kennt ihr persönlich jemanden der noch einen w140 fährt("alten" mercedes)?
wenn ja, wie ist diese person denn so drauf und wie alt ungefähr? würdet ihr bei solchen fahrzeug besitzern gewisse vorurteile haben, egal welche?
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Ich kannte einige, die in den 90ern einen W140 fuhren und den meist neu gekauft hatten - das waren Leute, die schon Geld hatten, meist deutlich über 50 waren und sehr konservativ. Gebraucht spielte der 140er keine Rolle; entweder wurde er gefahren, bis er auseinander fiel oder unmittelbar nach der Inzahlungnahme durch Mercedes in den Export geschickt.
https://www.youtube.com/watch?v=dMzlnH6q50A
Selbst fuhr ich zehn Jahre lang einen optisch vergleichbaren Mercedes, den ich gebraucht gekauft hatte; Erstbesitzer war eine Frankfurter Mercedes-Werkstatt, dann kam ein älterer Mann, der von Beruf Diplom-Ingenieur und Handelslehrer war. Es gab Vorurteile ohne Ende und jede Menge Beleidigungen und Häme. Als ich mit dem Auto zum ersten Mal in meiner Heimatstadt auftauchte, gab es Fragen wie "zahlt der Chef zuviel?" oder "sind wir arrogant geworden?" oder "hat es nicht auch ein sportlicher kleiner Japaner getan?". Man machte sich auch über das Debakel mit dem Autozug nach Sylt lustig, das damals groß durch die Presse ging. Wenn seither über mich gesprochen wurde, kamen die Leute sofort auf den Mercedes (ich kann mich noch an den Satz "ouh ja, en grouße Mercedes hat er" erinnern, das war aber nicht als Kompliment gemeint, im Gegenteil) - und der dunkelgrüne Mercedes trug auch stark dazu bei, dass ich als Akademikertrottel und feister Besserverdiener eingestuft wurde, dem "was Normales" nicht mehr gut genug sei; es gab sogar Versuche von Vandalismus aus purem Hass gegen mich und dieses Auto - obwohl der noch nicht mal Klimaanlage hatte (die kostete in den 90ern noch Aufpreis, auch im W140 je nach Motorisierung) und ein ganz einfaches Radio mit Cassette sowie keine Alufelgen (der hatte Stahlfelgen mit Radkappen), war das ein Politikum und ich hatte "etwas gemacht, das MAN nicht macht" laut den Leuten meiner Heimat. Als ich einmal jemanden, den ich für halbwegs vernünftig hielt fragte, warum ein solches Auto solchen Unfriede erzeugt und dass es doch eigentlich nur ein gebrauchtes Fahrzeug ist und jeder neue Golf mehr kostet, kam zur Antwort "ja schon, aber es ist Mercedes und das reicht schon". Man soll es nicht für möglich halten. Irgendwann hatten sie sich aber scheinbar dran gewöhnt, weil kaum noch dumme Sprüche kamen; ich hielt zehn Jahre und sehr erfreuliche, zuverlässige 287.000 Kilometer lang an dem Auto fest, bis ich auf die E-Klasse W211 umgestiegen bin, mit der ich immer noch fahre.