Karl Marx Kommunistisches Manifest?

3 Antworten

Vielleicht ist der Satz leichter zu verstehen, wenn man ihn der herkömmlichen Geschichtsauffassung gegenüberstellt, die von Marx und Engels kritisiert wird.

Für gewöhnlich wird die Geschichte als Geschichte von Regierungen, Königen und Anführern, also als politische Geschichte, geschrieben. Nach dieser Sichtweise treiben "große Männer" die Geschichte durch ihren Willen und ihre Entscheidungen voran.

Genau diese Auffassung wird von Marx und Engels abgelehnt, unter anderem deshalb, weil sie nicht erklären kann, weshalb ein Anführer überhaupt eine bestimmte Entscheidung trifft oder ein bestimmtes Ziel verfolgt. Marx und Engels stellen dagegen die These auf, dass die Geschichte letztendlich durch die Produktionsweise und die wirtschaftliche Struktur einer Gesellschaft bestimmt wird (historischer Materialismus).

Seit dem Altertum sind die Gesellschaften dabei in besitzende, herrschende Klassen auf der einen Seite und arbeitende, beherrschte Klassen auf der anderen Seite gespalten. Jede Klasse hat dabei ihre eigenen Interessen, also z.B. die eigene Herrschaft beizubehalten und auszubauen oder die herrschende Klasse zu stürzen und zu ersetzen. Diese Interessen der verschiedenen sind miteinander unvereinbar und führen deshalb zum Konflikt, zum Klassenkampf, und dieser treibt die Geschichte voran.

Als Beispiel nennen die Autoren dann das junge Bürgertum, das zum Ende des Mittelalters an die Grenzen stößt, die das Feudalsystem ihrem Profitstreben setzt, und sich deshalb gegen den Feudaladel auflehnt, was zu den europäischen bürgerlichen Revolutionen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert führte.

Nun, nach diesem Satz folgt ein weiterer, langer Satz, der das nochmal ausführt, danach geht er noch genauer darauf ein.

Ganz kurz und grob: Marx und Engels stellen hier die These auf, dass in jeder Gesellschaft der Geschichte so etwas wie Stände o.ä. existierten, also im Prinzip strenge Hierarchien. In einem zweiten Schritt gehen sie davon aus, dass diese verschiedenen Stände auch immerzu im Konflikt standen und das dies gar eine treibende Kraft der Geschichte ist.

Diese These wird im weiteren Text versucht zu begründen und zu untermauern mit Beispielen. Da musst du also einfach weiterlesen.

Und, wie Adjuvar auch noch angemerkt hat, stellt der Begriff "bisherige" auch eine Zeit in Aussicht, in dem das nicht mehr so ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe mich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt...

Es bedeutet, daß die treibende Kraft der Geschichte die Widersprüche und Kämpfe zwischen den beiden Klassen, der Herrschenden und der Unterdrückten, ist. Damit grenzt sich Marx von anderen, idealistischen Theorien und Gründen ab, wie etwa der des "Weltgeists" (Hegel) oder die Menschheitsgeschichte als Streben nach der Idee des Liberalismus oder das Wirken eines Gottes.

Der Satz impliziert auch eine Menschheitsgeschichte, welche nicht aus Klassenkämpfen besteht ("die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften"), welche laut Marx in der klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus beginnt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Anhänger und Student des Marxismus-Leninismus