Kennt ihr persönlich einen echten Neonazi oder Faschisten, wenn ja, wie ticken diese wirklich?
Ich meine jetzt wirkliche Neonazis oder Faschisten, die diese Merkmale auch wirklich erfüllen. Wie ticken diese Personen so, merkt ihr das an deren Charakter auch?
18 Antworten
Hatte mal einen Arbeitskollegen. Das volle Programm. Glatte rasiert, Hakenkreuz Tattoo auf der Brust, eine Tochter namens Germania. Ist aber schon gut 15 Jahre her.
Hatte nicht viel mit ihm zu tun. War eher ein ruhiger Typ, der auf Arbeit gern mit den ältern Kollegen abhing.
LG.
Ich kannte mal einen NPD-Sympathisant, aber ihm hatte man es nicht wirklich angesehen. War auch eher ruhig. Privat hat er wohl kaum über Politik geredet.
Ich kenne jemanden, der damals in der Grundschule in der Nachbarklasse war. Ich hatte und habe mit ihm aber nichts zu tun. Ich war bisher auch nur ein Mal bei ihm zuhause und habe dementsprechend die Bilderwand sehen können mit Abzeichen aus dem 2. Weltkrieg, einer Ausgabe des Völkischen Beobachters und diversen Waffen an der Wand - mitsamt Hakenkreuzfahne.
Charakterlich kann ich wenig über ihn sagen, weil wir uns nicht wirklich kennen und ich das auch nicht will - er bestimmt auch nicht. Der weiß wahrscheinlich selbst wie links ich bin und würde sicher auch jede politische Diskussion vermeiden - so wie ich ja auch.
Grundsätzlich sieht man es den Leuten wie so oft nicht an. Und da wir uns aus der Kindheit kennen und einen ähnlichen Bekanntenkreis haben (wir sind ja alle im gleichen Bezirk groß geworden), kommen wir oberflächlich miteinander aus. Grundsätzlich ist er ein netter Typ, sogar sehr hilfsbereit und gesprächig. Liegt aber natürlich vor allem daran, dass wir uns wie gesagt kennen und wahrscheinlich auch weil ich kein Ausländer bin oder einen Migrationshintergrund habe.
Ich kann mich erinnern wie er uns damals zu Silvester zu sich nach Hause in den Schuppen eingeladen hat. Er hatte für uns ein ganzes Buffet vorbereitet und selbstgebrannten Schnaps ausgeteilt. Das ist besondere Gastfreundschaft wie ich finde. In dieser Hinsicht hatte er einen guten Eindruck gemacht. Insgesamt ist er auch ein eher ruhiger Typ. Aber es steckt halt eine Menge braune Scheiße in seinem Hirn.
Gerne. Und klar, Nazis sind ja keine permanenten Miesepeter, die von morgens bis abends über das ungerechte Leben herziehen. Man mag es kaum glauben, aber auch Neonazis können ein erfülltes und zufriedenes Leben führen und anderen gegenüber nett sein. Unser Bild von Rechtsextremisten ist verzerrt. Diese Menschen sind zwar ideologisch finstere Gestalten, aber das macht sie nicht zu Menschen, die per se unfreundlich und „böse“ sind. Unter ihresgleichen herrscht Solidarität, Zusammenhalt und Freundschaft.
Nur ändert sich das eben sobald es politisch wird. Denn gegenüber Staat und Andersdenkenden dreht sich diese Welt um 180 Grad. Solange sich diese Leute nicht mit ihren Feindbildern beschäftigen, können sie „ganz normale“ Leute sein - nur sind sie eben blöde Rassisten und Hetzer, die in ihrem Leben nie gelernt haben, was Liebe wirklich bedeutet.
Höcke ist ein gutes Beispiel - wobei ich sagen muss, dass ich ihn trotzdem per se unsympathisch finde. Aber das ist meine persönliche Wahrnehmung. Ich persönlich finde auch seine Art nicht nett und zugänglich. Aber ich verstehe, warum andere das anders sehen. An sich verhält er sich ja sehr souverän und anständig. Doch genau das macht ihn auch gefährlich.
Bei Linksextremen sieht man es auch nicht jedem an. Wobei ich teils finde, dass es bei Linksextremen in Interviews oder im Verhalten doch oftmals schneller auffällt, weil sie bspw. oftmals schnell Kapitalismus kritisieren, oder halt sich schnell gegen Rechts positionieren etc. Aber es kommt auf die Person an.
Naja, da bringst du etwas auseinander. Wer den Kapitalismus ablehnt und sich offen gegen Nazis positioniert ist kein Linksextremist.
