Ist Kinder kriegen wirklich so schlimm?

9 Antworten

Du kannst noch lange Kinder bekommen, da musst du dir jetzt keinen Kopf drum machen. Auch halte ich es für einen falschen Grund, Kind(er) zu bekommen, weil um einen herum plötzlich die Kinder aus den Schößen purzeln.

Ja, ein Kind zu bekommen, schwanger zu sein, die Geburt ... all das was danach kommt ... kann mühsam und schmerzhaft sein. Es kann passieren, an den Rand des Wahnsinns getrieben zu werden (und ab und zu sogar darüber hinaus). Es ist gut möglich, dass nicht alles glatt läuft und Kinder sich so gar nicht nach dem entwickeln wollen, wie man es sich selbst vorstellt.

Aber sie sind auch das größte und beste, was man von sich selbst geben kann, was sie einem geben können. Bedingungslos.

Ich hatte mir da erst angefangen Gedanken drüber zu machen als ich mit "dem" Partner zusammenwar mit dem ich mir das wirklich vorstellen konnte.

In den ganzen Jahren vorher erlebte ich (durch meine eigene Kindheit/ Jugend, durch das Erleben von Situationen bei Spielkameraden daheim, durch den Nachwuchs meiner Geschwister, durch meine Ausbildung) die verschiedensten Facetten der Elternschaft, der Verhaltensweisen von Eltern, der potentiell auftretenden Schwierigkeiten. Ich erlebte wie unterschiedlich damit umgegangen wird. Ich erlebte, wie sich mitunter das soziale Umfeld (aber auch Wildfremde) einmischen wollen (nicht immer, aber hin und wieder erlebt man das wenn man selbst Kinder hat oder aber grade heranwächst).

Kinder zeugen ist da noch das Einfachste (ahem.... vorrausgesetzt es gibt da keine individuellen Komplikationen die diesen Schritt erschweren).

Eine Schwangerschaft verläuft absolut individuell. Das ist von Frau zu Frau, von Schwangerschaft zu Schwangerschaft verschieden. Mit welchen jeweiligen zusätzlichen Schwierigkeiten man konfrontiert wird, hängt dann auch damit zusammen wo man lebt (in den USA ists schwieriger als beispielsweise in Deutschland).

Genauso die Geburt.... individuell. Es läuft nicht immer nach dem ausgemalten Plan.

Nach wie vor stellen Schwangerschaft und Geburt ein gewisses Risiko dar für die direkt Betroffene. Aber dank der medizinischen Entwicklung ists hierzulande schon mal nicht mehr so ein hohes Risiko wie beispielsweise noch vor 100 oder mehr Jahren.

Ja, Schlafmangel... das passiert zwangsläufig. Denn so ein Baby muss rund um die Uhr versorgt werden.

Weißt du was das Beste überhaupt ist?:

Jede Familie findet für sich selbst mit der Zeit einen eigenen Ablauf, eine eigene Routine. Es muss nicht 1 zu 1 so ablaufen wie beispielsweise bei Cousine Z daheim.

Verzweiflung? Ich erinnere mich noch daran wie ich damals hin und wieder in der Küche bei einer schnellen Tasse Tee saß, in Tränen aufgelöst weil ich keine Energie mehr hatte.... und innerlich darüber schimpfte das wir ja auch ein Kondom hätten nehmen können. Dann trank ich meinen Tee, atmete einige Male tief durch, stand auf und machte weiter. Und schon bald hatte mich das Lächeln des kleinen Kindergesichtes wieder froh gestimmt.

Also, die wichtigsten Punkte:

  • Jede Familiensituation ist individuell. Man findet eine eigene Routine um den Alltag mit dem Kind zu bewältigen.
  • Finde einen Ruhepol, durch den du hier und da etwas Kraft schöpfen kannst. Manche lesen/ zeichnen/ häkeln/ trinken Tee... etc
  • ein soziales Netz ist hilfreich. So ist man nicht ganz aufgeschmissen, egal ob als Paar oder als Alleinerziehende/r
  • Finanzen: Es wird hier und da sicher enger, aber mit einer gescheiten Planung ists machbar. Oh und das manchmal so hochgepriesene Kindergeld? Das ist keine Bereicherung für die Haushaltskasse, aber es hilft um die üblichen monatlichen Ausgaben bewältigen zu können. Grade wenn man auf bestimmte Babynahrung angewiesen ist oder auf Wegwerfwindeln.... das geht ins Geld. Und aus der Kleidung wächst ein Kind ja auch schnell raus

Alles was du aufgeführt hast, kann ich so unterschreiben.

