Jemand Erfahrung als Notfallsanitäter?

2 Antworten

Falls du dir noch nicht hundertpro sicher bist, ob du das wirklich machen willst, dann kannst du auch erst ein FSJ beim Rettungsdienst machen.

fxckyou 
Fragesteller
 10.12.2016, 22:16

Ich bin mir eigentlich schon sicher (: Wollte nur noch ein paar grundlegende Dinge geklärt haben wie Arbeitszeiten, wie der Beruf langfristig auf Psyche und Körper wirkt, wie das allgemeine Arbeitsumfeld ist usw... (:

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Ich arbeite seit 6 Jahren im Rettungsdienst. Zwar nicht als Notfallsanitäter, aber ich hab die Ausbildung zum Rettungsassistenten. Hau raus ;

fxckyou 
Fragesteller
 11.12.2016, 22:19

Hey (: Hier ein paar Fragen, die du ja beantworten kannst wenn du Zeit und Lust hast (: . Wie sehen denn die Arbeitszeiten aus? . Wie ist langfristig gesehen die psychische, so wie physische Belastung? . Wenn man aufgrund körperlicher Beschwerden nicht mehr als Notfallsanitäter arbeiten kann, hat man dann die Möglichkeit auf eine Umschulung, oder muss man den Beruf aufgeben? . Wie sieht es mit der Bezahlung aus? Ich meine ich will nicht reich damit werden, aber schon genug haben um zu leben. Verdient man angemessen für die Arbeit die man macht? .

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verreisterNutzer  19.12.2016, 17:59
@fxckyou

So, jetzt hab ich mal Zeit:

Die Arbeitszeiten unterscheiden sich von Wache zu Wache. Manche Wachen haben z.B. Nachts keine Fahrzeuge, weswegen Nachtdienste an diesen Wachen schon rausfallen.
Die 2 Wachen, an denen ich bisher gearbeitet habe, hatten sehr unterschiedliche Dienstpläne. Normalerweise bekommt man einen festen Schichtplan, der aus Früh-, Spät- und Nachtdiensten besteht. Dazu kommen dann noch Rufbereitschaften und ggf. Springerdienste, also Dienste, bei denen man relativ kurzfristig (nach rechtlicher Lage mind. 96h vorher) erst verplant wird. Der Schichtplan ist oft nach einem festen Rythmus geschrieben, dass alle gesetzlichen Vorgaben (maximale Wochenarbeitszeit, Sonntagsarbeit usw.) eingehalten werden.

Die psychische Belastung halte ich im Normalfall für nicht allzu hoch. Man erlebt zwar viele Dinge, die durchaus nicht alltäglich und manchmal auch sehr negativ sein können, aber aufgrund der Tatsache, dass man zum einen den Betroffenen meistens hilft, und zum andern, dass man die Betroffenen nicht wirklich kennt und so ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihnen hat, steckt man das meiste doch ganz gut weg. Gleichwohl kann es auch zu sehr belastenden Einsätzen kommen (Tote Kinder, schlimme Verletzungen etc.). Da gibt es, zumindest an vielen Wachen, Hilfsangebote durch entsprechendes Personal, um solche Einsätze zu verarbeiten.

Die physische Belastung hingegen ist in meinen Augen durchaus nennenswert. Gefühltes Gesetz im Rettungsdienst ist: Je schwerer die Menschen, umso weiter oben im Haus wohnen sie, und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es keinen Aufzug gibt. Was ich damit sagen will: Man muss relativ häufig Menschen tragen, ihnen beim aufstehen helfen usw.. Das geht, trotz aller technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte, nicht immer rückenschonend. Auch eine Reanimation macht mit Rückenschmerzen noch weniger Spaß, als sie es so schon tut.

Das Gesetz sieht vor, dass einem die Qualifikation "Notfallsanitäter" bei fehlender körperlicher Eignung entzogen werden kann. Ob das in der Praxis auch umgesetzt wird, halte ich für fraglich. Bisher ist es durchaus üblich, dass "altersschwache" Rettungsassistenten die Möglichkeit bekommen, auf die Leitstelle zu wechseln oder nur noch NEF zu fahren (wo man immerhin weniger tragen muss als auf dem dem RTW oder gar dem KTW). Ansonsten gibt es natürlich noch die Möglichkeit außerhalb des Rettungsdienstes Weiterbildungen und Schulungen zu machen, sodass du z.B. als Ausbilder an einer Rettungsdienstschule arbeiten kannst.

Die Bezahlung ist stark von der Organisation, bei der du arbeitest, sowie vom Standort abhängig. Bei Rettungsassistenten hab ich schon Gehältern auf Mindestlohnniveau gehört, gleichzeitig aber auch von Gehältern im Bereich von 2400€ und mehr (Nettolohn). Tendenziell würde ich sagen, dass man die beste Bezahlung bei Feuerwehren und Kreiseigenen Rettungsdiensten findet, die schlechteste Bezahlung bei privaten Anbietern wie Falck oder G.A.R.D. Da muss ich aber zugeben, dass ich nicht so wirklich den Überblick habe.

Momentan haben sowieso aber noch viele Rettungsassistenten die Hoffnung, dass sie als Notfallsanitäter mehr verdienen, da sie ja auch mehr Verantwortung tragen. Zumindest bei meiner Hilfsorganisation hat sich an der Bezahlung aber noch nichts geändert.

Ob diese Bezahlung angemessen ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich halte die Bezahlung, zumindest bei meinem Arbeitgeber, für durchaus angemessen, viele meiner Kollegen sehen das aber anders.

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