Kants Pflichtethik?

3 Antworten

Liebe ,,Ahnungslos",

  1. Du hast als Thema ,,deontologie" angegeben. Solche Maximen gehören nicht dazu, weil sie zu allgemein sind.
  2. ,,Gib die Hoffnung niemals auf" ist ungenau, weil es verschiedene Arten von Situationen gibt, wo diese Regel angewandt werden kann, und andere, wo sie absolut sinnlos ist.
  3. ,,Gib die Hoffnung niemals auf" ist nach meiner Meinung keine ethische Regel, weil sie nicht den Umgang des Menschen mit der Umgebung regelt, sondern eher die Motivation des einzelnen Menschen. Über diese Feststellung lässt sich aber trefflich streiten.

Könnte man wollen, dass "Gib die Hoffnung nie auf" ein allgemeines Gesetz werde?

Kants KI ist vorsichtig und lässt viel zu, und grundsätzlich sollte man vielleicht die Hoffnung nie aufgeben, aber ist es manchmal nicht humaner, wenn man die Hoffnung aufgibt bzw. jemandem sagt, dass er sich keine Hoffnung mehr machen soll?

Kling vielleicht ein wenig grausam, aber sollte ein Arzt einem Menschen raten, die Hoffnung nicht aufzugeben, auch wenn er weiß, dass er in spätestens 2 Monaten sterben wird? Vielleicht ungeachtet der Tatsache, dass der Arzt diesen Menschen nicht aufgeben, eine Heilung (theoretisch) nie ausschließen sollte?


Ahnungslos12 
Fragesteller
 17.06.2017, 17:58

Hilfreicher Punkt, aber gibt es auch nicht genug Gegenbeispiele, bei der etwas gebracht hat, die Hoffnung nie zu verlieren? Siehe Stephen Hawking, der Hoffnung nie aufgab, obwohl er durch Ärzte zum Tode verurteilt wurde. Oder auch Situationen, die täglich passieren, in denen ein Paar wieder zusammengefunden hat, weil sie die Hoffnung nie aufgegeben haben.

Danke für deine Antwort! Vielleicht ist es alles eine Sache der Argumentation. :)

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Ansatisfied  17.06.2017, 18:48
@Ahnungslos12

Nunja, der kategorische Imperativ besagt ja, dass nur das eine Maxime sein darf, von dem man auch wollen kann, dass es ein allgemeingültiges Gesetz ist. Sobald es also ein Negativbeispiel gibt, darf es schon keine Maxime sein, selbst wenn es auch sehr viele Positivbeispiele gibt. Sie müssen also immer in jeder Situation und mit jeder Person gültig sein.

Es muss wohl nicht mehr gesagt werden, dass der kategorische Imperativ als Handlungsanweisung im täglichen Leben nicht wirklich viel Verwendung findet..

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Dingelstein  17.06.2017, 18:49
@Ahnungslos12

Ich seh es ein bißchen a la Popper: Ein Prinzip, das allgemeine Geltung beansprucht, kann in seinem Anspruch durch Beispiele nicht noch mehr untermauert werden, aber ein einziges Gegenbeispiel, das gegen dieses Prinzip spricht, kann den Allgemeingültigkeitsanspruch zu Fall bringen.

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Dingelstein  17.06.2017, 19:06
@Ansatisfied

Kommentar von Ansatisfied, vor 14 Min

Hätte ich diesen Kommentar gesehen, hätte ich meinen nicht geben müssen, aber ich hätte doch angemerkt, dass es in allen moralischen Diskursen letztlich immer um Kants Fragestellung geht, sofern die sich stellenden Fragen nicht religiös beantwortet werden.

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"Gib die Hoffnung nie auf" klingt eher wie eine Durchhalteparole, als eine Lebensmaxime. Ein einfacher Satz, wie "Du sollst nicht töten." Sobald du für diesen Satz Allgemeingültigkeit beanspruchst, wird er zu einem Gebot, ist eine Vorschrift, also die positive Seite eines Verbots. Ich bin jetzt nicht ganz so tief in der Kant'schen Philosophie, aber wenn ich mich richtig erinnere, stellt diese immer einen ausgleichenden Zusammenhang zwischen dir als Person und deinem Gegenüber her. Verallgemeinernd: Behandle den Anderen so wie du von ihm behandelt werden möchtest. Das Wesentliche aber ist, dass du selbst jeden Satz zur Maxime deines Lebens machen kannst. Kant macht Vorschläge für aus seiner Sicht funktionierende Maximen und stellt dabei einen Verhaltenskodex her, der im Zusammenhang mit der Entstehung des bürgerlichen Weltbildes, die überkommenen ständischen Verhaltensregeln der Feudalgesellschaft ablösen soll. Wesentlich ist ihm, dass ein Mensch selbst denkt, denkend seien Umgebung erfasst und dass er somit die Verantwortung für seine Beziehungen und sein Verhalten in der Gesellschaft trägt.Ein damals verbreitet ungewohnter Gedanke, der sich auch heute nicht hundertprozentig durchgesetzt hat.