Das kommt vor... und nach der dritten Nacht in Folge, in denen du nicht schläfst, weil das Kind Zähne kriegst, füllst du innerlich die Adoptionspapiere aus.

Aber! Es gibt halt auch ganz andere Zeiten - und die positiven Momente überwiegen definitiv.

Ich plauder mal aus dem Nähkästchen:

Meine Frau und ich sind übertrieben süchtige Brettspielfanatiker. Was wir nicht alles gespielt haben. Teilweise am Freitag nach der Arbeit angefangen, bis tief in die Nacht hinein gespielt, Pizza kommen lassen, am nächsten Tag lang ausgeschlafen, gemütliches Frühstück und weitergespielt.

Jedes Jahr auf der Brettspielmesse in Essen, 4 Tage lang Geld verjubeln und sich durch Menschenmengen wühlen.

Wenn wir mal keine Lust auf Brettspiele hatten, dann zusammen am PC zocken.

2 Mal die Woche Essen gehen.

Mindestens einmal, eher 2 Mal die Woche ins Kino gehen.

...

Das war unsere "Vorkinderzeit" ;-)

Jetzt haben wir 3 Kinder, einen Sohn mit 4 1/2 Jahren und zweit Töchter mit knapp 3 und 1 1/2 Jahren. Meine Frau arbeitet Vollzeit mit 39 Stunden in der Woche, ich Teilzeit mit 32 Stunden in der Woche. Unsere Kinder sind jeden Tag von ~07:45-13:45 Uhr im Kindergarten/Kinderkrippe.

Die Umstellung von "kein Kind" auf "ein Kind" war enorm! Dann die Umstellung von "ein Kind" auf "zwei Kinder" war nochmal ein krasser Bruch. Das dritte läuft jetzt tatsächlich eher "einfach so mit".

Die Schnittmenge, wenn wirklich mal alle drei schlafen ist "ausbaufähig" (Aber da gewöhnt man sich dran.)

Messe in Essen? Waren wir schon lang nicht mehr?

Brettspiele? Ich glaub das letzte Mal über die Weihnachtsfeiertage ein kurzes.

Am PC Zocken? dürfte jetzt auch schon wieder über einen Monat her sein.

Sobald die Kinder im Bett sind, heißt es: Aufräumen, Brotzeit für morgen herrichten, Wäsche verräumen und Planen, was die Kinder morgen anziehen, wer sie vom Kindergarten abholt etc.

Anschließend sitzen wir beide bis ca. 23 Uhr am Schreibtisch und erledigen unsere Büroarbeit. Dann viel zu kurz schlafen und es geht von vorne los.

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Das ist der Ist-Stand, ganz ohne Wertung.

Jetzt kommen wir zur Wertung:

Wenn der "Große" einen Trotzanfall hat, die Mittlere die Wand mit Filzstiften anmalt und die Kleine mir ein Geschenk in die Windeln setzt, dass ich meine, ein Bauer hätte gerade Gülle ausgefahren... wünsch ich mir schon wieder die gute alte Zeit zurück. Das ist aber nach 5 Minuten auch wieder erledigt, wenn wir dann zusammen raus gehen zum Schaukeln, oder was Malen, oder Basteln, oder Spielen oder ich ein Buch vorlese und sich alle an mich kuscheln.

Dazu gleich ein Spoiler: "Kinderlachen" ist das schönste Geräusch auf der Welt :) <3

Es gibt so viel Sachen, bei denen die als Elternteil das Herz aufgeht. Wenn du siehst, wie dein Kind sich entwickelt, Dinge entdeckt und lernt. Wenn es dich sieht, zu dir herläuft und dich ganz fest drückt. Wenn es helfen (will - sei mal dahingestellt, ob das dann wirklich immer eine Hilfe ist :)) Wenn es dir sagt, dass es ein schöner Tag war. Wenn du merkst, dass deine Erziehung Früchte trägt - meine beiden "Großen" sagen immer "Danke" und "Bitte" wünschen "Gesundheit" - mit knapp 5 und knapp 3 - ja, da bin ich stolz auf sie... und auch stolz auf meine Frau und mich (egal wie gerechtfertigt dieser "Stolz" ist - ich freu mich einfach drüber, wenn meine Kinder anderen Menschen gegenüber die Höflichkeit an den Tag legen, die ich mir selber auch wünsche zu erfahren...)

