Du an die Person denkst, benutze Formulierungen wie:
"Irgendwann hab ich sie dann gefragt, ob es für sie ok ist, wenn ichsie weiterhin bei ihren Jungsnamen nenne. Sie meinte, momentan passt es noch, irgendwann muss aber eine Veränderung sein."
Also nicht nur, wenn Du mit ihr selbst spricht, sondern auch wenn Du z.b. über sie sprichst oder an sie denkst. Die Person ist jetzt eine "sie" - unabhängig davon was vorher war und unabhängig davon, wie sehr andere damit klar kommen. Sie möchte als Frau gelesen werden und das ist zu akzeptieren und respektieren.
Ich weiß selbst, wie schwer das sein kann. Eine Person, welche ich immer als Frau gelesen hab, hat mir vor 2 Jahren offenbart, daß sie genderfluid ist und mit "Xier / Xiem" angeredet werden will. Da ich die Person davor jedes Mal mit weiblichen Pronomen adressiert hab und die Formulierung "Xier/Xiem" - wahrscheinlich wegen dem, im Deutschen nicht so geläufigen Buchstaben "X" - einem nicht mehr so ganz leicht von der Zunge rollt, hab ich am Anfang auch eine Weile gebraucht und mir sind ungefähr tausend Mal noch ein "Sie" rausgeruscht, statt "Xier".
Benutzt man die neuen Pronomen jedoch regelmäßig, gewöhnt man sich schneller daran als man denkt ;-)
So kompliziert das für dich ist:
für diesen Menschen ist es noch komplizierter. Wie wäre es, wenn Ihr eure Freundschaft daran wachsen lasst?
Er ist immer noch der gleiche Mensch, mit dem du so viele wunderbare Erfahrungen verknüpfst und verknüpfen wirst. Du hast nichts verloren. Und du willst doch, dass es ihr gut geht, oder? Daran wird sich nichts ändern. Das Herz schlägt gleich.
Sie braucht dich. Sei ein guter Freund, bitte.
LG