Laktose VERTRÄGLICHKEIT Erbgang?

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ist das bei der Verträglichkeit dann der gleiche Erbgang? Ich werd daraus nicht schlau...

Ja, natürlich. Die Fähigkeit, ob man Lactose verdauen kann oder nicht, hängt ja nur von einem einzelnen Gen ab, nämlich dem Lactasegen.

Das Lactasegen codiert für das Enzym Lactase. Dieses hat die Aufgabe, die Lactose zu spalten in ihre Bestandteile Glucose und Galactose. Erst dadurch wird Lactose verdaulich, denn die Lactose selbst kann der Körper über die Darmwand nicht aufnehmen, Glucose und Galactose aber schon.

Der "Normalfall" (man würde in der Genetik vom Wildtyp sprechen), sieht so aus, dass man im Erwachsenenalter nicht mehr ausreichend viel Lactase produziert und damit Lactose nicht mehr verdauen kann. Die Lactose bleibt dann im Darm und wird von Bakterien in unserem Darm gefressen. Deren Ausscheidungsprodukte sorgen dann für Probleme, die Gase sorgen für Blähungen und Krämpfe, außerdem wirken andere Ausscheidungen osmotisch - man bekommt Durchfall. Diese Lactoseintoleranz ist der Regelfall bei allen Säugetieren einschließlich unserer Vorfahren. Erwachsene Säugetiere ernähren sich ja nicht mehr von Milch, dann noch Lactase zu produzieren wäre gewissermaßen eine Ebergieverschwendung. Die Lactoseintoleranz half außerdem bei der Entwöhnung. Wenn der ältere Nachwuchs keine Milch mehr verträgt, bleibt mehr für den jüngeren Nachwuchs übrig.

Beim Menschen führte schließlich eine Mutation des Lactasegens dazu, dass auch im Erwachsenenalter noch Lactase produziert wird. Man nennt das auch Lactasepersistenz. Wer im Erwachsenenalter noch Lactase produziert, kann den Milchzucker noch spalten und verträgt deshalb auch jetzt noch Milch. Das Allel für die Lactasepersistenz ist dominant. Es reicht also schon aus, wenn man nur eine Kopie dieses Allels vom Lactasegen hat. Warum ist das so? Na ja, ganz einfach: wenn jemand homozygot den Wildtyp hat (also lactoseintolerant ist), dann werden im Erwachsenenalter 0 % der Lactasemenge produziert, die man noch als Säugling produziert hat. Wenn man homozygot die Genvariante hat, die zur Lactasepersistenz führt (man hat zwei Kopien davon), werden 100 % der Lactasemenge produziert. Wenn man nur eine Kopie davon hat, werden logischerweise 50 % der Menge produziert. Und diese Menge reicht schon aus, um Lactose ohne Probleme verdauen zu können.

In recht kurzer Zeit hat sich das Allel für Lactasepersistenz in den Regionen, wo man mit der Viehwirtschaft begann, durchgesetzt - es war ein Selektionsvorteil gegenüber jenen, die nur den Wikdtyp trugen und die neue Nahrungsquelle Milch nicht (oder besser: nur eingeschränkt, nämlich als Käse) nutzen konnten. In Europa sind z. B. heute zwischeb 80 und 90 % Träger des Allels und können deshalb Milch verdauen.

Heißt also in der Kurzform: Es handelt sich um einen dominant-rezessiven Erbgang, bei dem das Lactasepersistenz-Allel dominant und das Wildtypallel rezessiv vererbt wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nikki737 
Beitragsersteller
 29.11.2024, 09:54

Ok, danke!! Wir haben nämlich 2 Stammbäume bekommen und laut dem einen wäre es autosomal rezessiv und laut dem anderen autosomal dominat 🤯

Darwinist  29.11.2024, 10:13
@Nikki737

Gerne.

Wir haben nämlich 2 Stammbäume bekommen und laut dem einen wäre es autosomal rezessiv und laut dem anderen autosomal dominat

Na ja, das kommt dann eben darauf an, welches der beiden Allele du betrachtest:

  • Lactoseintoleranz: autosomal rezessiv
  • Lactasepersistenz: autosomal dominant

LG