Ist die Kirche oder die Bibel wichtiger?
ich würde die Frage gerne aus orthodoxer Sichtweise beantwortet bekommen.
6 Antworten
Ich bin nicht orthodox im Sinne der Orthodoxie ;), aber mir ist das Wort Gottes definitiv wichtiger als irgendeine Institution, auch wenn ich meine sehr mag. Aber auch sie hat ihre Fehler, weil wir alle Menschen sind und Fehler machen oder zulassen. Aber das Wort Gottes dient der Orientierung und ist der Maßstab für alles.
Deswegen steht dort auch:
2.Tim.3,16-17:
Alle Schrift ist von Gott eingegeben[9] und[10] nützlich zur Lehre[11], zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, (Röm 15,4; 2Petr 1,21)
damit der Mensch Gottes richtig ist, für jedes gute Werk ausgerüstet. (Kol 1,10; 1Tim 5,10; 1Tim 6,11; 2Tim 2,21)
Apostelgeschichte 17,10-11:
Die Brüder aber schickten noch in derselben Nacht Paulus und Silas nach Beröa. Als sie dahin kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden.
Diese aber waren freundlicher als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich’s so verhielte. (Joh 5,39)
1Thess 5,21 Prüft aber alles und das Gute behaltet.
Jetzt wäre meine Frage: Wie kann ich prüfen, wenn ich die Bibel nicht kenne?
Be blessed! :)
Ich bin zwar katholisch, aber ich würde sagen, dass aus orthodoxer Sicht die Kirche wichtiger ist. Die Bibel ist aber natürlich auch sehr wichtig. Die Kirche ist aber eben eine Schöpfung Gottes, so wie die Bibel das Wort Gottes ist. Beide stehen nebeneinander, ergänzen einander, gehören zusammen. Aber die Kirche erklärt das Wort Gottes, weil dieses sich nicht selber erklärt.
Außerdem ist die Bibel unvollständig ohne die Überlieferung der Kirche. Auch diese beiden gehören zusammen. Ohne Kirche fehlt der Bibel etwas. Sie war auch niemals dafür gedacht, alleine zu stehen, ohne die Kirche.
Ich bin kein Experte für das alte Judentum der Zeit vor Christus. Aber meines Wissens waren es die Priester, Schriftgelehrten der Synagoge und die Hohenpriester, welche die Schriften ausgelegt haben. Soweit ich weiß, war es im alten Judentum nicht üblich, die heiligen Schriften einfach so selber auszulegen. Das war auch damals die Aufgabe der dazu berufenen Vertreter der Synagoge.
Außerdem legen doch im Judentum vor allem die Rabbiner den Glauben und die Schriften aus. Also die oben von mir genannten Schriftgelehrten der Synagoge. Das ist heute so, und war meines Wissens nie anders.
Ja, aber die Auslegungen der Schriftgelehrten werden von Jesus vielfach kritisiert z.B in Matthäus 23. Immer wieder wird von Jesus und den Aposteln auf die Schriften hingewiesen.
Das heißt aber nicht, dass alle Auslegungen aller Schriftgelehrten falsch wären. Außerdem sagt Jesus nicht, entscheidet ihr selber, was es bedeutet, sondern er verkündet als Lehrer, wie es richtig ist. Er erwartet dann, dass wir ihm folgen. Jesus sagt also gerade nicht, daß wir die Schriften selber auslegen dürfen. Er verwirft nur falsche Auslegungen.
Natürlich weisen sie immer auf die Schriften hin. Völlig richtig. Aber niemals, sagt irgendjemand von ihnen, Leute, wisst ihr was, legt es aus, wie ihr wollt.
Mir ging es auch weniger um die Auslegung, mir ging es eher um die Hinzufügung von Lehren (durch die Kirche) die nicht in der Bibel so zu finden sind. Soetwas war nicht „gültig“. Es galten nur Lehren aus den Schriften des Tanach. Auf diesen wird immer wieder verwiesen.
Doch, es wurden viele Dinge hinzugefügt, die nicht wörtlich in der Bibel stehen, aber aus ihr abgeleitet werden können. Dazu gehören ganz viele Vorschriften des Mosaischen Gesetzes. Das war sehr wohl gültig.
Aber dennoch ist doch dort die Schrift das Lehrmaterial und das woran man sich halten soll. Es ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, Zurechtweisung... Siehe 2. Timotheus 3, 16-17
Natürlich ist die Schrift maßgeblich. aber sie war und ist immer zu sehen in der Einheit mit der Lehre der Kirche. Die Bibel ist doch zu 100 % ein Produkt der Kirche. Wer hat sie denn geschrieben? Wer hat die Texte gesammelt? Die Kirche. Sie muß in der Einheit mit der Lehre der Kirche gesehen werden. Übrigens gibt es in den Briefen der Apostel mehrere Stellen, wo sie Bezug nehmen auf eine mündliche Unterweisung. Das ist nichts anderes als die Lehre der Kirche.
