Kann man jemanden lieben, dem man nicht vertraut?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Du kannst nur lieben, wenn Du Vertrauen hast.

Alles andere ist keine Liebe


Webs0312  20.02.2025, 21:19

gerne ❤️

Ja, das geht.
Das ist aber dann eine sehr schmerzhafte und auf Dauer zermürbende Sache.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob man das Liebe, oder eher emotionale Abhängigkeit bezeichnen soll.

Längerfristig gibt es meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten, wenn man (genau genommen auch der Partner) nicht dran kaputt gehen will: Man findet zu bedingungslosem Vertrauen zurück, auch auf die Gefahr hin, enttäuscht zu werden (interessanter Begriff in dem Zusammenhang: Ent-"Täuschung".), oder man beendet die Beziehung und nimmt Abstand, auch wenn es zunächst noch mehr weh tut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 10:07

Ja er war irgendwann wie besessen von dem Gedanken, dass ich zu freundlich oder sonstwas wär gegenüber Männern. Dabei kann ich ja schlecht zb zu meinen Kollegen oder Mitmenschen unfreundlich sein. Daraufhin hat er die miesesten Aktionen gebracht ZB selbst andere Frauen anflirten und mich mit irgendwelchen dahergelaufenen Mädels vergleichen. Ich wusste zum Schluss nicht mehr wer er ist

Likatier  22.02.2025, 10:35
@Alyyy333

In so einem Fall ist mangelndes Vertrauen meiner Erfahrung nach weniger die Ursache, sondern das Resultat tiefer sitzender Probleme:

Entweder er ist/war selbst ein notorischer Fremdgänger, oder hatte vor Dir so eine als Partnerin, und projiziert nun sein (oder ihr) Verhalten auf Dich: Nach dem Motto: "Wenn sie nun schon diesen oder jenen so nett anlächelt und sich länger als zwei Sätze mit ihm unterhält, dann will sie sicher mit ihm in die Kiste. War ja bei mir/ihr auch so."

Oder (was ich für wahrscheinlicher halte): Er hat ein so geringes Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl, daß er im Grunde der Meinung ist, so jemanden wie ihn kann eine Frau gar nicht auf Dauer lieben, und jeder Mann, der halbwegs nach was aussieht und/oder nett zu Dir ist, wird dann als ernsthafte Konkurrenz betrachtet. Jedes eigentlich ganz normale Interagieren von Dir mit männlichen Mitmenschen wird dann sofort argwöhnisch als Anbahnungsversuch interpretiert, den es mit allen Mitteln zu unterbinden gilt, und gleichzeitig als persönliche Kränkung seiner "männlichen Ehre".
Ich vermute, daß oft Kindheitserfahrungen (Zurückweisung, Vertrauensbruch, Mobbing, "ich bin nichts wert") dahinter stecken. Das Problem ist: Aus einem Erwachsenen bekommst Du diese Prägung kaum mehr heraus, schon gar nicht, wenn Du (als Partnerin) vermeintlich "Teil des Problems" bist.

Egal, was die Ursache dieser krankhaften Eifersucht ist: Du kannst nichts dagegen tun. Je mehr Du versuchst, das Vertrauen so einer Person zu erlangen, indem Du Dich bzw. Dein Verhalten ihren Erwartungen anpasst, desto mehr wird sie neue Gründe finden, Dir zu mißtrauen, Vorwürfe zu machen oder sich sogar dadurch bestätigt sehen. Und Du fühlst Dich immer eingeschlossener und isolierter. Und machst dadurch sein Problem zu Deinem, und am Ende seid ihr beide unglücklich.

Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 10:42
@Likatier

D.h. wir könnten nur untergehen oder? Ich hatte irgendwann mal das starke Gefühl, dass es n i e aufhören wird. Einfach n i e.

Ich hab irgendwie völlig die Lust an Beziehungen verloren inzwischen. Gerade heutzutage, wo die Leute immer gestörter werden. Also ich meine nicht ihn, sondern die Allgemeinheit. Es scheint sich alles nur noch um Attraktivität und Sexkram zu drehen. Im Sommer werde ich angegafft ohne Ende und würd selber am liebsten nix sehen, weil mich die Frauen mit ihren Outfits auch so abstoßen. Ich frag mich irgendwie, ob alle nur noch pervers krank sind. Umso trauriger dass dann wahre Liebe kaum mehr eine Chance hat. Ich wollte nie von Männern beachtet werden, aber ich kann meinen Ex schon verstehen, dass ihm das auch zu viel wurde.

Likatier  22.02.2025, 10:42
@Likatier

PS:

und gleichzeitig als persönliche Kränkung seiner "männlichen Ehre".

