Kann man seine Herkunft irgendwie wirklich herausfinden?

9 Antworten

Sehr geehrter Fragesteller, sehr geehrte Damen und Herren,

um möglichst viel über seine genetische Herkunft in Erfahrung zu bringen gibt es heutzutage drei Wege:

  1. Die Ahnenforschung oder Genealogie
  2. DNA-Tests mit Ethnizitätsschätzungen
  3. Anthropologie (in den Spiegel schauen)

Letztere ist die wohl älteste und zuverlässigste Form, um ungefähr zu bestimmen, wo der eigene Ursprung ist. Wenn Sie sich im Spiegel betrachten und feststellen, dass Sie tendenziell Menschen aus Ihrem Volk ähnlicher sehen als Menschen aus anderen Völkern, so haben Sie schon mal einen wichtigen ersten Anhaltspunkt für die eigene Herkunft erlangt.

Leider ist der Phänotyp (die Rasse) nicht immer dem Genotyp (dem Erbgut) entsprechend, weshalb auch diese älteste und zuverlässigste Methode bei weitem nicht perfekt ist. Des weiteren ist es bisweilen recht schwer, die eigenen Rassen und Volkszugehörigkeiten festzustellen, wenn man sich mit diesen Themen nur sporadisch oder gar nicht befasst; man muss also recht gebildet sein und einiges an Büchern lesen, um in diesem Bereich wirklich genaue Aussagen treffen zu können.

Der erste Weg ist die heutzutage gängigste Methode zur Bestimmung der eigenen Herkunft; man schaut in sein Familienstammbuch, und fragt ggf. bei Standesämtern der jeweiligen Städte nach Geburts- Heirats- oder Sterbeurkunden der eigenen Vorfahren, um mithilfe dieser einen Stammbaum zu erstellen. Man weiß zwar nie genau, ob die angegebenen Vorfahren auch wirklich die eigenen Vorfahren waren, aber man kann zumindest davon ausgehen, dass die direkte mütterliche Linie stimmt. Wer der Vater war, das ist - vor allem in diesen Tagen - oft ein Rätsel.

Grade zum Abgleichen mit der zweiten und letzten Methode ist dieser erste Weg (die Ahnenforschung) recht hilfreich. Man sollte immer mindestens zwei dieser Wege erkunden, um mehr über sich und seine Vorfahren in Erfahrung zu bringen.

Der zweite Weg ist relativ neu; moderne DNA-Tests mit Ethnizitätsschätzung existieren erst seit zirka einer Dekade. Dennoch etablieren sich diese Tests immer weiter und sind mittlerweile als die wahrscheinlich zuverlässigste Methode zur Feststellung der eigenen Herkunft anzusehen. Urkunden können falsch sein, in manchen Fällen täuscht der Spiegel, aber die DNA lügt nicht.

Die drei Marktführer für DNA-Tests mit Ethnizitätsschätzung sind MyHeritage, AncestryDNA und 23andme. Ersterer ist der günstigste und zugleich ungenaueste, letzterer der teuerste und genaueste, und AncestryDNA hat die größte Datenbank, das heißt die meisten Kunden, mit denen Sie genetisch verglichen werden können.

Ob es bereits möglich ist, sehr spezifische und recht seltene Ethnien wie kurdisch mit Genauigkeit festzustellen, weiß ich nicht. Es wird wohl in der Zukunft möglich sein, wenn mehr und mehr Kurden den Test machen oder sich der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Was auf jeden Fall möglich ist ist herauszufinden, aus welchen Gegenden die eigenen Vorfahren ungefähr stammen. In manchen Fällen, wie in meinem, ist es sogar mit relativ hoher Genauigkeit möglich, und man konnte feststellen, in welchen Bundesländern meine deutschen Vorfahren gelebt haben.

Schaden kann es auf jeden Fall nicht, denn so ein DNA-Test gibt Gewissheit, ob die eigene Herkunft wirklich die ist, die einem erzählt wurde, oder ob sich Menschen im Stammbaum befinden, die offiziell nicht dorthin gehören.

Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche einen angenehmen Donnerstag!