In die extreme Richtung geht es meist eher bei Maoisten oder Stalinisten, die mit autoritären Diktaturen romantisieren. Ebenso wie ich immer etwas schief auf Leute schaue, die die RAF verharmlosen oder DDR-Flaggen hissen. Solche Leute verharmlosen aus meiner Sicht die historischen Realitäten dieser autoritären Staaten und legitimieren ihre Unterdrückung - auch wenn wir inzwischen wissen, dass in vielen Fällen von außen Manipulation und Spionage von westlichen Mächten betrieben wurde. Ändert aber nichts daran, dass Staaten wie die UdSSR, Kuba oder die DDR autoritär und diktatorisch regiert wurden oder im Fall von Kuba noch immer werden.
Außerdem spielt Gewalt bei Linksextremisten eine besondere Rolle. Wer sich tatsächlich mit Steinen in den Block stellt, den würde ich dem extremistischen Lager zuordnen. Wer jedoch protestiert, offen den Kapitalismus kritisiert und meinungsstarke Positionen vertritt, ist wenn überhaupt links(radikal). Da würde ich eine Grenze ziehen.
Und ehrlicherweise muss man auch sagen, dass die mediale Darstellung von Linksextremisten auch hin und wieder verzerrt sind. Ich erinnere mich an 2 Videos, bei denen „Linksextremisten“ interviewt wurden. Das waren wahrscheinlich die beklopptesten Interviews, die ich mit Linksextremisten je gesehen habe.
Aber vor allem, weil man sich ziemliche Clowns ausgesucht hatte, die in keinster Weise für die linke Szene sprachen und eher so wirkten, als hätte man sie gecastet um möglichst radikale Sachen zu sagen.
Viele tatsächliche Linksextremisten sind meiner Erfahrung/Meinung nach nochmal etwas anders drauf. Nich unbedingt vernünftiger, aber weniger dümmlich und aufgebauscht/naiv. Soll aber nicht heißen, dass sie das harmloser macht.
Ja stimmt. Ich kenne auch selbst keinen wirklichen Linksextremen, also Politiker in Parteien. Ich würde vlt. von der Linkspartei manche als Linksradikal bezeichnen. Aber Radikal ist noch nicht unbedingt extrem, also auch laut Definition. Jan van Aken würde ich dazu zählen als Linksradikalen. Ines Schwerdtner vlt. auch ein wenig. Dietmar Bartsch hingegen sehr moderat links.
Ja so in etwa würde ich das auch sagen. In jedem Fall ist die Linkspartei eine radikale Partei in dem Sinne, dass sie zumindest laut Grundsatzprogramm einen demokratischen Sozialismus anstrebt und dementsprechend den Kapitalismus überwinden will.
Ja sehe ich auch so. Die Forderungen sind auch noch legitim aus neutraler Sicht. Auch wenn ich nicht alles davon teile.
Also sie sind zumindest aus bürgerlich-konservativer Sicht radikal. Und ja, auch mir sind einige Punkte ein Dorn im Auge was die Umsetzbarkeit und den Realismus angeht. Für mich sind das vor allem die Außen- und Steuerpolitik, die ich für größenwahnsinnig halte.
Aber ansonsten kann ich mit vielen Punkten übereinstimmen. Macht mich das auch radikal? Vielleicht, vielleicht auch nicht. In jedem Fall distanziere ich mich zumindest klar vom Extremismus.
In Dortmund-Dorstfeld mischen sich die Rechten direkt unter das Volk. Gehe mal zu deren "Kiez".
Ja, ich kenne welche.
echte Neonazis sind oft ziemlich stur und haben wenig Toleranz. Man merkt schnell, dass sie meistens nicht offen für andere Meinungen sind. Meist steckt da viel unbegründete und unlogische Unsicherheit oder Wut dahinter.
hm, ja.
Er trägt es nicht offen zur Schau. Doch seine politische Richtung ist so, dass sie in Österreich - strafbar ist. Ich habe lange mit ihm diskutiert, weil ich denke, dass Strafen nicht überzeugen können, Argumente vielleicht.
Ansonsten ein netter und verständiger Mensch.
Allerdings extrem egoistisch. Er hält die eigene Wahrnehmung für kaum anzweifelbar. Er fragt sich nicht, wie es einem anderen Menschen geht bei dem, wie er mit ihm umgeht. Er hat kein Glück in der Liebe.
d.h. ich würde sagen: Egozentriertes Weltbild.
Danke für die ausführliche Antwort. Ja das ist interessant. ich habe schon oft gehört, dass manche Extremisten privat tatsächlich oftmals sehr freundlich und hilfsbereit sein können, aber im politischen Berufsleben ihren Standpunkt knallhart vertreten. Man merkt auch bei Björn Höcke, den manche als Faschist bezeichnen, dass der auch an sich höflich rüber kommt.