So lassen sich auch die von Dir erwähnten "miesesten Aktionen" erklären: Er wollte es Dir "mit gleicher Münze" heimzahlen, was Du ihm vermeintlich angetan hast.

Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 10:44
@Likatier

Genau... wie so eine Erziehungsmethode

Likatier  22.02.2025, 11:26
@Alyyy333
D.h. wir könnten nur untergehen oder?

In so einer ungesunden Beziehung? Ja.

Allgemein? Nein.

Es scheint mir tatsächlich so, daß ein Teil der Welt/der Menschen, wahrscheinlich durch Social Media und das damit zusammenhängende Informationsbombardement und "Ich vergleiche mich und muß mithalten"-Gedöns, hysterischer und gleichzeitig oberflächlicher ist als noch vor Jahrzehnten. Und Sex allgegenwärtig. Andererseits trifft das bei weitem nicht auf alle Menschen zu.

Auch uns fällt immer nur das schrille, extreme auf und wird als normal wahrgenommen. Wir Menschen sind eben durch die Evolution so alarmistisch programmiert.

Auch ich war viele Jahre in so einer ungesunden Beziehung regelrecht gefangen. Wir liebten uns einerseits ohne Ende, haben uns aber die letzten drei bis viel Jahre im Grunde nur noch gegenseitig verletzt. Ein ständiger Fahrstuhl vom Himmel in die Hölle und zurück.

Was mich "gerettet" hat: Sie letztendlich konsequent zu beenden, und daraus zu lernen.

Gleichzeitig, trotz der schmerzhaften Erfahrungen, gelassen und positiv/aufgeschlossen zu bleiben (was anfangs nicht leicht war, ich neigte zum Zynismus), einerseits andere Menschen und mich selbst nicht allzu ernst zu nehmen (jeder baut und labert auch mal Mist ;-), andererseits aber wenns drauf ankommt zu meinen Grundsätzen und was mir wichtig ist, konsequent zu stehen. Und auch so zu handeln.

Meine damalige "Problem-Ex" ist inzwischen, soweit ich das beurteilen kann, schon lange glücklich verheiratet, und auch ich seit über 20 Jahren. Wir haben beide dazugelernt und einen Partner gefunden, den wir und der uns so schätzt, wie wir eben sind. Inclusive der Macken und Kanten.
Man braucht eben etwas Geduld, hier und da auch ein bisschen Nachsicht, viel Humor, aber auch Konsequenz, wenns drauf ankommt.

"Wahre Liebe" gibt es heute so viel und so wenig wie früher auch schon. Nur die Umstände haben sich halt etwas geändert. Aber auch das war schon immer so. Frag mal Deine Großeltern, falls sie noch leben, oder andere sehr alte Leute, die was erlebt haben. Ich hab da schon Geschichten gehört... ;-)

PS: Ich kann Deinen Ex überhaupt nicht verstehen. Wenn meinem Herzblatt andere Männer mit eindeutiger Intension hinterhergeglotzt haben, hab ich nur gegrinst und mir insgeheim gedacht: "Haha! Die hättet ihr wohl gerne. Ich aber hab sie, ihr Pfeifen!" 😜

Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 11:34
@Likatier

Ok, das beruhigt mich, dass es noch Paare gibt, für die die Welt in Ordnung ist.

Interessanterweise habe ich mein ganzes Leben solche Blicke und solche Frauen gar nicht wirklich wahrgenommen. Mein Ex hat mich in diese Matrix hineingezogen. Jedes mal wo ich mich von ihm getrennt habe, habe ich sowas nicht mehr gesehen oder erlebt. Deshalb möchte ich auch erstmal keine neue Beziehung mehr eingehen. Es ist einfach zu schön wenn das Leben wieder friedlich und normal ist....ich weiß nicht ob es wirklich so sorgenfrei ist, bei dir und deiner Frau. Das wäre das erste mal, das ich sowas mitbekomme

Likatier  22.02.2025, 12:38
@Alyyy333
Jedes mal wo ich mich von ihm getrennt habe, habe ich sowas nicht mehr gesehen oder erlebt.

Nun, das zeigt doch, daß das eigene Wohlbefinden auch stark davon abhängt, worauf man seinen Fokus legt. Bzw, wohin er gelenkt wird.

Es ist einfach zu schön wenn das Leben wieder friedlich und normal ist...

Kann ich nachvollziehen. Dann passt das doch für Dich, wenn es Dir gut geht. Alles hat seine Zeit...

Ich weiß nicht ob es wirklich so sorgenfrei ist, bei dir und deiner Frau.

