körperliche bestrafung bei kindern

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Hallo Blackysheep,

Das ist eine Frage, wie die Leute die Kinder sehen. Für die Einen gibt es brave und böse Kinder, die Anderen wissen, dass Kinder erst ihr ganzes soziales Verhalten lernen müssen, und dann sind brav und böse einfach keine Kategorien!

Ich kann gut nachvollziehen, wie schwierig Deine Situation bei solchen Verwandten ist. Aber ich kann Dir aus Erfahrung sagen (meine Kinder sind alle über 20), es ist sogar einfacher, die Kinder ohne Strafen zu erziehen. Du musst Dich allerdings dann etwas mit Erziehung beschäftigen! Dazu ist dann einfach mehr Hintergrundwissen notwendig!

Ganz wichtig ist es, das Lerngesetz zu kennen und verstanden zu haben:

„Erfolg verstärkt ein Verhalten!“

Jeder Mensch handelt zielgerichtet. Wenn Du dieses Ziel kennst, weißt Du, wann jemand mit seinem Verhalten Erfolg hat. Wenn Du den Erfolg verwehrst, dann verliert sich ein unerwünschtes Verhalten sehr schnell. Dazu ist es notwendig, dass Du Deine Kinder kennst. Du musst also Zeit mit ihm verbringen und mit ihm reden, damit Du weißt, wie es ihm geht, was es so vorhat. Ein Kind durch Strafen zu erziehen scheint da einfacher, hat aber jede Menge Nachteile und es werden ihm unerwünschte Verhaltensweisen beigebracht!

Wenn Du Dich mit Deinem Kind beschäftigst, stärkt das die Vertrauensbasis und das macht Erziehen wiederum einfacher.

Unser Kleiner hat ADHS und eine Lese-Rechtschreibschwäche. Deshalb hat er in der Schule nicht Lesen gelernt. Das fiel aber in der Schule niemandem auf, denn er musste immer so ziemlich am Ende lesen, und da kannte er die Geschichte bereits auswendig! Wenn er zuhause las, fiel mir auf, dass er zwar sinnvolle Dinge las, aber oft Dinge, die nicht dastanden! Ein Gespräch mit der Lehrerin ergab, es solle mindestens drei Stunden am Nachmittag lesen üben. Ein absoluter Unsinn! ADHS und drei Stunden konzentriert lesen! Der konnte sich gerade mal fünf Minuten konzentrieren! Zufällig las ich von einem Computerprogramm, mit dem man die Punkte einkreisen konnte, wo die Leseschwierigkeiten lagen. Und danach konnte man das speziell Üben. Da Programm ist im Rahmen eines Forschungsprogramms entstanden, und so bekamen wir noch einige Übungshinweise von den Entwicklern.

Da mein Sohn nun schon in der vierten Klasse war, war er schon einigermaßen frustriert und meinte er könne eh nicht lesen lernen. Es brauchte einige Überredungskunst, ihn zum üben zu motivieren. Wir haben dann am Anfang jeden Tag 10 Minuten geübt, Am Ende 20 Minuten. Nach einer Woche bemerkte mein Sohn die Fortschritte, und wollte dann immer selbst üben. Die Probleme in der Schule eskalierten und es wurde sogar die Schulpsychologin eingeschaltet. Die hat sich angehört, was wir machen und war dann stinkesauer, als die Lehrer meinten, wir würden bis nachts um 10 mit dem armen Kind lernen, nur damit es besser in der Schule würde. Nein, er hat ganz einfach lesen gelernt! Und plötzlich konnte er die Aufgabenstellung in der Schulaufgabe lesen! Dieses nach vernünftigen Lösungen zu suchen hat uns bei den Kindern sehr viel Autorität beschert! Davon haben wir die gesamte Kindheit und Jugend profitiert.

Da wir bei der Erziehung unserer Kinder anders vorgegangen sind, als dies im ländlichen Bayern üblich ist, also weniger autoritär, aber doch konsequent, musste ich mir auch immer anhören: „Lass Deine Kinder mal in die Pubertät kommen!“ Und sie kamen in die Pubertät! Alles wunderbar, kaum Konflikte! Und wer saß bei uns am Tisch und hat gejammert, wie schlimm doch ihre Tochter in der Pubertät sei? Eine Erzieherin, die uns den obigen Satz mehrmals um die Ohren warf! Wie sagte doch Jesper Juuhl? „Pubertät is paybacktime!“

Vor Kurzem kam mein Junger (wir erinnern: ADHS) von der Arbeit nach Hause, und meinte:“ Heute hat mich der Geschäftsführer angesprochen, sei der Sonnenschein der Firma, hätten mit mir einen Glücksgriff getan!“

Und das bei einer gewaltfreien Erziehung, ohne Strafen, aber konsequente Erziehung!

