ist Wing Tsun eine gute Kampfpsortart? Was hält ihr davon?

4 Antworten

Ich will es nicht schlechtreden, aber meins ist es nicht. Es gibt viele relevante Schwachpunkte wie nicht vorhandenes Footwork oder die Tatsache dass man in einer Distanz arbeitet in der ich keinen eirklichen Sinn für einen Strikingfokus sehe. Ich habe auch noch nie einen Kampf gesehen der mich von etwas anderem überzeugt hat. Es ist sicher nicht nutzlos aber für meine Ansprüche (vielseitige praktische Anwendbarkeit) ist es vielleicht auch einfach nicht gemacht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden

Wing Tsun, ein südchinesischer Kung Fu Stil, wahrscheinlich aus dem frühen 19. Jahrhundert, ist eine gute und effektive Methode zur Selbstverteidigung. Es ist in sich geschlossen und benutzt nur wenige Techniken, die aber in vielen Lagen, gegen viele Arten Angriffe angewendet werden können. Die Techniken sind direkt und unverschnörkelt. Möglichst auf der direkten Mittellinie zum Gegner ausgeführt. Wing Tsun braucht kein Stretching und kein Aufwärmen. Jedermann soll fähig sein die Techniken zu praktizieren, ohne große Kraft oder Gelenkigkeit. Wing Tsun will befähigen auch gegen größere und stärkere Gegner so ungenießbar wie möglich zu sein. Es ist einfach und sehr direkt, aber keineswegs leicht zu lernen! Wing Tsun benutzt die Fäuste, die Handkanten und die Finger(spitzen), Ellenbogentechniken und Kniestöße, Lowkicks und die Füße. 85 Prozent sind Armtechniken. Es gibt nur sehr wenige und einfach auszuführende Kicks. Von tief bis hüfthoch ausgeführt. Wuchtige hohe Kicks, oder Kicks aus der Drehung, wie im Taekwon-Do, Karate oder Kickboxen findet man hier gar nicht. Die einzelne Technik ist eher von untergeordneter Bedeutung. Bei Kontakt greift Wing Tsun unentwegt an, siehe z.B. die Kettenfaust. Ein Angreifer soll in seinem Kampfstil möglichst behindert und "Dauerfeuer" ausgesetzt werden. Fließende Angriffe, Schritte und Wendungen sollen seine Angriffe neutralisieren, behindern und gegen ihn verwenden. Das Chi Sao/klebende Arme-Training soll sensibilisieren und beim Behindern des Gegners und seiner Angriffe die Techniken des Wing Tsun verstärken. "Den Weg quasi frei machen". Wing Tsun kann dadurch auf engstem Raum noch schlagen, stoßen und stechen. Gegen Grappling benutzt Wing Tsun eine Art Anti-Grappling-Technik. Es geht darum zu verhindern das der Gegner ringen kann und ihn mit fiesen Attacken aus dem Konzept zu bringen.

Wing Tsun hat nur wenige Formen. 3 Formen in denen das Wesentliche an Grundtechniken wie Stand, Abwehren, Angriffe und Schrittarbeit enthalten sind.

Dann die Holzpuppenform, eine praktische Form an einer Art "Holzmann". Hier werden die Techniken praktisch angewendet. Die Holzpuppe ist auch ein Korrektor, da sie nicht nachgibt muss man die Techniken richtig ausführen, sonst tut man sich weh. Sie härtet aber auch die Arme ab und bringt ähnliche Vorteile für die Techniken wie Arbeit am Sandsack.

Dann gibt es noch 2 Waffenformen, eine Form für den Langstock und eine für die Doppel- oder Schmetterlingsmesser. Kleine, sehr kurze massive Säbel die auf engstem Raum besonders effektiv sind.

Sparring mit Schutzausrüstung gehört auch zum Training. Der Kopfschutz hat meist ein Gitter oder Visier. Ellenbogentechniken und Kniestöße sollen so auch voll aufs Gesicht ausgeführt werden können ohne zu verletzen. Wing Tsun macht kaum Techniken in der Luft. 85 bis 90 Prozent des Trainings sind am Mann. Man soll daran gewöhnt sein ständig gegen einen Angreifer zu arbeiten.

Es gibt manchmal Kritik Wing Tsun würde nicht funktionieren. Wing Tsun Leute würden nicht sparren oder kämpfen. Manche Leute aus dem Wing Tsun machen tatsächlich genau diesen Fehler! Es ist tatsächlich manchmal die Überheblichkeit von Wing Tsun Leuten zu denken "unsere Techniken sind allen anderen Stilen überlegen. Solange wir unseren Prinzipien folgen kann uns keiner was anhaben". Falsch!!!! Auch ein Wing Tsun Kämpfer muss kämpfen und sparren. Sonst ist da plötzlich von einem "Vollkontaktler" der "böse Haken", der "fiese Kick" an den Kopf und die ganze tolle Technik hat nicht funktioniert. Man kann auch nicht mit ein bisschen Wing Tsun auf eine Meisterschaft vom Muay Thai oder MMA gehen. Nicht ohne entsprechende und intensive Vorbereitung. Auch Wing Tsun verleiht keine Zauberkräfte. Auch wenn es gerne so dargestellt wird.

Wing Tsun kostet! Reichlich! Und man bekommt beim "normalen Training" nicht alles gezeigt. Hier bekommt man die Basis beigebracht. Soll gegen normale Angreifer "ungenießbar" werden. Die Werbung lässt einen denken "komm in die nächste Schule und da lernst du dann alles". Aber Wing Tsun setzt voraus das man Privatstunden macht und dauernd auf Lehrgänge geht. Da bekommt man dann gezeigt was Wing Tsun so richtig ausmacht. Kostet alles extra. Und nicht zu wenig. Man zahlt sehr viel mehr als den Monatsbeitrag für die Schule wenn man weiterkommen will. Das sollte man wissen wenn man da einen Vertrag unterschreiben will

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Training verschiedener Stile,

Unwissende gehen davon aus, dass Schläge gegen das Gesicht oder den Hals mit einem Bums verbunden sind - mehr Bums wäre aber ach noch viel besser und, natürlich, gaaaanz viel Bums hinter einem Schlag ist dann natürlich das Super-Trooper-Hieb. Damit wird nur auf den einen ultimativen Bums geblickt. Das ist Unsinn.

Wer über WT schlecht redet, hat die dahinterliegende Strategie aber nicht verstanden.

Es ist effektiv und ist für jedermann geeignet.

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad