Jesus und die ehebrecherin?

7 Antworten

Zu 1. Er hätte antworten müssen. Ich finde es bescheuert Menschen wegen Ehebruch zu töten. Dann wäre er in die Falle gegangen. Religionskritik stand auch unter Strafe. Zu 2. Er wusste ganz genau, dass andere auch Sex vor oder außerhalb der Ehe hatten. Die hatten eben nur mehr Glück gehabt und wurden nicht erwischt. Da fielen denen dann ihre eigenen "Sünden" ein und sie haben sich lieber davon gemacht, statt fröhlich mit zu steinigen.

162:3.2 (1793.1) Was sich tatsächlich zutrug, war Folgendes:

Als Jesus sich früh am Morgen des dritten Festtages dem Tempel näherte, kam ihm eine Gruppe durch den Sanhedrin angeworbener Agenten entgegen, die eine Frau mit sich schleppten. Als sie ihn erreicht hatten, sagte ihr Sprecher: „Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Nun befiehlt uns das Gesetz von Moses, eine solche Frau zu steinigen. Was soll deiner Meinung nach mit ihr geschehen?“

162:3.3 (1793.2) Der Plan der Feinde Jesu war dieser: Sollte er sich an Mose Gesetz halten, das die Steinigung der geständigen Übeltäterin forderte, würden sie ihn in Schwierigkeiten mit den römischen Herrschern verwickeln, die den Juden das Recht verwehrt hatten, die Todesstrafe ohne Genehmigung durch ein römisches Gericht zu verhängen. Sollte er die Steinigung der Frau verbieten, würden sie ihn vor dem Sanhedrin anklagen, sich über Moses und das jüdische Gesetz zu stellen. Schwiege er, würden sie ihn der Feigheit bezichtigen. Aber der Meister handhabte die Situation derart, dass das ganze Komplott unter seinem eigenen schmutzigen Gewicht zusammenbrach.

162:3.4 (1793.3) Diese einst attraktive Frau war die Ehefrau eines verkommenen Bürgers von Nazareth, eines Mannes, der Jesus während seiner Jugend immer wieder Schwierigkeiten bereitet hatte. Nach seiner Heirat mit dieser Frau zwang er sie auf schändliche Weise, ihren Körper zu verkaufen, um für beider Lebensunterhalt aufzukommen. Er war zum Fest nach Jerusalem gekommen, damit seine Frau aus der Prostitution ihrer physischen Reize finanziellen Gewinn schlüge. Er hatte mit den Mietlingen der jüdischen Führer einen Handel abgeschlossen, um seine eigene Frau bei ihrem einträglichen Laster zu verraten. Und so kamen sie nun daher mit dieser Frau und dem mit ihr an der Gesetzesübertretung Beteiligten, um Jesus in eine Erklärung zu verstricken, die im Falle seiner Verhaftung gegen ihn benutzt werden könnte.

162:3.5 (1793.4) Jesus überblickte die Ansammlung und bemerkte ihren Mann, der hinter den anderen stand. Er wusste, was für ein Mensch er war und erkannte, dass er an dem abscheulichen Unternehmen beteiligt war. Jesus ging nahe an die Stelle, wo der verkommene Ehemann stand, und schrieb einige Worte in den Sand, die jenen veranlassten, sich eilends zu entfernen. Darauf kehrte er zu der Frau zurück und schrieb wieder auf den Boden, diesmal für ihre Möchtegern-Ankläger; und als diese seine Worte lasen, gingen auch sie einer nach dem anderen weg. Und nachdem der Meister zum dritten Mal in den Sand geschrieben hatte, entfernte sich der Sündengefährte der Frau, so dass der Meister, als er sich vom Schreiben erhob, die Frau allein vor sich stehen sah. Jesus sagte: „Frau, wo sind deine Ankläger? Ist niemand geblieben, um dich zu steinigen?“ Die Frau hob ihre Augen auf und antwortete: „Niemand, Herr.“ Und dann sprach Jesus: „Ich kenne dich; und ich verurteile dich auch nicht. Geh deines Weges in Frieden.“ Und diese Frau, Hildanah, verließ ihren lasterhaften Ehemann und schloss sich den Jüngern des Königreichs an.

