Kind quengelt und schreit täglich wegen allem?

9 Antworten

Also erst einmal ist das völlig normal. Kinder in dem Alter erleben zum ersten Mal, dass sie in bestimmten Situationen machtlos und abhängig sind. Und dann schreien sie eben, weil sie sich anders noch nicht äußern können.

Mein Sohn ist etwa gleich alt und meistens total gut gelaunt. Aber er hat auch solche Phasen, wie du sie beschreibst. Die haben ziemlich sicher sogar die meisten Kinder.

Wichtig ist aber, wie du auf ihn reagierst.

Ein Vergleich:

Du hattest einen echt miesen Tag, nichts ist so gelaufen wie geplant, der Chef hat dich unverdient angemotzt und dann kommst du abends heim, stellst fest, dass dein Partner wie immer seine Schuhe direkt in den Flur geschmissen hat, anstatt sie in die Garderobe zu stellen - du bist echt mies drauf. Was hilft dir dann mehr? Wenn dein Partner zu dir sagt "boah, bist du schlecht gelaunt, du hast wohl deine Tage" oder "oh, Schatz, komm erst mal an und dann erzählst du mir von deinem Tag."

Dein Kind schreit nicht einfach so. Es ist kein Quälgeist, der dich nur ärgern will. Es hat stattdessen ein Bedürfnis, das es noch nicht äußern kann. Und dann ist es wichtig, liebevoll herauszufinden, was das Problem ist. Will er einfach nur in den Arm genommen werden? Wurde er unsanft geweckt und schreit deshalb? ist ihm vielleicht langweilig?

Du musst deshalb nicht jedem Quengeln nachgeben. Aber du musst verstehen, dass dein Kind dich nicht "manipulieren" möchte - auch wenn manche Antwortgeber hier das behaupten. Das ist nämlich Unsinn.

Dein Kind hat gerade ein Problem, wenn es schreit. Das heißt aber nicht, dass du dieses Problem lösen musst. Siehe Beispiel oben: du erwartest von deinem Partner ja auch nicht, dass er deinen Chef für dich anmeckert, sondern, dass er sich deine Sorgen anhört und mitfühlend reagiert (und dann vielleicht seine Schuhe verräumt). Deswegen ist es wichtig, empathisch auf das Nörgeln zu reagieren.

Und es ist auch wichtig, zwischen Wünschen und Bedürfnissen zu unterscheiden. Die Schokolade an der Supermarktkasse ist ein Wunsch, aber Hunger ist ein Bedürfnis.

Verstehst du, was ich meine?

Für dein Kind ist vor allem wichtig, dass dein Nein verlässlich ist. Je mehr du rumeierst und deine eigene Entscheidung anzweifelst, desto mehr spürt dein Kind, dass es dich möglicherweise doch überzeugen kann. Und natürlich lernt dein Kind, dass Quengeln ein wirkungsvolles Mittel ist, wenn du ihm immer wieder nachgibst und seine Wünsche erfüllst. Ob du das Überraschungsei kaufst oder nicht, ist im Grunde egal. Es kommt darauf an, ob die Entscheidung für dein Kind nachvollziehbar ist. Wenn du jedes Mal eins kaufst und an einem Tag nicht, ist sie es nicht.

Und: sei ein Vorbild.

Wenn du jedes Mal leidig das Gesicht verziehst und das Quengeln deines Kindes mit einem weinerlichen „Muss das jetzt schon wieder sein, kannst du nicht einfach mal zufrieden sein?“ beantwortest, tust du im Grunde nichts anderes als Nörgeln. Sei ein Vorbild und bleibe ruhig und freundlich. So lernt dein Kind am ehesten, dass in eurer Familie ein normaler Tonfall gesprochen wird.

Zu guter Letzt: Erwachsene nörgeln und meckern und jammern und Kinder tun das eben auch manchmal. Ganz vermeiden lässt sich das nicht.

sabinebine20 
Fragesteller
 13.12.2021, 12:36

Danke!!!

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Höchstwahrscheinlich hast du oder dein Mann ihm viel zu viel Macht in eurer Beziehung gegeben, indem ihr immer wieder nachgegeben habt und ihm das gegeben habt, was er möchte. Es ist in Ordnung ihn ein bisschen schreien und quengeln zu lassen, solange sein Wohl dabei nicht gefährdet ist. Zeig ihm, dass sein Verhalten nicht zu dem führt was er will und lass ihn sich, z.B. Spielzeuge selbst holen. Auch wenn er es am Schluss nicht nimmt und weiter schreit, lernt er wenigstens irgendwann, dass er selbst etwas tun muss, damit er das Spielzeug bekommt (lernt auch die Konsequenz seines Verhaltens kennen). Andererseits, verhalten sich Kinder oft auffällig, weil sie Aufmerksamkeit möchten oder etwas in der Familie dazu geführt hat, dass sie sich so verhalten. Es kann ein Streit gewesen sein oder sonstiges, was er miterlebt hat oder etwas anderes. In diesem Fall, kann es sein, dass das Kind denkt, dieser Streit ist wegen ihm passiert. Dadurch verhält er sich oft auffällig, um von dieser Situation (was auch immer das sein könnte) abzulenken. Irgendwann wird das dann natürlich zur Gewohnheit und das Kind weiß nicht wie es sein Verhalten oder seine Gefühle selbst regulieren soll. Hierbei müsst ihr euch konstant durchsetzen und ihm auch Konsequenzen seiner Handlung ersichtlich machen. Andererseits müsst ihr ihm helfen seine Gefühle zu regulieren, indem ihr ihm zeigt das ihr für ihn da seit. Denn eine sichere Bindung zu den Eltern hilft dem Kind Stress besser abzubauen und sich besser zu regulieren. Ich würde euch auch mal empfehlen eine Psychologische Beratungsstelle in eurer gegen anzurufen und euch in dieser Situation frühmöglich ein Termin zu holen. Es wird euch sehr entlasten und eurem Kind für die Zukunft auch helfen.

sabinebine20 
Fragesteller
 13.12.2021, 07:45

Vielen, vielen Dank für die hilfreiche Antwort!

