Kompositbögen im alten Ägypten?
Als Ägypten teilweise von den Hyksos besetzt wurde, war das vor allem den überlegenen Bogen der Hyksos zu verdanken. Die Ägypter adaptierten aber relativ schnell diese Technologie. Ist bekannt, ob sie dabei Informationen von den Hyksos selbst bekamen, oder vielleicht Bogenbauer der Hyksos zur Hilfe hatten? Oder entwickelten sie die Technik selbst nach?
2 Antworten
Naja, diese neuen Bögen waren ja zu der Zeit allgegenwärtig, und es sind sicher welche in ihre Hände geraten, so dass sie die Dinger schnell nachbauen konnten.
Vielleicht haben sie alternative Fügemethoden gefunden. Es geht ja zuerst darum, das technische Prinzip zu verstehen, dann kann man sich ein geeignetes Fertigungsverfahren überlegen, evtl. aus der eigenen Tradition.
Diese Bögen wurden vom Altertum, bis ins Mittelalter nach fast den exakten Prinzipien gebaut. Das Verfahren war so gut, das es sich nur in der Auswahl der Materialien unterschied.
Eben. Nicht alles gab es überall. Sogar die Briten haben sowas gebaut, sicher schwammen da nicht die selben Fische herum, aber man konnte Baumharze, Knochen und sowas kochen.
Die Engländer hatten ihren Langbogen aus Eibenholz. Wenn man die Schichtung des Eibenholzes günstig legt, bei der Anfertigung, hat man ein ganz ähnliches Ergebnis, wie mit mehreren Lagen aus Sehnen Holz und Horn. Aber ein richtiger Kompositbogen ist leistungsfähiger!
Man darf nicht unterschätzen, dass die Hyksos, wer auch immer sie genau waren, im Nildelta wahrscheinlich gut 200 Jahre ansässig waren. Sie lebten von den einheimischen Ägyptern und anderen asiatischen Migranten nicht so klar getrennt. Nur die Propaganda der Thebaner stilisiert sie zu gottlosen Fremden (und die Thebaner haben gewonnen und wir wissen ja, die Sieger schreiben die Geschichte.)
Zum Beispiel vermutet man, dass die Hyksos schon eingewandert sind, einige Zeit BEVOR sie zu Herrschern wurden.
Und wir wissen ziemlich genau, dass so einige Unterägyptische und Mittelägyptische Gaufürsten Vasallen und Verbündete der Hyksos waren.
Ich will damit sagen: kein ägyptischer Spion musste bei Nacht und Nebel einen Kompositbogen stehlen. Es gab massenhaft Gelegenheit für einen Technologietransfer. Ägyptische Handwerker könnten schlicht für die Hyksos gearbeitet haben...
Archäologisch lässt sich der genaue Ablauf aber nicht fassen, so weit ich weiß... Da müsste man aber vielleicht einmal bei Manfred Bietak und seinem Team nachlesen, die haben zu dem Thema am meisten geforscht.
Hallo Schemset, freue mich sehr, von dir zu hören. Danke für die kompetente Antwort. Ja, ich denke, es könnte so gewesen sein. 🤗 Dann wären die Hyksos auch so ne Art Beuteägypter gewesen?
Hmm... Vielleicht nicht ganz. Ein bisschen eine Frage der Definition. Sie haben schon klar einen asiatischen Ursprung, kamen wohl aus dem Bereich des heutigen Israel/Palästina/Libanon. Sie trugen kanaanitische und hurritische Namen und brachten nicht nur ihre modernen Waffen mit - Bögen und Streitwagen - sondern auch ihren eigenen Keramikstil, Bestattungssitten und Gottheiten.
Als die Hyksos dann als Könige herrschten, passten sie sich immer mehr an ägyptische Sitten an - eigentlich ähnlich wie die 22. (lybische) oder die 25.(nubische) Dynastie, nur viel früher.
Das östliche Delta war halt auch schon lange ein Ort, an dem sich Ägypter mit Einwanderern aus dem Osten mischten.
Da ist es dann schwer zu sagen, wer "noch" ein Asiate oder "schon" ein Ägypter ist
Es ist eine hochkomplexe Technologie, für die man eines brauchte, KLEBSTOFF! Er wurde aus den Schwimmblasen verschiedener Fische gemacht und brauchte 18 Monate zum aushärten. Da kommt man nicht eben mal schnell dahinter.