Krippe / Kindergarten platz?

6 Antworten

Möchte mir jemand weiss machen, das wir in Deutschland überbevölkert sind?

Nein, das hat historische Gründe.

Früher haben viel mehr Eltern ihre Kids zu Hause behalten und die Kitas wurden nach dem Bedarf gebaut.

Nun gehen immer mehr arbeiten und wollen ihre Kinder unterbringen, es gibt Gemeinden die das erkannt haben und neue Kitas gebaut oder bestehende ausgebaut haben. Und damit natürlich auch keine oder nicht so große Probleme mit den Plätzen haben, ansere hingegen haben das nicht getan.

Und was ich nicht verstehen kann, das in jeder Stadt Schulen nicht überfüllt sind, aber krippe und Kita Plätze schon!?

Schulen sind anders aufgebaut, reicht eine Klasse nicht werden 2, 3 oder mehr gemacht. Lehrer pendeln teilweise über mehrere Schulen um Kinder zu unterrichten.

Schulklassen kann man auch überbelegen, Kindergärten nicht.

Denn Kleinkinder brauchen mehr Aufsicht und Betreuung als Schulkinder, eine Person kann da nur eine gewisse Anzahl an Kindern im Kindergarten betreuen, ohne dass es zu Problemen kommt.

Und mir sagte man mal, weil Schulen Pflicht sind, und krippe und Kitas nicht. Das ist auch ne unlogik, weil ich finde es genauso sehr wichtig das ein kind ne krippe / Kita besucht wie auf ner schule.

Wie erwähnt, früher war ein Kindergarten ein Angebot, das von wenigen Eltern genutzt wurde, dementsprechend wurde das Thema unterschiedlich angegangen.

Und mir sagte man, wenn man keinen krippe/Kita Platz bekommt, dann sollte man auf dem Jugendamt oder auf der Stadt anrufen, damit die helfen. Aber ne frage wie? Zaubern die freie Plätze aus dem Ärmel heraus? 

Nein, aber es gibt Tageseltern und der ähnlichen. Unter Umständen hat die Gemeinde auch einen Vertrag mit einem privaten Betreiber, der noch Kinder aufnimmt.

Was die Vergabe der Plätze angeht, das entscheidet jede Gemeinde selbst wie das gehandhabt wird. Unabhängig davon gibt es da den einen oder anderen Trick, sowie Ausnahmen warum auch Kinder von außerhalb einen Platz bekommen.

Zunächst mal gibt es dieses Problem bereits seit vielen Jahren, nicht erst seit gestern. Mag sein, dass du vor ein paar Jahren noch Glück hattest, aber die Ausgewogenheit zwischen Nachfrage und Angebot ist regional stark unterschiedlich. Ich hatte bereits vor 12 Jahren Probleme, ein Betreuungsplatz für mein erstes Kind zu bekommen - und selbst da war das allseits bereits seit langem bekannt.

Und ja, es IST ein Unterschied, ob DU etwas für wichtig empfindest (was es zweifellos ist - abgesehen vom Anrecht auf einen Betreuungsplatz) oder ob es tatsächlich Pflicht ist. Wenn eine Kita voll ist, ist sie voll. Ende. Wenn eine Schule voll ist, geht auch voller. Dann werden kurzerhand "ausnahmsweise" die Klassenstärken erhöht, Aulas in zwei Klassenzimmer umgewandelt, Container aufgestellt. Da gibt es Lösungen, weil es Lösungen geben MUSS. Ich kenne auch Kinder, denen wird eine Stunde Fahrzeit aufgebürdet (je Richtung!), weil in ihrem Heimatort kein Platz für sie ist. Und ja, selbstverständlich haben Kinder in ihrem Wohnort ein Vorrecht auf einen Platz. Trotzdem reicht es oft nicht.

Warum Bezirke, Städte, Gemeinden regelmäßig überrascht sind, dass bei einem gebauten Neubaugebiet plötzlich auch mit Kitakinder auf der Matte stehen, aus denen in absehbarer Zeit (upsi.... noch mal Überraschung) Schulkinder werden, ist mir allerdings auch ein Rätsel.

Das ist eine recht normale ständige Schwankung....

Mal gibts geburtenstarke Jahre, dann gibts wieder eine Zeit in der weniger Geburten stattfinden.... Hier und da öffnen Kindergärten oder schließen Kindergärten. Städte/ Gemeinden sparen mitunter bei den Kinderbetreuungseinrichtungen ... Mal gibts zuviele Erzieher, dann werden wieder Erzieher gesucht ....