Ich habe auch schon überlegt es bei einem Psychologen zu versuchen. Er hat sehr viel Streit mitbekommen

Aber, brauch ich da auch die Einverständnis vom Kindesvater?

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MinaL61  13.12.2021, 08:02
@sabinebine20

Selbst weiß ich das auch nicht genau, ob die Einverständigung der Mutter allein reicht oder die vom Vater auch benötigt wird. Am besten du rufst dort an und fragst, wie sie es dort machen und kannst ja dann auch gleich ein Termin ausmachen.

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Man kann Kindern auch in diesem Alter bereits klar machen, wer das Sagen hat.

Du darfst dem Kind nicht vermitteln, dass es im Haus die Hosen anhat und der Chef ist. Wenn es wegen Spielzeug schreit, dass es sich auch problemlos selbst nehmen kann, dann um Gottes Willen nicht aufstehen und dem Kind das Spielzeug geben.

Entweder holt es sich das Spielzeug selber, oder es hat halt einfach Pech gehabt.

Wenn es während dem Spielen Schreit kann man es auch in diesem Alter schon ermahnen, dass man so etwas nicht tut und dass du nicht mehr spielen möchtest, wenn es so weiter macht. Wenn es dann weitermacht, kann man das spielen auch mal unterbrechen oder im schlimmsten Fall auch abbrechen.

Ihr müsst eurem Kind beibringen, dass man durch schreien nicht bekommt was man will. Im Zweifel muss es dann auch Sanktionen geben.

Ich hatte mit meiner Tochter (auch 2) einmal ähnliche Probleme. Sie war gerade in einer sehr schwierigen Phase, wo alle Regeln getestet wurden. Hat sich unter aller Sau benommen beim spielen, Essen, zu Bett gehen usw.

Als sie am Essenstisch anfing mit dem Essen zu schmeißen, war der Faden dann gerissen. Ich habe ihr klar gemacht, dass man bei solchem Verhalten nicht mehr mit der Familie mit essen darf. Da musste sie dann auch mal ins Zimmer (ins Kinderbett, damit sie nicht spielen kann) und warten bis wir fertig waren mit Essen. Klingt drastisch, wirkt aber Wunder.

Beim zu Bett gehen gab es dann auch mal Sanktionen, dass nichts vorgelesen wurde. Ins Bett, gute Nacht sagen, Licht aus, Fertig.

Das Kinder in dem Alter schwierig sind ist durchaus normal, aber ein solches Verhalten ist schon sehr extrem. Das kann eigentlich nur passieren, wenn man immer wieder nachgibt.

sabinebine20 
Fragesteller
 13.12.2021, 08:46

ein Kind wird von sowas nicht traumatiert oder? Also ich meine, wenn ich mein Kind ins Bett gebe und schreien lasse, und daweil fertig esse? Vor Wut tut er auch den Teller runter schmeißen

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Desba  13.12.2021, 08:57
@sabinebine20

Naja, es kommt ja immer drauf an warum das Kind schreit.

Wenn es schreit weil es Hilfe braucht oder Angst hat, dann sollte man natürlich nicht einfach schreien lassen.

Wenn es aber schreit, weil es seinen Willen nicht kriegt und sich einfach nur durchsetzen will, dann spricht nichts dagegen es schreien zu lassen.

Haben wir auch so gemacht und unser Kind bzw. unsere Kinder (habe auch eine 12 Jährige) sind beide nicht traumatisiert :-)

So kurze Auszeiten gibt es immer mal wieder. Wir achten aber auch darauf, dass diese Auszeiten beendet werden, wenn das Kind sich beruhigt hat.

Macht es danach genau so weiter, geht es wieder ab ins Zimmer. Das Spiel muss man nicht lange spielen.

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Du darfst nicht nachgeben. Wenn du ihm zum Beispiel das Spielzeug gibst, weshalb er schreit, dann wird das Ganze nur noch schlimmer. Es weiß dann, dass es mit rumschreien alles bekommt. Das rumschreien an sich ist in dem Alter nicht untypisch. Man darf halt nicht einknicken, sonst „verfestigt“ sich das. Man muss aber auch selbst wissen, wo da für einen selbst die Grenze ist, ab wann man dem Kind was gutes tut und wann man das rumschreien fördert. Das kann man nicht so gut sagen, wenn man das Kind nicht kennt.

Ich kann mir jetzt nur nicht erklären, wie man was beim Spielen mit einem Kleinkind falsch machen kann. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Kleinkind, wegen mir rumschreit, weil ich „falsch“ gespielt habe.

Naja, ich hoffe, dass sich jetzt alles ins Gute wendet. Viel Erfolg

Warst mit ihm schon beim Arzt? Kann ja sein dass es medizinische Gruende fuer sein Verhalten gibt.