Aber sollte die mündliche Lehre (also die Überlieferung) nicht mit der schriftlichen übereinstimmen? Manchmal tut es das aber nicht.
Aber wie lässt sich denn die Lehre dass es außerhalb der katholischen Kirche kein Heil gibt mit der Bibel vereinbaren,.denn diese Lehre lässt sich ja gar nicht aus der Bibel ableiten. Denn es wird doch immer wieder gesagt, dass wir Jesus annehmen sollen, wir sollen an ihn glauben und uns somit bekehren. Darin liegt die Errettung, wir sind dann errettet wenn wir ihn als unseren Erlöser annehmen.
Doch, das lässt sich sehr wohl aus der Bibel ableiten.
Die Behauptung, dass wir nur Jesus annehmen müssen, um errettet zu werden ist Quatsch. Das ergibt sich in Wahrheit nicht aus der Bibel. Genau diese Aussage verdreht und verfälscht die Bibel. Es ist eine freie Erfindung, die keinerlei Grundlage in den Schriften hat. Also nicht das was der Protestantismus mit seiner angeblichen Heilsgewissheit sagt, deckt sich mit der Bibel, sondern die wahre katholische und orthodoxe Lehre deckt sich mit der Bibel. Der Protestantismus hat also die Bibel verdreht und verfälscht, und ist jetzt so unverschämt, zu behaupten, der Katholizismus würde die Bibel verdrehen. Umgekehrt ist es richtig!
Römer 10, 9-15, Johannes 3, 15-21, Epheser 2, 8-9, Johannes 5, 24, Johannes 11,25
All diese Verse sagen, dass wir Jesus annehmen sollen, bzw. an ihn glauben sollen, damit wir errettet werden.
Ja, das stimmt. Aber man kann eine lange Liste mit Stellen machen, aus denen sich ergibt, dass dies der Anfang ist. Danach muss der Glaube gelebt werden.
Wie lässt sich das aber mit Epheser 2, 8-9 vereinbaren? In Vers 10 wird ja dann auch nochmal betont, dass Werke eine FOLGE der Errettung sind.
Die Errettung ist der Anfang, nicht das Ende, nicht das Ziel. Durch die Errettung aus der Gnade werden wir wieder zugelassen zur Gemeinschaft mit Gott, aus der wir wegen der Erbsünde verstoßen wurden. Danach soll es aber weitergehen. Danach muß der Glaube unbedingt auch gelebt werden, das sind dann die Werke, die natürlich eine Folge der Errettung sind. Denn aus uns selber, ohne die Gnade, können wir nichts. Heute sind viel zu viele völlig fixiert auf die Errettung/Erlösung. Das ist völlig falsch, weil sie dann nämlich am Anfag stehen bleiben. Dann bleibt aber Glaube ohne Leben, er ist tot.
Gibt es denn eine Kirche, der die Bibel nicht wichtig ist?
Die Offenbarung Gottes ist das Wichtigste, aber die Kirche als Leib Christi ebenso, denn sie verwaltet und verkündet die Offenbarung.
Die Kirche war vor der Bibel da und damit auch zuerst die mündliche Überlieferung. Daher wissen wir, was die Apostel verkündet haben, wie die Urchristen gelebt haben und was ihnen heilig war. Sie haben sich wöchentlich zum Abendmahl versammelt und alles getan, was Christus ihnen aufgetragen hat. Aus dieser überlieferten Quelle schöpft auch die Kirche - sowohl die orthodoxe als auch die katholische, zwischen denen keine großen Unterschiede bestehen.
Die Bibel entstand erst später als schriftliche Überlieferung. Das ist die zweite Quelle, auf die die Kirche sich stützt. Die Kirche hat die Funktion, beide Quellen zu hüten, unverfälscht zu bewahren und aus ihnen zu schöpfen zum Heil der Menschen.
Deine Frage bezieht sich wahrscheinlich auf die unterschiedlichen Meinungen zwischen orthodox/kath. und Protestantismus. Für Protestanten ist die Bibel das wichtigste Fundament. Dabei schließen sie die mündliche Überlieferung als zweite Quelle der Offenbarung aus, ohne die es die Bibel aber gar nicht gäbe.
Egal ob orthodox, katholisch oder evangelisch müsste die Antwort so lauten:
Die Bibel
Die Kirche ist wichtiger. Sie ist der lebendige Leib Christi. Sie hat die Bibel zusammengebracht, die Briefe gesammelt.
FG, ;)
Dazu muss ich mich aber folgendes fragen: Warum soll sich das mit dem Neuen Testament plötzlich geändert haben, dass die Schriften nicht mehr reichen? Im Alten Testament waren die Schriften die einzige Autorität und Quelle. Nur die Schriften des Tanach waren die einzig richtige Quelle des Glaubens.