Macht es Sinn Fiktion zu lesen, wenn man sich über ein bestimmtes Thema (objektiv) informieren will?
Ich interessiere mich zum Beispiel sehr für die Sinnhaftigkeit von Krieg, wie er entsteht und zur Moral im Krieg.
Meine erste Anlaufstelle wäre jetzt Sachbücher von Leuten zu lesen, die in diesem Gebiet sehr bewandert sind, beispielsweise Forscher an der Universität, die sich schon jahrzehntelang mit sowas befassen.
Fragt man allerdings in Foren nach Empfehlungen, dann wird auch Fiktion empfohlen wie zum Beispiel Tolstois Krieg und Frieden.
An dieser Stelle denke ich immer: "Hmm, Tolstoi ist in erster Linie ein Schriftsteller und kein Kriegsforscher. Lese ich doch lieber ein Sachbuch von einem Spezialisten darüber."
Wenn ich wissen will, wie es ist, im Krieg zu sein, dann macht Literatur wohl sehr viel Sinn, aber abseits davon, wüsste ich nicht, weshalb ich Fiktion zur Informationsgewinnung lesen sollte.
Das hier ist nur ein Beispiel, um bisschen zu verdeutlichen was meine Frage ist.
3 Antworten
Wenn ich wissen will, wie es ist, im Krieg zu sein, dann macht Literatur wohl sehr viel Sinn, aber abseits davon, wüsste ich nicht, weshalb ich Fiktion zur Informationsgewinnung lesen sollte.
Gut recherchierte Fiktion kann einen guten Einblick in das Sujet geben. Deine Frage 'wie es im Krieg ist', wird ja auch von einer geschaffenen Welt umgeben. Wenn die gut recherchiert ist, dann bekommst du ja in vielen Fällen auch viel über die Zeit mit, ggf. auch aufeinandertreffende Meinungen.
Tolstoi ist eigentlich keine schlechte Adresse, weil der sich mit Krieg und Frieden irgendwo auf eine halbe Kriegsanalyse verstiegen hat, wenn ich mich recht entsinne. Ist nicht mein Fall, aber er geht da mitunter durchaus analytisch ran.
Insbesondere schreiben manche Autoren, darunter auch Tolstoi große Gesellschaftsbilder... wenn die passend sind und die entsprechende Fiktion in die Zeit passt, dann bekommst du ein ziemlich rundes, mit Informationen angereichertes Bild.
Ich interessiere mich zum Beispiel sehr für die Sinnhaftigkeit von Krieg, wie er entsteht und zur Moral im Krieg.
Insofern Du dies philosophisch meinst, sind es Fragen, auf die es keine absoluten Antworten gibt. Insofern kann Fiktion auch spekulativ diesen Fragen nachgehen und Ideen vermitteln.
Es gibt auch einige Romane, die auf realen Wissen und Forschungsergebnissen basieren.
Insgesamt ist so vielleicht eine Mischung aus Fiktion und Sachtexten der beste Weg.
Belletristik spielt mit dem was-wäre-wenn und ein guter Autor kann die reine Information in ein Gerüst packen, das den Leser nicht schon nach zwei Seiten vor Langeweile Staub ansetzten lässt.
Krieg ist ein spannendes Thema. Fliegende Fetzen, Weiberregiment und auch Der Fünfte Elefant oder KLONK! von Terry Pratchett greifen ihn auf. Belletristik unterhält nicht nur, sie macht dich auch mit neuen Konzepten bekannt und zwingt dich, über evtl unangenehme Fragen nachzudenken, weil die Charaktere eben jenen Fragen gegenüber stehen.
Und wenn Du gut genug darin bist, zwischen den Zeilen zu lesen, Anspielungen erkennst und verstehst und gerne selbst auf die Suche nach geeigneten Quellen gehst, weil Dir dies oder jenes bekannt vor kommt... Dann sind Romane sehr viel spannender. Und man stolpert vielleicht über Dinge, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Wer kennt den schon Oklo oder hat schon jemals von der Hose der Zeit gehört.