Das alles find ich toll... aber DER Grund wieso ich sofort mein "früheres Leben" wieder gegen mein jetziges Leben eintauschen würde, ist ein ganz anderer: Meine Kinder sind am Spielen, ich schalt den Thermomix ein, es ist laut, sie erschrecken sich => aber sobald ich meine Hand auf ihren Kopf lege, ist alles in Ordnung. Sie fallen hin, tun sich sakrisch weh, kommen zu mir und lassen sich trösten. Sie wollen über ein paar Steine im Wasser balancieren, trauen sich aber nicht, aber wenn ich direkt daneben stehe, trauen sie sich doch... Dieses Vertrauen, was mir von meinen Kindern entgegengebracht wird, dieses tiefe Gefühle "Sicherheit" geben zu können, das Wissen, ein Anker, eine Bezugsperson zu sein... das ist unbeschreiblich. Das ist auch ein Stück weit beängstigten, weil damit so viel Verantwortung einhergeht, ganz nach dem Peter-Parker-Prinzip: "Mit großer Macht kommt große Verantwortung". Dieses Vertrauen will ich um nichts in der Welt enttäuschen... und diesem Vertrauen gerecht zu werden, ist aktuell mein Lebensinhalt.

Und ganz ehrlich? Dieser erfüllt mich persönlich so viel mehr als es alle Brettspiele, Kino, Ausschlafen, Reisen oder sonst etwas je getan haben. Nicht, dass mein Leben damals langweiliger oder schlechter oder sonst was war. Es war halt was ganz anderes. Aber so wie es jetzt ist, gefällt es mir besser :D

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Noch ein paar "Aber" Punkte:

Geld ist so ein Thema. Meine Frau und ich haben das Glück, dass wir finanziell mehr als gut aufgestellt sind. Diese Tatsache ist uns aber auch bewusst und lässt uns demütig zurück. In Bayern kriegen wir ein sog. "Familiengeld" für das 2. und 3. Lebensjahr der Kinder - 250€ im Monat. Unser Kindergeld und das Familiengeld zusammen beträgt aktuell im Monat 1100€ für alle drei Kinder. Davon zahlen wir 660€ im Monat für den Kindergarten und weitere 180€ im Monat für das Essen im Kindergarten. Bleiben pro Monat für 3 Kinder noch 260€ - davon muss Essen, Kleidung, das größere Auto, Heizung, Windeln, mal ein Spielzeug... bezahlt werden. Das reicht natürlich nicht. Für uns kein Problem... aber es gibt sicher mehr als genügend Familien, für die es ein Problem darstellt. Kinder sind nicht billig. Das muss klar sein, bevor ich ein Kind in die Welt setze!

Weiter: Ohne meine Frau, würde ich es nicht schaffen! (Ich behaupte aber mal, sie ohne mich auch nicht :D ) Meinen tiefsten Respekt vor jedem/jeder Alleinerziehenden! Ich könnte das nicht... ihr seid Helden!

An einigen (na gut... an "vielen" :D) Tagen habe ich am Ende des Tages das Gefühl, heute GAR nichts geschafft zu haben. Die Küche schaut aus wie Sau, die Wäsche ist immer noch nicht zusammen gelegt, die Wohnung hab ich nicht geputzt und der Garten verwildert... das Hamsterrad der täglichen Aufgaben ist schon enorm... mit den Kindern spielen, Essen machen, Schlaffertig machen, regelmäßige Diskussionen etc. Das ist alles anstrengend. Hier ist mein Rat an alle (was wir auch erst lernen mussten - auf die harte Tour!): Alles ist gut! Schraubt euren Pace runter. Dann wird halt die Spülmaschine erst morgen ausgeräumt, wen juckts? Alles ein bisschen mehr chillig betrachten und im Zweifelsfall lieber mit den Kindern eine Runde "Tempo kleine Schnecke" mehr als weniger spielen. Das sorgt für viiiiiiiiel weniger Frust und für viiiiiiiel mehr Lebensqualität.