Selbstverständlich war in so einer langen Beziehung, mit Beruf, Hausbau, Kinder, aber auch Wunden und Narben, die jeder mitbringt, wenn man schon etwas älter ist und was erlebt hat, nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Auch wir hatten Krisen und eine Zeit, wo wir beide, wie sich herausstellte, kurz davor waren, hinzuschmeißen. Was unsere Ehe "gerettet" hat, war tatsächlich irgendwann offen (und ohne Vorwürfe, was gar nicht so einfach ist :-) miteinander darüber zu reden ("Es geht so nicht weiter..."), ein paar Stunden bei einem Paartherapeuten (meine Frau hat mir das Messer symbolisch auf die Brust gesetzt...), der es tatsächlich ganz locker nebenbei geschafft hat, unseren Blick von den immer gleichen, eigenen Gedanken- und Emotionsschleifen sowohl auf die Bedürfnisse des anderen, aber auch die eigenen zu lenken, und wieder Vertrauen darauf zu erlangen, daß der/die andere einen tatsächlich liebt und die Beziehung wertschätzt, auch wenn man dies oder jenes Verhalten, das sich "eingeschliffen" hat anders deutet. Und es besser machen zu wollen, und das Reden beizubehalten. Woher soll der andere wissen, was Dich beschäftigt, was Dich ggf. verletzt, was Du erwartest oder brauchst, wenn Du es ihm nicht (ohne Vorwürfe!) mitteilst? Oder wie dies und jenes auf Dich wirkt und was es bei Dir auslöst?

Ich habe das Gefühl, nach all dem Durchstandenen geht es uns heute besser miteinander denn je, auch wenn die "Leichtigkeit" anders ist, als in den ersten Jahren. Dafür können wir so manche Eigenheit des anderen (oder auch von uns selbst) mit einer kurzen augenzwinkernden Bemerkung erwähnen und das Problemchen gemeinsam weglachen.
"Alte Liebe" eben, nicht mehr ganz so heftig, dafür um so tiefer. Ein bisschen, wie bei guten Freunden, die sich seit Jahrzehnten in- und auswendig kennen, nur eben plus das "Mann-Frau"-Ding. Man kennt sich, alle Stärken und Schwächen, und schätzt und vertraut sich trotzdem bedingungslos.

Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 15:05
@Likatier

Das stimmt mit dem Reden. Aber manchmal frag ich mich echt, ob ich nochmal jahrelanges Drama riskieren will. Ich hatte sogar gesundheitliche Probleme irgendwann. Und das Reden hatte uns leider auch nur bedingt geholfen. Kann mir gut vorstellen, dass ich mein restliches Erdenleben drauf verzichte.

Likatier  22.02.2025, 20:07
@Alyyy333

Nun, Dramen würde ich mir auch nicht mehr antun. Und schon gar nicht jahrelang. Aber es gehören immer zwei dazu, und man muß ja nicht dafür zur Verfügung stehen. Zumal ich jetzt weiß, daß es auch gut ohne geht. Auch unsere Krise war kein Drama. Eher ein langsames erkalten und aneinander vorbeileben.

Manche Menschen passen von ihrem Charakter, ihren Erwartungen und Bedürfnissen her zueinander, andere nicht, und man kann das dann auch nicht "wegdiskutieren". Manche sind für eine Beziehung kaum geeignet, andere nicht dafür geschaffen und allein oder mit einer losen Bindung glücklicher.

Mach einfach, was Dir gut und richtig vorkommt. Und sollte Dir eines Tages "der Richtige" über den Weg laufen, dann merkst Du das schon. Und wenn der Prinz sich dann doch als Frosch entpuppt, nachdem Du ihn geküsst hast, ist es eben so, und Du ziehst weiter. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Eine Garantie gibts nie.

Definiere Liebe dann sag ichs dir. Jeder definierts anders. Was für einen Liebe ist, ist für den Anderen zu wenig und umgekehrt. Du entscheidest das. Weil dein Gefühl entscheidet und sonst niemand.


Alyyy333 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 10:03

Das Problem war, dass er dadurch sehr verletzend und rücksichtslos wurde. Ich musste mich iwann trennen, obwohl ich ihn immer noch liebe

Kitharea  22.02.2025, 10:07
@Alyyy333

Passiert. Manchmal reicht Liebe einfach nicht. Das ist nichts Besonderes. Und wenn es nicht für beide passt, dann ist das halt so. Mach dir nicht zu viel Kopf. Wenn es für dich unterträglich ist musst du gehen - Liebe hin oder her.

Likatier  22.02.2025, 10:39
@Kitharea
Manchmal reicht Liebe einfach nicht

So ist es. Leider. 👍

Wenn man jemanden liebt vertraut man dieser person auch. Alles andere ist keine Liebe.