Mann enttäuscht mich?
Ich hatte vor kurzem eine Fehlgeburt und das war sehr hart für mich. Hatte starke Blutungen. Bin mit meinem Mann zu meine Eltern gefahren.. die wussten Bescheid. Hab somit Trost gesucht. Mein Mann war auch dabei. Ich war sehr wütend und auch zu allen vlt ungerecht, aber in der Situation gings mir einfach scheisse. Dann ist mein Mann einfach zu nem Fussball Spiel abgehauen, wie er sagte weil er raus musste sonst hätte er sich am liebsten im Wald aufgehängt. Meine Eltern haben dann auch noch gesagt er soll hingehen zur Ablenkung. Ich bin im Nachhinein von allen so enttäuscht. Warum hat er mich im Stich gelassen? Er sagt er brauchte Kraft um wieder für mich da zu sein. Und die hat er dadurch bekommen. Versteh das alles nicht.... wie soll ich umgehen? Bin deswegen sauer auf ihn und meine Eltern.. kann ihnen das iwie nicht verzeihen... in dem Moment hätte ich ihn doch gebraucht :/
8 Antworten
Eine Fehlgeburt gehört zu den schlimmsten Dingen, die in der Schwangerschaft geschehen können. Sie stellt damit eine ausweglose Situation für alle beteiligten dar.
Während sich dein engeres Umfeld mehr oder weniger davon zurückziehen kann, bleibst du im Zentrum des Geschehenen und des Geschehens. Das macht es für dich besonders fatal.
Dein Mann nahm wohl an, dich zu deinen Eltern zu begleiten, würde helfen, und deine Eltern haben nicht wahrgenommen, dass du das nähere Umfeld als Gesamtheit gebraucht hättest.
Vermutlich wäre dein Mann nicht zum Spiel gegangen, wenn er dich nicht bei deinen Eltern in Sicherheit gewusst hätte, doch dir war wichtig, dass er sich für dich entscheidet, weil dich die Notlage unmittelbar forderte.
In der Entscheidungskette überließ er schließlich deiner Mutter das letzte Wort.
Der Schluss, den du ohne Wut und Hass ziehen kannst, ist, zu wissen, wie diese Entscheidungsfindung abgelaufen ist.
Du solltest dich jetzt besonders um dich kümmern und niemanden aus dieser Perspektive heraus verurteilen. - vor allem auch dich selbst nicht!
Ich weiß nicht, wie es dir jetzt körperlich geht, aber erhole dich erst richtig, und in dieser Zeit der Erholung versuche das Geschehen zu verarbeiten, indem du deutlich signalisierst, ob und mit wem du ein Gespräch wünscht.
Gespräche sollten dich jetzt nicht noch zusätzlich belasten, aber eben auch kurz und deutlich zeigen, worum und wie es dir geht, damit du lernst, was dir hilft, und dann deine Umgebung helfen kann, wo sie wiederum helfen darf und soll.
Ich wünsche dir alles Gute, und dass du den Schicksalsschlag irgendwann hinter dir lassen kannst . Das hat seine eigene Zeit. Halte deine Emotionen nicht für falsch oder zweifel deshalb an dir, sondern versuche, sie für andere verständlich auszudrücken.
Das Leben ist oft unfair und sowieso ungerecht. Daran kämpfen alle Menschen mehr oder weniger zusammen. Damit sich der Schmerz und die Enttäuschung nicht zu einer Depression verbinden, solltest du mit deiner Ärztin, deinem Arzt sprechen, sofern das nicht schon geschehen ist.
Gute Besserung und noch einmal alles Gute
Liebe Grüße
OM
Du bist nicht allein damit, Zuspruch zu brauchen, den braucht auch Dein Mann. Manchmal muss man sich zeitweise aus einer Situation rausnehmen, um mehr Kraft für andere zu haben. Er hat Dich nicht im Stich gelassen, sondern dafür gesorgt, dass er wieder besser für Dich da sein kann. Deine Eltern trifft da auch keine Schuld, sie haben ihn verstanden.
Er hat dich nicht im Stich gelassen, ganz bestimmt nicht, aber auch er leidet.
Eine Fehlgeburt ist furchtbar und du tust mir von Herzen leid.
Trotzdem braucht dein Umfeld auch Zuspruch, besonders dein Mann.
Ihr solltet es gemeinsam verarbeiten und er geht zur Ablenkung zum Fußball... Das ist legitim
in dem Moment hätte ich ihn doch gebraucht
In dem Moment hattest du deine Eltern zur Unterstützung.
Glaubst du denn ernsthaft, dass es an einem Mann spurlos vorbei geht, wenn seine Frau eine Fehlgeburt hat? Auch der Mann leidet darunter und kann deshalb nicht immer stark sein. Es ist ganz richtig, dass er sich eine Auszeit genommen hat, um seine Gedanken zu ordnen, nur so konnte er anschließend wieder eine Hilfe für dich sein. Das hast du doch selber festgestellt.
Wo ist jetzt der Grund, sauer auf ihn und auf deine Eltern zu sein? Wenn du mal logisch nachdenkst, gibt es keinen.
Nicht nur du hast ein Kind verloren, vergiss das nicht. Er muss ebenfalls damit fertig werden und muss zusätzlich für dich da sein und dir Trost spenden. Wer ist denn für ihn und seine Trauer da?
In all der Tragödie solltest du nicht vergessen, dass auch er hilflos ist. Und auch er trauert. Also lass ihm seine kleinen "Auszeiten" lass ihm Zeit seinen Verlust zu verarbeiten. Damit er für dich da sein kann.