Und: Die Eltern müssen es schaffen, Oasen der Zweisamkeit für sich zu schaffen. Großeltern sind dafür mega gut geeignet :-) Mal zusammen Essen gehen (ohne Kinder füttern zu müssen!), mal einen ganzen(!!!) Film am Stück anzuschauen, ohne 20 Mal zu unterbrechen... das ist so wichtig und tut so gut... und ist so schwierig. Gerade nach Kind 3 hatten wir eine Zeitlang das Motto: "Sex ist schön, aber Weihnachten ist öfter" - das ist keine schöne Zeit... aber auch das haben wir erfolgreich unter uns gebracht ;-)

Und zu guter Letzt: Der Satz "ein Kind würde unserer Beziehung gut tun" ist Bullshit. Ein Kind ist ein Katalysator: Wenn die Beziehung gut ist, schweißt ein Kind nur noch mehr zusammen. Wenn die Beziehung sowieso schon toxisch ist, wird ein Kind die Situation nur noch weiter verschärfen...

Zusammenfassung: Ich bin kein Missionar und jeder, der für sich entscheidet, KEINE Kinder haben zu wollen, kann ich stückweit nachvollziehen. ICH möchte meine Kinder um nichts auf der Welt missen oder hergeben :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Vater dreier Kleinkinder und glücklicher Ehemann :-)
KittyCat2909  07.05.2023, 21:17

Lieber Domie, due bist ganz ohne Zweifel eine Gute Mama- ahh Papa! ;-)

Will sagen- du berschreibst es wie es ist unnd wie du es empfindest aus einer liebevollen, sehr und fürsorglichen Sicht, eines Elternteils, dass seine Kinder sehr sehr liebt, sein Bestes Versucht, dass sie sich gut und positiv entwickeln. So einen Papa wünschen sich sicherlich die Meisten! Geniesse die Zeit, die sie noch klein sind und dich so sehr brauchen! :-)

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Natürlich ist es schlimm. Lass es bleiben. Ich und viele andere haben es heutzutage nicht mehr vor. Aber Achtung du könntest ja etwas verlassen. Du wirst sicherlich die schlaflosen Nächte, die endlosen Windelwechsel und die finanziellen Belastungen sonst missen. Und wer braucht schon Freizeit und Reisen, wenn man stattdessen das Vergnügen hat, permanent ein schreiendes Kind zu beruhigen?

für mich war es nicht schlimm, weil ich im Vorfeld wusste, dass Kinder den Alltag und das Leben verändern

ich bin ein organisierter und flexibler Mensch, kann mich den verschiedensten Gegebenheiten stellen, konnte meine Bedürfnisse in der Anfangszeit naturgemäß zurückstellen und habe mich jeden Tag am Wachsen und an den vielen Entwicklungsschritten besonders im ersten Lebensjahr, aber auch all die späteren Jahre erfreut

körperliche Veränderungen sind auch naturbedingt, aber für diese Höchstleistung des Körpers muss sich keine Frau schämen, wenn sie zum Beispiel Dehnungsstreifen am Bauch hat oder die Brust nach dem Stillen nicht mehr so straff ist

Kinder kosten viel Geld, aber das Leben ansich ist teuer, man muss nur mit seinem Geld umgehen können

Kindern muss man keinen Zucker in den Hintern blasen, ihr Kinderzimmer muss kein eigener Spielzeug-oder Klamottenladen sein, das überfordert sie nur

ich habe meine Töchter sehr gerne und oft kreativ beschäftigt, sie wissen noch heute als jung erwachsene Frauen, dass sie da bei mir immer offene Türen einrennen

sie haben in mir immer eine Ansprechpartnerin, Zuhörerin und tatkräftige Hilfe in sehr vielen Bereichen

wer sich seiner Verantwortung gerne stellt, wird in seinen Kindern immer mehr eine Bereicherung als eine Belastung sehen, auch wenn es immer wieder auch mal Zeiten gibt, wo es auch mal kracht, das bleibt nicht aus

aber klare Strukturen, positives Vorleben, offene Ohren, das Finden der richtigen Balance zwischen langen und kurzen Zügeln und gegenseitiges Vertrauen und gezeigte Liebe sind eine gute Basis, Kindern das Gefühl zu geben, bei ihren Eltern willkommen zu sein

für mich persönlich sind noch drei Dinge sehr wichtig: ich habe mein eigenes Aufwachsen nicht vergessen, was besonders in der Pubertät der eigenen Kinder sehr wichtig ist

ich habe mir mein inneres Kind bewahrt

und ich habe im Verlauf der Jahre auch ohne schlechtes Gewissen meine eigenen Interessen wieder gelebt

Kinder werden immer größer, älter und selbstständiger und brauchen nicht bis zur Volljährigkeit eine Rundumbetreuung, Kinder genießen auch mal ihre Freiheiten und elternfreie Zeit