Latein, De Bellum Gallicum, Caesar?
Ich wollte fragen, ob meine Übersetzung korrekt ist und wäre über jede Verbesserung sehr dankbar.
Buch 1, Kapitel 6:
Erant omnino itinera duo, quibus itineribus domo exire possent:
unum per Sequanos, angustum et difficile, inter montem Iuram et flumen Rhodanum, vix qua singuli carri ducerentur, mons autem altissimus impendebat, ut facile perpauci prohibere possent;
alterum per provinciam nostram, multo facilius atque expeditius, propterea quod inter fines Helvetiorum et Allobrogum, qui nuper pacati erant, Rhodanus fluit isque non nullis locis vado transitur.
Es gab/waren (?) im ganzen zwei Wege, auf denen sie von zu Hause weggehen konnten:
Der eine/ einen durch das Gebiet der Sequaner, eng und schwierig, zwischen dem Jura-Gebirge und dem Fluss Rhône, wo kaum eine einzelne Karre geführt werden konnte (Richtig?), ein sehr hoher Berg aber herüberhängte (?), so dass [ihn] sehr wenige leicht den Weg versperren konnten.
der andere, (führte) durch unsere Provinz, viel leichter und bequemer deswegen, weil zwischen dem Gebiet der Helvetier und der Allobroger, die kürzlich/neulich unterworfen(/ bezwungen) worden waren, die Rhône fließt und sie/diese an einigen Stellen durch eine Furt überschritten/ überquert wird.
Bei den Sätze mit den Fragezeichen bin ich mir nicht sicher und hoffe um Rat.
Vielen Dank im vorraus!
3 Antworten
Hallo,
ich bin's nochmal.
Irgendwie scheint Dir die Ergänzung 'konnten', obwohl im Lateinischen nichts von posse steht, bei ducerent Pein zu bereiten.
Betrachte es mal (ducerentur ist Konj. Imperf.) als einen Potentialis der Vergangenheit, dann ist die Übersetzung als Möglichkeit - hier eher als fast eine Unmöglichkeit - durchaus gerechtfertigt.
Herzliche Grüße,
Willy
Hi,
eine sehr gute Übersetzung. Ein minimaler Fehler: carri ist Plural. Das kann man aber auch als gutes Deutsch idiomatisch wegfallen lassen, sodass dein Singular schon ok ist.
Ich würde hier das singuli, weil du unten explizit danach gefragt hast, prädikativ übersetzen:
"wo die Karren kaum als Einzelne durchgeführt / hindurchrangiert / durchgezogen werden konnten."
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Zu deinen anderen Fragezeichen:
* "gab" ist eindeutig das bessere Deutsch. Für "waren" würde ich aber keinen Fehler geben.
* zu impendere hat Willy schon einen sehr guten Vorschlag gemacht. Du kannst auch die Primärbedeutung "drohen" nehmen, denn die Gefahren waren ja zahlreich: Da können Angreifer oben lauern, da können aber auch ganz von alleine Steine oder Bäume den Berg runterpurzeln und den Weg versprerren. Auch ist der Weg dann häufig schlecht und zur Seite abschüssig, sodass ein Wagen auch mal vom Weg abkommt und einen Abgang macht. Gab ja keine Leitplanke. So ein steiler Berg war für einen Tross also eine reale Bedrohung.
LG
MCX
sodass nur ganz wenige Leute den Weg leicht versperren könnten.
Hast du schon gemacht. War ok.
Eigentlich steckt da ja "pax" drin - also Friede. Deswegen würde ich "befriedet worden waren" als Übersetzung wählen. Denn Caesar hat ja niiie einen Krieg angefangen oder irgendwelche Völker unterworfen. Der hat immer nur Frieden gestiftet und gerechte Kriege geführt.
Wenn man "unterwerfen" nimmt, wechselt man also die Perspektive. Das ist die Perspektive der gallischen Stäme.
Wenn man "befrieden" nimmt, hat man Caesars Perspektive. Das ist die Übersetzung, die näher Original ist. Denn Caesar ist ja der Autor.
LG
MCX
PS: Wir sind hier aber schon in einer inhaltlichen Übersetzungstiefe, die über das normale schulische Niveau hinausgeht :).
Wieso haben wir eigentlich beide nicht bemerkt, daß 'De bellum Gallicum' Bullshit ist? Seit wann steht de mit dem Akkusativ?
Herzliche Grüße,
Willy
Ich sehe gerade, Du hattest es bei den Themen korrekt ergänzt.
Dann war nur ich betriebsblind.
Hallo,
endlich mal jemand, der nicht einfach einen Text einstellt und ihn übersetzt haben möchte, sondern der Eigenleistung zeigt. Sehr lobenswert und beachtlich.
Alles in allem hast Du Deine Aufgabe gut erledigt.
Iter würde ich mit Marschroute oder Route übersetzen, was aber Geschmackssache ist; Weg ist auf keinen Fall falsch.
Erant kann man durchaus mit 'es gab' übersetzen.
Statt herüberhängte kannst Du überhing nehmen: Ein sehr hoher Berg hing über.
Wie gesagt, eine ordentliche Leistung.
Alles Gute,
Willy
Vielen Dank.
Ich hätte da noch eine Frage:
vix qua singuli carri ducerentur = wo kaum eine einzelne Karre geführt werden konnte
Kann man das so übersetzen, da kein konnte in diesem Satz steht. Vielleicht kannst du mir ja eine bessere Variante vorstellen.
Carri singuli ist Plural.
Ducere kann auch ziehen bedeuten.
Also: ...durch welches sich die Karren kaum einzeln ziehen lassen.
Qua ist Ablativ Singular Femininum und kann sich daher nicht auf iter (Neutrum) beziehen, dann müßte da quo stehen.
Vielleicht ist hier finis (Femininum), Grenze, Gebiet, zu ergänzen, also qua fine vix carri singuli ducerentur.
Das qua kann auch Adverb sein. Die komplexe Herleitung über Finis ist gar nicht nötig. :)
LG
MCX
könntest du bitte deinen Lösungsvorschlag präsentieren?
Aber irgendwie kann ich diese 5 Wörter nicht sinnvoll zusammenfügen: "vix qua singuli carri ducerentur".
Wenn du mir eine gute Lösungsvariante zeigen könntest, wäre ich dir sehr dankbar
@MCX
Hat Miraculix doch schon geschrieben:
Wo die Karren kaum als Einzelne (einzeln) durchgezogen werden konnten.
Du mußt vix und qua in Gedanken umstellen, dann wird's klarer.
Öhöm...wenn ich mich da nachträglich ganz kurz einmischen darf - 'omnino' würde ich nicht 'im ganzen' übersetzen, sondern 'überhaupt nur' oder 'höchstens'...
Vielen Dank auch an dich für deine Hilfe.
Könntest du mir nochmal kurz helfen:
"ut facile perpauci prohibere possent."
wie übersetze ich diesen Satz am sinnvollsten?