Woher ich das weiß:Recherche

Jain. Theoretisch schon, aber die DNA-Tests sind nicht immer sehr zuverlässig, weil sie oft nur zeigen, in welchem Bereich viele Menschen zu finden sind, die eine bestimmte Gemeinsamkeit aufweisen, aber das ist keine Garantie. Vor allem im nahen Osten, wo DNA-Tests eben nicht wirklich oft gemacht werden, weshalb die Datenlage entsprechend begrenzt ist. Wenn du dort einen DNA-Test machst, wirst du zB oft "Griechisch" rausbekommen, einfach weil die Griechen diese Tests viel öfter machen und deshalb eine entsprechende Datenlage vorliegt.

Kurden kommen zB aus dem nahen Osten, der nahe Osten wiederum ist ein richtiges Sammelbecken für verschiedene Völker, als Assyrer solltest du das ja gut nachvollziehen können.

Abgesehen davon setzt sich Herkunft nicht nur aus der DNA zusammen, sondern auch aus kultureller Prägung, Sprache usw. Wenn die Person als Kurde aufwächst, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sie auch kurdische Vorfahren hat, die Frage ist nur, wie viel Kurde in ihm steckt. Über kurz oder lang sind wir Menschen eine Mischung verschiedener Ethnien, du wirst - wenn du weit genug zurück gehst - bei jedem Kurden einen Türken, einen Assyrer, einen Griechen, einen Ägypter und was auch immer finden. Und umgekehrt genauso.

Panemorfi  15.07.2021, 10:34

Guten Morgen,

das ist nur halbrichtig. Da man in der Datenbank mit Millionen anderer Kunden verglichen wird, werden die eigenen Cousins und Cousinen wohl größtenteils aus den eigenen Völkern respektive Ländern stammen, oder zumindest gemeinsame Vorfahren aus diesen Völkern oder Ländern haben.

Das heißt, wenn man bei einem akkuraten DNA-Test wie 23andme fälschlicherweise griechisch zugeweist bekommen sollte (was i.d.R. nicht passiert), so kann man immer noch abgleichen, ob man überhaupt, und wenn ja wie viele, Cousins oder Cousinen in Griechenland hat. Wenn ja, dann ist es wahrscheinlich, dass man wirklich griechische Vorfahren besitzt. Wenn nein, dann ist ihnen dort eindeutig ein Fehler unterlaufen - das kommt so aber nur äußerst selten vor.

Im Regelfall decken sich also cousin-matches mit der Ethnizitätsschätzung, weshalb die größere Datenbank von AncestryDNA (ebenfalls ein DNA-Test mit Ethnizitätsschätzung) von vielen empfohlen wird, um mehr über seine Herkunft in Erfahrung zu bringen als bloße Prozente.

Die Wissenschaftler leiten die Ethnizitätsschätzung im übrigen nicht von anderen Kunden oder den cousin-matches, sondern völlig irrespektive der Anzahl und Herkunft jener von Kontrollgruppen ab.

Ich hoffe, ich konnte etwas Klärung verschaffen und wünsche einen angenehmen Donnerstag!

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Ahnenforschung.
Ist möglich, wenn es die Geburts- , Heirats- und Sterbeurkunden und einige andere Papiere noch gibt.
Bei mir sollen Händel und Goethe irgendwie mitgewirkt haben (ist aber nicht viel von den beiden übriggeblieben, dürften nach so vielen Jahren auch nicht wenige sein, bei denen die beiden irgendwie dabei waren, schließlich waren die janicht so supermonogam).
Klar, wenn man es ganz genau wissen will, dann helfen DNA-Vergleiche, vielleicht kommt da auch heraus, dass bei den Urkunden etwas nicht stimmt. Soll ja auch damals schon Kinder gegeben haben, deren Vater nicht unbedingt der Mann der Mutter waren oder so.

Mit einem DNA-Test ist das möglich. Die kosten aber in aller Regel Geld.

Mit Gentests lässt sich heute zuverlässig die Abstammung herausfinden. Und zwar nicht nur die der Eltern sondern auch die Abstammung des Volkes aus dem du stammst.