Wenn also wieder eine solche Diskussion entsteht, dann weise die Anderen einfach darauf hin, dass Du Dich mit Erziehung intensiv beschäftigt hast, dass Du weißt, was Dein Kind lernen muss, und dass die Kinder Heute ein Recht auf Gewaltfreie Erziehung haben (weder körperliche noch psychische Gewalt!). Das sei Gesetz und daran würdest Du Dich halten! Und sollte jemand aus Deiner Umgebung Deine Regeln übertreten, würdest Du nicht zögern, ihn wegen Körperverletzung anzuzeigen!

Barney123  31.12.2013, 10:04

Fortsetzung

Erwarte aber nicht, dass die Dich verstehen! Denn auch ich bin anders erzogen worden, und die Reaktionen und Gefühle bei einer anderen Erziehung kenne ich gut! Ich musste innerlich immer den Standpunkt wechseln, und mir sagen, dass das Kind das nicht böse meint, dass es da nur etwas zu lernen gibt, was es noch nicht kann! Und dafür bin ich zuständig! Das fühlte sich innerlich tatsächlich an, als würde ich die Sache von einem anderen Standpunkt aus betrachten. Und nur von diesem Standpunkt funktionierte Erziehung bei meinen Kindern! Es kam auch vor, dass ich mich ärgerte. Dann machten die Kinder aber Dicht und Erziehung war in diesem Moment schlicht nicht möglich! Erst nachdem ich den Standpunkt gewechselt hatte!. Zum Glück hatte ich eine Frau, die mich da unterstützen konnte!

Viel Erfolg bei der „etwas anderen Erziehung“ Deiner Kinder wünscht Dir

Barney

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Barney123  04.01.2014, 10:04

Danke für den Stern!

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blackysheep 
Fragesteller
 04.01.2014, 20:30
@Barney123

Meine eltern fahren mit der jüngeren schwester von arzt zu arzt da bekamen meine eltern sachen zu hören die würden Sie nie im leben glauben von adhs bis zu autismus . Ich weiss aber das sie mir als ich kind war in vielen sachen ähnlich ist . Nehmen wir das bsp des schulpsychologen den meine schwester nicht leiden kann . Als kind wenn ich jemand nicht mochte vor den hatte ich null anstand und null respekt . Warum dachte ich mir Muss ich denjenigen ausserhalb meiner zeit zb in der schule mögen . Und meine schwester erfährt vom psychologen das sie nicht normal sei und still sitzen solle . Und das sie deswegen keiner mag . Joa und jetzt wird sie zum kinderarzt geschleift und in 2 kliniken obwohl ich weiss sie ist normal denn sonnst könnte sie ja auch keine bindung zu mir aufbauen . Und bis jetzt klappt es sehr gut . Ich hab eingesehen diskusionen mit meinen eltern sind sinnlos . Aber danke für die gute antwort ;)

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Barney123  07.01.2014, 08:07
@blackysheep

Hallo blackysheep,

ich habe den Eindruck, dass solche Diagnosen manchmal gestellt werden, um dem Kind einen Namen zu geben und die Eltern dann milde zu stimmen, und dazu zu bewegen, dass sie ihr Kind anders behandeln. Mit einer Krankheit hat niemand Schuld, aber man kann ein Kind dann anders behandeln, halt so dass es zur „Krankheit“ passt. Das ist in vielen Fällen ein Ansatz.

Wir haben mit unserem Kind schon auch darüber gesprochen, wo andere Probleme mit ihm haben, auch um Wege mit ihm zu besprechen, wie wir zusammen (!) üben werden, dass die Probleme geringer werden. Letztendlich muss ja doch jedes Kind lernen in dieser Welt zurechtzukommen. Gepunktet haben wir, als wir uns gegen die Lehrer stellten, und unseren eigenen Weg gegangen sind. Denn obwohl sie es meiner Meinung nach besser hätten wissen müssen, haben uns viele Lehrer empfohlen das Kind stundenlang lernen zu lassen. Wie soll denn das bitteschön gehen, wenn sich das Kind gerade mal fünf Minuten konzentrieren kann???? Das ist ja schon weltfremd. Also haben wir mit dem Kind das besprochen. Akzeptiert, dass er sich nur fünf Minuten konzentrieren konnte, dann raus, auspowern. Danach wieder fünf Minuten. Diese Zeit haben wir dann langsam gesteigert. An manchen Tagen ging es besser, an anderen schlechter.

