kant, sein kategorischer imperativ und handlungsmaxime?

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Wenn ich mich recht entsinne heißt es "Handle so, dass die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden könnte."

Maxime bedeutet Richtschnur, das erkläre ich am besten mit einem Beispiel: Wenn man keine Lust hat mit jemandem zu reden, und deswegen behauptet, einen Termin zu haben, hat man gelogen. In dem Fall wäre das nicht sonderlich schlimm, aber wenn jeder immer lügt, ist keine Kommunikation mehr möglich.

Man muss also eine Handlung auf das wesentliche reduzieren und dann überprüfen welche Auswirkungen sie hat. (Prinzipien wenn man so möchte, Kant lehnt solche Wörter aber ab)

Eine Richtschnur im wörtlichen sinne wurde/wird von Maurern verwendet um senkrechte mauern zu bauen, man lässt einfach eine Schnurr mit einem Gewicht unten dran von der Decke hängen und baut parallel dazu die Mauer.

Ich hoffe ich konnte helfen, ist schon etwas her bei mir^^

Eine Handlungsmaxime ist die Maxime einer Handlung. Mit Maxime ist bei Kant in diesem Zusammenhang ein subjektiver Grundsatz gemeint, der den Willen bestimmt, ein subjektiv-praktisches Prinzip, das als Richtschnur/leitende Regel für Handlungen verwendet wird.

Ein Beispiel für eine Handlungsmaxime (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA 54 – 55): „Ein anderer sieht sich durch Noth gedrungen, Geld zu borgen. Er weiß wohl, daß er nicht wird bezahlen können, sieht aber auch, daß ihm nichts geliehen werden wird, wenn er nicht festiglich verspricht, es zu einer bestimmten Zeit zu bezahlen. Er hat Lust, ein solches Versprechen zu thun; noch aber hat er so viel Gewissen, sich zu fragen: ist es nicht unerlaubt und pflichtwidrig, sich auf solche Art aus Noth zu helfen? Gesetzt, er beschlösse es doch, so würde seine Maxime der Handlung so lauten: wenn ich mich in Geldnoth zu sein glaube, so will ich Geld borgen und versprechen es zu bezahlen, ob ich gleich weiß, es werde niemals geschehen. Nun ist dieses Princip der Selbstliebe oder der eigenen Zuträglichkeit mit meinem ganzen künftigen Wohlbefinden vielleicht wohl zu vereinigen, allein jetzt ist die Frage: ob es recht sei. Ich verwandle also die Zumuthung der Selbstliebe in ein allgemeines Gesetz und richte die Frage so ein: wie es dann stehen würde, wenn meine Maxime ein allgemeines Gesetz würde. Da sehe ich nun sogleich, daß sie niemals ein allgemeines Naturgesetz gelten und mit sich selbst zusammenstimmen könne, sondern sich nothwendig widersprechen müsse. Denn die Allgemeinheit eines Gesetzes, daß jeder, nachdem er in Noth zu sein glaubt, versprechen könne, was ihm einfällt, mit dem Vorsatz, es nicht zu halten, würde das Versprechen und den Zweck, den man damit haben mag, selbst unmöglich machen, indem niemand glauben würde, daß ihm was versprochen sei, sondern über alle solche Äußerung als eitles Vorgeben lachen würde.“

Der kategorische Imperativ enthält einen Prüfstein für Handlungsmaximen.

Ein kategorischer Imperativ ist ein unbedingter, allgemeingültiger und enthält ein Gesetz als sittliches Gebot.

Kant sieht eine Pflicht, als vernunftbegabtes Wesen dem Sittengesetz zu folgen, weil dies die Achtung vor dem mittels der Vernunft eingesehenen Gesetz gebietet. Das moralisch Gute existiert nur als guter Wille. Entscheidend ist die Handlungsabsicht. Eine Maxime ist ein dem Vernunftinteresse entnommener subjektiver Grundsatz.

Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA 52 Fußnote: „Maxime ist das subjective Princip zu handeln und muß vom objectiven Princip, nämlich dem praktischen Gesetze, unterschieden werden. Jene enthält die praktische Regel, die die Vernunft den Bedingungen des Subjects gemäß (öfters der Unwissenheit oder auch den Neigungen desselben) bestimmt, und ist also der Grundsatz, nach welchem das Subject handelt; das Gesetz aber ist das objective Princip, gültig für jedes vernünftige Wesen, und der Grundsatz, nach dem es handeln soll, d. i. ein Imperativ."

Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft A 48 – 49: „Wenn ein vernünftiges Wesen sich seine Maximen als praktische allgemeine Gesetze denken soll, so kann es sich dieselben nur als solche Prinzipien denken, die nicht der Materie, sondern bloß der Form nach, den Bestimmungsgrund des Willens enthalten.

Die Materie eines praktischen Prinzips ist der Gegenstand des Willens. Dieser ist entweder der Bestimmungsgrund des letzteren, oder nicht. Ist er der Bestimmungsgrund desselben, so würde die Regel des Willens einer empirischen Bedingung (dem Verhältnisse der bestimmenden Vorstellung zum Gefühle der Lust und Unlust) unterworfen, folglich kein praktisches Gesetz sein. Nun bleibt von einem Gesetze, wenn man alle Materie, d.i. jeden Gegenstand des Willens (als Bestimmungsgrund) davon absondert, nichts übrig, als die bloße Form einer allgemeinen Gesetzgebung. Also kann ein vernünftiges Wesen sich seine subjektiv-praktischen Prinzipien, d.i. Maximen, entweder gar nicht zugleich als allgemeine Gesetze denken, oder es muß annehmen, daß die bloße Form derselben, nach der jene sich zur allgemeinen Gesetzgebung schicken, sie für sich allein zum praktischen Gesetze mache.“

Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft BA 54 (§ 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft): „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.

BA 77 - 78: „Die Vernunft bezieht also jede Maxime des Willens als allgemein gesetzgebend auf jeden anderen Willen, und auch auf jede Handlung gegen sich selbst, und dies zwar nicht um irgend eines anderen praktischen Beweggrundes oder künftigen Vorteils willen, sondern aus der Idee der Würde eines vernünftigen Wesens, das keinem Gesetz gehorcht, als dem, das es zugleich selbst gibt.“

Das ist das Hauptziel, an dem man seine Handlungen bemisst und ausführt.

Z.B. Gut zu anderen Menschen zu sein , egal wie sie sich verhalten.

helisua66  21.08.2011, 11:58

Dein Beispiel erscheint nicht besonders glücklich. Denn Kants kategorischer Imperativ war ja praktisch nichts anderes als eine Art Verfassungshologrammtäfelchen. Das heißt: in der Handlungsweise jedes Einzelnen sollte sich das Gesamtinteresse widerspiegeln. Es ist aber fraglch, ob dieses Prinzip auf einen so einfachen Nenner gebracht werden kann, wie du ihn vorschlägst, denn das liefe ja auf eine totale Anarchie hinaus - schon weil wir dann auch sofort alle Gefängnistore öffnen müßten.

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„Maxime“ bedeutet „allgemeiner Grundsatz, Hauptgrundsatz“ (Duden). Das kann z.B. auch der allgemeine Grundsatz eines Vereins sein. Kant legt aber nahe, dass man nur nach der Maxime handeln soll, „die sich selbst zum allgemeinen Gesetz machen kann“ (also für alle, nicht nur für Vereinsmitglieder verbindlich ist). Oder, andere Formulierung von Kant: „Handle so, dass die Maxime (der Grundsatz) deines Willens jederzeit zugleich Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung sein könne“. – Eine andere Frage ist, ob eine solche von Kant geforderte Handlungsmaxime, die er kategorisch und als Imperativ verstand, den Menschen nicht überfordert. Man schaue sich in der Welt um: wer handelt schon nach solchen streng moralischen Maximen? Deshalb ist die „Institutionenethik“ Hegels realistischer. Die moralischen Pflichten (gemäß dem kategorischen Imperativ) stellen sich dem handelnden Individuum als das abstrakte Gute dar, welches ein permanentes Sollen verlangt und dem Individuum als Beschränkung erscheint. Die sittlichen Institutionen dagegen treten ihm als das konkrete Gute gegenüber, das in vorhandenen Gesetzen, Gewohnheiten etc. gültig ist. Die Pflichten, die von den sittlichen Institutionen an die Subjekte ergehen, sind nichts anderes als die notwendigen Bedingungen, unter denen sich die Freiheit oder die Idee des Guten konkretisiert. Dies gilt aber nur, wenn diese Institutionen die adäquate Verkörperung des Vernünftigen sind. Der Mensch muss überzeugt sein, dass die Institutionen keine anderen Interessen als die wesentlichen Interessen des Individuums vertreten. Dann erst sind die Institutionen vernünftig. Institutionenethik sind also allgemeine Regeln, die das Moralische auf die Interessenlage aller Individuen bezieht. Der Mensch muss sich in der institutionalisierten Ethik wiedererkennen. Da der Mensch immer nur nach seinen Interessen handelt, ist es unvernünftig, ihn auf eine abstrakte Moral zu verpflichten, die seinen Interessen zuwiderläuft. Konkret heißt das: Mord, Diebstahl, Betrug usw. sind auch Bestandteil der Institutionenethik; dagegen gehören weitergehende moralische Gebote wie Rücksicht-nehmen, fair handeln, höflich miteinander umgehen, Respekt vor einander haben, die Interessen eines anderen nicht verletzen, anständig sein, ein guter Mensch sein u.ä. nicht zur Institutionenethik, da derartige Verpflichtungen zum Gut-sein oft den Interessen des einen oder anderen Individuums widersprechen (z.B. wird jemand, der im Leben vorankommen will, oft rücksichtslos, ruppig, unfair vorgehen müssen; man sagt: das ist „gemein“, aber es ist „institutionell“ nicht verboten).

Der Begriff "Handlungsmaxime" sagt genau das aus, was "Handlung" und "Maxime" eben aussagen:

Es ist ein Leitsatz, eine Grundregel, nach der sich das Handeln (und Wollen) richtet.