Jura als Zweitstudium mit 28?!?

1 Antwort

Ich kann dir nichts zum Zweitstudium sagen, aber ein bisschen was dazu, wie Jura als Erststudium ist.

Es erfordert in erster Linie Fleiß und Selbstdisziplin sowie eine gewisse Resilienz gegenüber Stress. Da dürfte dir deine Lebenserfahrung aber sicherlich zugutekommen. Ansonsten sind guter sprachlicher Ausdruck und abstraktes Denkvermögen sicherlich hilfreich.

Ich denke, es wird darauf ankommen, ob du die nächsten 5-7 Jahre (je nachdem, ob du das 1. oder das 2. Staatsexamen anstrebst) deines Lebens damit verbringen möchtest. Nebenher zu arbeiten, ist möglich, aber natürlich eine zusätzliche Belastung. Die meisten, die ich kenne, haben höchstens einen Minijob nebenher gehabt. Alles andere führt üblicherweise zu weiteren Verzögerungen beim Studium.

Ansonsten kannst du dir auch überlegen, einen anderen Studiengang (Master?) mit rechtlichem Bezug zu wählen oder Jura als Nebenfach. Das kommt natürlich darauf an, ob dein Ziel eines der klassischen Berufsziele (Richter, Anwalt) ist oder ob du für deinen Traumjob nur Rechtskenntnisse benötigst und in welcher Tiefe.

Ach ja, da du erwähnt hast, dass du gerne über gesellschaftliche Strukturen nachdenkst oder philosophierst: Das ist im Jurastudium nicht der Fokus. Gesetzliche Regelungen werden eher darauf untersucht, ob sie dogmatisch sinnvoll sind - also ob sie in die restliche Gesetzessystematik passen, mit höherrangigem Recht vereinbar sind (da geht es natürlich irgendwann auch mal um Grundrechte) und ggf. ob sie den Zweck erfüllen, den der Gesetzgeber im Blick hatte. Ob eine Regelung so oder lieber anders wünschenswert wäre, ist eher eine Frage der Politik oder Soziologie.

PS: Die praktische Arbeit von Juristen findet übrigens auch viel am Computer statt. Das spielt zwar im Studium noch eine geringere Rolle (außer bei Hausarbeiten), in Berufsleben wirst du aber kaum drumrum kommen.

vollesvolumen91 
Fragesteller
 02.06.2020, 22:34

Danke für deine ausführliche Antwort. Das hört sich doch eigentlich ganz gut an. Ich denke, dass es mir nach meinem kreativen Job, wo man oft unter enormen Zeitdruck die wildesten Ideen aus der Luft greifen und in die Marterie pressen muss, ganz gut käme, wenn ich mit einem "festen" und sachlichen Bezugssystem, also in dem Fall dem aktuell geltenden Gesetz, arbeiten dürfte. Allein der Gedanke, etwas in erster Linie so Rationales zu machen, das trotz aller "Trockenheit" geistigen Anspruch und auch gesellschaftliche Verantwortung hat, lässt mich irgendwie innerlich aufatmen.

Dazu kommt, dass ich immer gut im Auswendiglernen war, auch wenn ich es nie unbedingt drauf angelegt habe, habe ich ein gutes Gedächtnis. Selbstdisziplin wird mir auch öfter nachgesagt. Es liegt mir z.B. von Natur aus gut, mir autodidaktisch was anzueignen, so lange es mich interessiert oder begeistert.

Ich war in der Schule eigentlich immer eine Streberin, aber einfach, weil ich auch gerne Neues dazu lerne. Hört sich vielleicht echt uncool an, aber bin nur ehrlich.

Deine Bedenken, parallel zum Studienaufwand auch noch zu arbeiten, kann ich absolut verstehen. Ich habe früher während meines Studiums auch oft während der Semesterferien gearbeitet, z.B. in Fabriken. War zwar auch sehr anstrengend, aber da gibt es glaube ich immer eine Lösung, wenn man wirklich will. Meine Eltern haben mich finanziell während des Studiums nie unterstützt und ich habe schon die bescheuertsten Studentenjobs gemacht (einmal sogar als Intimenthaarerin in einem Waxing Studio :D), bin mir also für nix zu schade.

Ich denke, ich werde mal einen Termin bei der Studienberatung machen bzgl. Master oder Zweitstudium, denke aber, es läuft schon auf ein Zweitstudium hinaus.

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Himawari84  02.06.2020, 23:47
@vollesvolumen91

Das klingt sehr vernünftig, was du dir da alles an Gedanken gemacht hast :) Viel Erfolg!

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vollesvolumen91 
Fragesteller
 11.09.2020, 09:19
@Himawari84

Ich habe übrigens eins Zusage für "Wirtschaft und Recht" bekommen, falls jemanden interessiert, wie es weiter ging.

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