Natürlich wollen wir nicht mit Menschen zusammen sein, mit denen wir uns nicht verstehen! Aber es ist eine schlechte Taktik, zu denen dann patzig zu sein oder ihnen zeigen, dass man keinen Kontakt will. Mit diesem Verhalten kommt keiner weiter im Leben, also muss man da mit dem Kind üben, dass es solche Situationen mit heiler Haut übersteht! Und natürlich auch mit ihm darüber reden. Aber dazu ist erst einmal ein guter Kontakt zum Kind nötig und eine Vertrauensbasis. Dann lernt das Kind das auch mit einem ganz anderen Hintergrund und einer anderen Einstellung!

Und natürlich haben solche Kinder das Recht auf Liebe und Verständnis! Niemand kann das in ein Kind hineinoperieren oder durch Tabletten erzeugen! Das muss langsam geübt werden, und immer aus einer Position des Vertrauens heraus. Und das scheint mir zu sein, was Deine Eltern nicht verstehen! Die erwarten dass ein Erwachsener mit Top Fähigkeiten auf die Welt gekommen ist! Das ist natürlich Müll!

schulpsychologen den meine schwester nicht leiden kann

Schulpsychologen müssten wissen, dass ohne einen guten Kontakt zum Kind gar nichts geht. Aus dieser Position kann die gar nichts erreichen auch nicht wenn sie hundertprozentig Recht hat! Die ist in diesem Falle eine Fehlbesetzung! Sie muss erst das Vertrauen des Kindes haben, bevor sie irgendetwas erreichen kann.

Denke Deine Schwester sperrt sich inzwischen gegen alle Versuche, irgendetwas in sie hineinzuprügeln, denn wenn das, was Du schreibst einen wahren Hintergrund hat, dann ist die einzige Chance die Deine Schwester noch hat psychisch um zu überleben, die ist, dass sie vollkommen dicht macht! Und das ist dann ja verständlich!

Somit denke ich, die Probleme Deiner Schwester sind von ihren Eltern hausgemacht und nur Folgen einer verfehlten Erziehung!

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Hallo,

dein Sohn ist erst 2 Jahre alt und muss noch lernen, was er darf und was er nicht darf. Es kommt bei jedem Kind mal vor, dass es haut oder gehauen wird, das ist ganz normal. Aber daraus lernen die KInder, weil es Konsequenzen gibt.

Bei 6 und 8jährigen Kindern ist es was ganz anderes. Von ihnen kann man eigentlic herwarten, dass sie schon gelent haben, dass man nicht hauen darf, auc hwenn sie vom kleinen Neffen geschlagen werde. Sie müssten aanders reagieren, natürlich nicht mit zurückschlagen, sondern mit Erklärungen.

Wie will dein 2Jähriger lernen, dass man nicht hauen darf, wenn die Tanten es doch auch machen? Er kennt die Reaktion und die Vergeltung noch nicht und weiß gar nicht um was es geht.

Hallo Blacksheep,

Du hast schon viele tolle Antworten bekommen, da kann ich kaum noch etwas neues sagen ;) Ich bin auch Deiner Meinung. Gewalt hat in der Erziehung nichts zu suchen. Es ist ein Armutszeugnis UND es geht auch anders. Ein tolles Buch zu dem Thema ist "Das glücklichste Kleinkind der Welt". Da steht auch viel drin zu verschiedenen Erziehungsstilen und super gute Tips und Infos. In der Trotzphase hat uns dieses Buch gerettet. Besonders gut....als die Trotzphase los ging waren auch sofort meine Eltern mit Sprüchen dabei "Siehst Du, wir haben Dir ja gesagt Du musst strenger erziehen!". Ich konnte da nur sagen "Ihr wisst doch auch, dass das in der Trotzphase normales Verhalten ist.". Aber nach dem Buch brauchte ich keine Argumente mehr. Ich habe mit den Tips aus dem Buch Trotzanfälle in gute Kommunikation umgewandelt und sogar meine Eltern waren beeindruckt.