Das ist aus dem Johannesevangelium, Kapitel 8

Am frühen Morgen begab er (Jesus) sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.

Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?

Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück, mit der Frau, die noch in der Mitte stand.

Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.

Die `Falle´bestand daraus, Jesus dazu zu bringen, die alten Gesetze zu kritisieren, oder etwas zu sagen, was von den alten Gesetzen abweicht. Da wird ja Steinigung vorgeschrieben, und dass Jesus da nicht dafür war, hatte sich wahrscheinlich schon herumgesprochen. Wenn Jesus jetzt also gesagt hätte: Ihr werdet doch nicht so unangemessen grausam sein, und diese Frau töten, dann wäre er als Aufrührer verurteilt worden. Wenn er gesagt hätte, dass das Gebot nicht zu töten, was ja auch im Alten Testament vorhanden ist, wichtiger ist, dann hätte es auch Ärger gegeben. Im Grunde konnte er garnichts sagen. Hat er ja dann auch nicht.

Was er gemacht hat, war schlau: Er hat allen Anwesenden klar gemacht, dass sie auch schon Fehler gemacht haben, und jeder wegen irgendwas Nachsicht vor Gott bitter nötig hat.

Das ist eine bezaubernde Geschichte, sehr kurz und sagt trotzdem viel. Leider ist sie erst später dem Johannesevangelium beigefügt worden. In den ersten Exemplaren, die uns vorliegen fehlt die noch. Entweder einer von den Zeitzeugen hat das später aus dem Gedächtnis ergänzt, und es ist wirklich so passiert, oder jemand mit einem guten Gespür für Vergebungsethik hat die später hinzugefügt.

Schau hier:

Im Neuen Testament wird die Todesstrafe weder direkt erlaubt noch verboten. Stellen wie Joh 19,10 f. EU und Röm 13,4 EU setzen ein durch Gottes Reich befristetes und begrenztes Recht der Staatsvertreter über Leben und Tod voraus. Jesus von Nazaret ordnete das Vergeltungsgebot (Gen 9,6 EU) dem Bewahrungswillen Gottes (Gen 8,21f. EU) unter und begründete damit sein Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44 EU): Diese sei die Gottes geduldiger Gnade gemäße Form der Vergeltung. Demgemäß entkräftete er nach Joh 8,7 EU die in der Tora vorgesehene Todesstrafe für Ehebruch mit dem Hinweis: „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Der indirekt gebotene Rechtsverzicht (da niemand ohne Sünde ist, führe niemand die Todesstrafe aus) delegitimiert die damaligen Autoritäten, zielt auf Selbsterkenntnis und Vergebung.[133] Daran anknüpfend, fanden die Urchristen in Jesu Kreuzestod das stellvertretende Erleiden der dem Rechtsbrecher zustehenden Todesstrafe (u. a. Gal 3,13 EURöm 8,3 EU). Gott habe seinen Sohn „dahingegeben“ und damit allen Menschen ihre Schuld vergeben, um sie von der Sünde zu befreien. So habe Jesus Versöhnung mit Gott geschaffen und ermöglicht (2 Kor 5,14).[134] Tödliches Vergelten war daher für die Urchristen ein Rückfall in den Unglauben; kultische Vorschriften, für deren Nichteinhaltung die Tora Todesstrafen androht, waren für sie hinfällig.[135]

Das beantwortet zumindest deine zweite Frage. Die erste habe ich glaube ich nicht richtig verstanden.

„Wer ohne Schuld ist der werfe den ersten Stein!“

Damit hatte er alle, denn ohne jegliche Schuld ist, außer einem Neugeborenen, niemand.

Hätte er die „Schuld“ der Ehebrecherin aber geleugnet oder verharmlost, so hätte er sich gegen das „Wort Gottes“ gestellt und wäre als Blasphemiker selbst gesteinigt worden.


Jason441 
Fragesteller
 28.02.2023, 16:04

Auf welche Frage bezieht sich das?

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Iohanes  28.02.2023, 16:11
@Jason441

Schau bei der Antwort von Belfastchild!

Die ist sehr detailliert.

Meine beantwortet, wenn auch sehr kurz, beide Fragen.

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