Schulen nicht überfüllt? Warum gibts dann an diversen Grundschulen bereits mehr als 3 Klassen pro Jahrgang? Und an weiterführenden Schulen mitunter sogar noch mehr Klassen pro Jahrgang?

Als mein (ältester) Nachwuchs in die weiterführende Schule kam, gab es dort 6 Klassen für die Fünftklässler. Auch in der siebten Klasse sah es nicht anders aus. Und trotzdem haben diese Klassen teils bis zu 30 (oder mehr) Schüler.

Es gibt die Schulpflicht - es gibt aber keine Kindergartenpflicht. Der Besuch einer Krippe/ eines Kindergartens/ einer Kindertagesstätte ist freiwillig. Es wär zwar "ideal" für die Entwicklung, ist aber den Eltern vollkommen selbst überlassen ob sie ihr Kind dort betreuen lassen wollen oder nicht.

Natürlich schwierig, wenn die U6-Betreuung ausser Haus sein muss aufgrund familiärer Umstände (beispielsweise arbeitende Eltern). Dann "muss" man eine Betreuung fürs Kind finden.

Man könnt jetzt noch argumentieren "In jeder Stadt gibts diverse Kindergärten.... Elterninitiative, städtische, katholisch, evangelisch, hier und da auch mal ein Kindergarten der sich an Montessori oder ähnlichem orientiert, Waldorf, manche haben auch einen Waldkindergarten". Also "Auswahl" gäbe es theoretisch - man müsste offen bleiben a la "Hauptsache wir kriegen irgendwo einen Platz".

Die Schulen sind dieses Jahr auch überfüllt, die Grundschule meines Sohnes hat dieses Jahr eine weitere erste Klasse aufgemacht, meine Schwägerin hat in ihrer ersten Klasse jetzt 28 (!!) Kinder, was ihrer Meinung nach einfach zu viele Kinder in einer Klasse sind.

Bei der ersten Klasse kommt hinzu, dass viele Kann-Kinder letztes Jahr aufgrund der Corona-Krise nicht eingeschult worden sind und nun Plätze brauchen.

Eltern suchen sich Kindergartenplätze entweder in der Stadt, in der sie leben, oder in der nähe des Arbeitsplatzes. Auch das ist völlig in Ordnung, insbesondere wenn der Kindergarten dann direkt neben dem Arbeitsplatz liegt.

Aus unserer Stadt kann ich berichten, dass die Kindergartenplatznöte ganz eindeutig von den Einwanderern kommen. Und zwar kamen die zeimlich unerwartet in sehr großer Anzahl, so dass unsere, sehr langsam funktionierende Bürokratie zunächst überfordert war und dann nicht hinterher kam.

Zuerst kamen unzählige Familien aus Russland, dann war es eine Überflutung aus rumänischen Familien.

Schnell waren die Kindergartenplätze besetzt und es gab zunächst nur sehr geringe Ausweichmöglichkeiten, das gilt übrigens auch für Schulen. Das Problem löste sich ja nicht auf, im Gegenteil, es wurde noch extremer, denn keiner hat damit gerechnet, dass diese ausländischen Familien so schnell und viel Zuwachs bekamen. (2000 neue Familien pro Jahr und jede Familie bekommt im Durchschnitt 1 Kind dazu - explosionsartiger Anstieg der Einwohnerzahlen).

Diese Familie wohnten zunächst bei anderen Familien, in der Zwischenzeit ist ein sehr, sehr, großes Neubaugebiet entstanden und es wird immer mehr Fläche versiegelt und Natur weggenommen, die Wiesen und die Pferdekoppeln mussten dran glauben.

Die Stadt ließ sich was einfallen, aber das dauerte eben sehr lange. Zuerst wurden Wohnungen angemietet, die zu Kindergartengruppen umfunktioniert wurden, dann musste jede bestehende Kindergartengruppe 2 Kinder pro Gruppe mehr aufnehmen, bestehende Kindergärten wurden angebaut und aufgestockt und schließlich, ein neuer Kindergarten mit über 200 Plätzen geschaffen, der aber auch schon wieder voll ist.

In unseren Schulen sah es ähnlich aus, leere Fabrikhallen wurden umgebaut, Klassen ausgesiedelt, bestehende Schulen angebaut und jetzt ein Neubau hingestellt, wo früher Parkplätze waren. Das Lehrpersonal muss schauen, wo es parkt, in den Seitenstraßen, in der Stadt, bei uns gibt es keine Parkhäuser.

Im Allgemeinen haben wir in Deutschland kaum einen Bevölkerungszuwachs, die Einwohnerzahlen bleiben ziemlich konstant, aber es liegt eine gewaltige Verlagerung und Aus- und Einwanderung vor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge