Kann mir jemand diesen Text von Seneca erklären?
Den aber nenne ich nicht einen Weisen, über welchem noch irgend Etwas steht, geschweige gar das Vergnügen. Wenn er nun aber von diesem eingenommen ist, wie wird er der Anstrengung und Gefahr, der Armuth und so vielen Drohungen, die des Menschen Leben umschwirren, Widerstand leisten? wie wird er den Anblick des Todes, wie den des Schmerzes ertragen? wie das Krachen der Welt und eine solche Menge der heftigsten Feinde? etwa als ein von einem [so] weichlichen Gegner Besiegter? Alles, was das Vergnügen ihm anrathen wird, wird er thun. Ei nun, siehst du nicht, wie Vieles dasselbe anrathen wird? »Es kann, sagt man, nichts Schimpfliches anrathen, weil es der Tugend beigesellt ist.« Nun da siehst du abermals, was für ein höchstes Gut das ist, dem ein Wächter von Nöthen, damit es ein Gut sei. (2.) Wie aber wird die Tugend ein Vergnügen beherrschen können, dem sie nachgeht, da das Nachgehen Sache des Gehorchenden, das Beherrschen aber Sache des Gebietenden ist? Stellest du das hinten hin, was gebietet? Ein vortreffliches Amt aber hat bei Euch die Tugend, das Vergnügen vorher zu kosten!
Seneca.
2 Antworten
Seneca ist ja ein Vertreter des Stoizismus. Da geht es darum, sich von Äußeren Dingen wie Gefühlen, Bedürfnissen, schlimmen oder guten Ereignissen unabhängig zu machen. ("wie wird er der Anstrengung und Gefahr, der Armuth und so vielen Drohungen, die des Menschen Leben umschwirren, Widerstand leisten?") Also die Idee ist: was auf der Welt passiert macht einen nur unglücklich, und man wird glücklich dadurch, dass man lernt, das alles zu ignorieren.
Hier argumentiert Seneca gegen den Hedonismus, also (grob gesagt) gegen die Auffassung, dass man Glücklich wird, indem man das tut, worauf man Lust hat ("Vergnügen"). Der Vorwurf ist, dass man sich dadurch davon Abhängig macht, worauf man gerade Lust hat, und dadurch nicht mehr frei und selbstbestimmt ist und letztlich auch nicht glücklich wird.
Hier kommt die Frage, wie sich Lust und Tugend zueinander verhalten. Möglich wäre z.b. dass man sich einfach nimmt was man will, ohne darauf zu achten, ob man es darf, weil es einen ja glücklich macht. So könnte man bspw. Diebstahl rechtfertigen und alles mögliche andere. Das führt natürlich ins Chaos.
Die Hedonisten wenden ein, dass man sich in dem, woran man Vergnügen hat, ja von der Tugend leiten lassen könne. Für Seneca ist das Problem daran, dass dann nicht klar ist, ob nun die Tugend oder das Vergnügen den Vorrang hat. Bzw. genauer wirft er den Hedonisten vor, dass die Tugend nur dem Vergnügen dient. Wirkliche Tugend kann es für ihn nur geben, wenn man sich vom Vergnügen frei macht.
Übrigens machst du es dir vielleicht einfacher, wenn du dir eine etwas modernere Übersetzung von Seneca suchst. Dieses Deutsch aus dem 18. Jahrhundert muss man sich ja nicht antun.
Vermutlich geht es um Hedonismus ohne jedes Prinzip und Tugend als Basis, welche wiederum zu keinem (ausschweifenden) Hedonismus führen kann.
Danke, was dazu gelernt. Und das beschreibt er tatsächlich?
kein Problem. Was beschreibt er genau ?
Ist nicht ganz einfach, da es im ersten Teil erscheint, er möchte daran appellieren, ein 'harter, nahezu asketischer' Mensch zu sein, nicht zu 'verweichlicht', da das 'Weiche' ihn im harten Kontext der Armut et cetera besiegen könne. Doch im Schlusssatz weist er darauf hin, daß das Vergnügen vor dem (Erlernen) der Tugend stehen sollte. Ziemlich tricky, aber klug, was er sagt.
ich verstehe ihren Text nicht wirklich :(
Das war keine Absicht, nur ein Versuch der Interpretation. Liege vielleicht auch falsch. Tut mir leid.
Vielleicht können andere mehr dazu sagen. :)
alles gut. Finde das was du geschrieben hast ziemlich kompliziert. Ja er möchte, dass Menschen stark sind, Und wenn sie stark sind dann können sie nicht verweichlicht werden, weil sie ja stark sind.
Und dass das vergnügen vor dem Erlernen der Tugend stehen sollte ? Nein. Also du sagst dass man man man schon Vergnugen haben muss, um Tugendhaft zu leben ? nein ich glaube das hängt nicht zusammen .
Ja, so erscheint der Text, daß er sich starke Menschen wünscht, tugendhaft, nicht zu sehr den Genüssen des Lebens hinterher-schweifend.
Aber warum dann der letzte Satz:
Ein vortreffliches Amt aber hat bei Euch die Tugend, das Vergnügen vorher zu kosten!
?
Ich komme mit dem Text nicht wirklich klar, deshalb kann ich nicht sagen
Vielleicht heißt er: sei diszipliniert, und kenne die Täler und Schwierigkeiten des Lebens, dann kommst Du durch. Aber etwas Genuss darf sein.
Diese Philosophischen Texte haben mir auch immer Probleme bereitet. U glaublich wieso man manche Sachen unnötig kompliziert macht. Ohne Grund.
Ja, das ist sehr verkopft geschrieben. Der Seneca hatte seine '5 Minuten'. :)
Allgemein. Die Philosophie. Ich finde da werden manchmal die Text unnötig schwer geschrieben.
Nein es geht um Stoazismus und nicht um Hedonismus. In Stoazismsu geht es daran, im Gegensatz zu Hedonismus, den Mittelmaß aller Dinge zu finden. Und das geht nach Seneca durch ein Leben im Einklang mit der Natur.