LG, Hourriyah

Natürlich keine Züchtigung! Das Einzige, was mir hierzu einfällt, dass bei der Erziehung Konsequent sein wichtig ist. Das ist doch das Entscheidende, nicht das Schlagen. Bestrafen, indem man die Kinder nicht rauslässt, ist finde ich schon in Ordnung. Oder man verbietet bestimmte Dinge. Wichtig ist es zu reagieren, nicht ignorieren, wenn inder andere Kinder schlagen.

  • Körperliche Züchtigung als elterliche Erziehungsmaßnahme ist weder erlaubt noch anzuraten. Sie ist eher ein Ausdruck von Hilflosigkeit, nämlich der Unfähigkeit, durch Autorität und Wort das Erziehungsziel zu erreichen.
  • Körperliche Reaktionen sind dagegen meiner Meinung und Erfahrung nach durchaus mal akzeptabel, wenn sie spontan und aufrichtig reaktiv erfolgen. Wir hatten auch mal einen kleinen Jungen in der Bekanntschaft, der regelmäßig Erwachsene schlug, bei denen er auf dem Schoß saß. Eine Nachbarin wusste nichts davon und war sein nächstes Opfer. Sie hat absolut automatisch, ohne Nachdenken, ohne Zögern, zurückgeschlagen -- nicht übertrieben, sondern altersgerecht, aber deutlich genug. Der Kind hat nicht einmal geschrien. Große Augen und für immer geheilt. Es hat nie wieder so etwas gemacht. Manchmal müssen Kinder auch wissen, wie es sich anfühlt, und müssen mit Konsequenzen leben.
  • In dem Falle Deiner Fragestellung wäre es richtig, wenn die Sechsjährige einfach zurückgehauen hätte und fertig. Kinder dürfen das. Im Gegenteil ist es falsch, wenn der Kleine das Gefühl bekommt, dass er durch solche Grenzüberschreitungen irgendwie "der Stärkere" ist und damit durchkommt. Gewalt ist nie akzeptabel, auch nicht ausgehend von dem Kleinen.
  • Gewaltfreie Erziehung im Sinne körperlicher Gewalt ist auch mein Credo. Aber dann müssen Strafe, Erziehung und Einsicht eben durch Worte und andere Maßnahmen erfolgreich erreicht werden. Wenn ein Kind mit Grenzüberschreitungen durchkommt oder das Gefühl hat, besser davongekommen zu sein als sein Opfer oder als die Tat auch im kindlichen Selbstverständnis empfunden wird, der verzieht sein Kind tatsächlich und der läuft tatsächlich Gefahr, dass das Kind schrittweise seine Taten eskaliert.
  • So oder so muss auch immer an die Opfer gedacht werden: Man kann einfach nicht von einer Sechsjährigen erwarten, dass sie einsieht, dass ein bisschen Reden reicht und ihren Ärger wiedergutmacht. Sie muss schon das Gefühl haben, dass die Tat wirklich bestraft wird. Sie muss erleben, dass Sanktionen eintreten, dass auch ihr Ärger und Schmerz anerkannt und wiedergutgemacht werden. Sonst entsteht auch dort eine verletzte Kinderseele und leider werden die Seelen der Opfer oftmals weniger berücksichtigt als die der randalierenden Kinder. Wohlgemerkt, die Eltern sollen das schlagende Kind nicht zurückschlagen, aber sie sollen Sanktionen finden, die auch wirklich unangenehm sind und ein klares Signal setzen: Das machst Du nicht wieder!
Barney123  31.12.2013, 18:09

Man kann einfach nicht von einer Sechsjährigen erwarten, dass sie einsieht, dass ein bisschen Reden reicht und ihren Ärger wiedergutmacht. Sie muss schon das Gefühl haben, dass die Tat wirklich bestraft wird.

Das zweijährige Kind hat noch nnicht viel Kraft, es tut deshalb auch nicht richtig weh. Damit ist der Rachegedanke eindeutig vom Tisch. Den darf auch ein Erwachsener nicht haben. Das Gericht setzt da enge Grenzen. Selbstjustiz ist nicht erlaubt! Es muss genügen, wenn dem sechsjährigen erklärt wird, dass das zweijährige das erst noch lernen muss! Strafen sind nicht mehr das Mittel der Wahl bei der Heutigen Kindererziehung! Wie schon mehrfach angesprochen hat das MIT auch eindrucksvoll nachgewiesen, dass Strafen fast keinen Einfluss auf das Verhalten haben! Ausserdem hat sogar das Nachfolgeministerium des Familienministeriums festgestellt, dass Strafen eskalieren müssen und deshalb als Erziehungsmittel ungeeignet sind!

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