Ist 1984 von George Orwell overhyped?


23.07.2021, 23:37

Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen, ich fand es zwar sehr gut, kann man aber nicht wirklich nachvollziehen, wieso teilweise sehr viele Menschen sich auf das Buch beziehen, wenn sie eine politische Entscheidung oder Entwicklung kritisieren. Das ist kein Buch für Wahrsager..

deraIte  23.07.2021, 23:36

Aus welcher Perspektive denn? Er hat es um 1950 geschrieben, dafür wird es so realistisch sein, wie die heutigen Science-Fiction-Szenarien auch.....

KannNich1231 
Fragesteller
 23.07.2021, 23:38

Lies meine Ergänzung, ich sehe aber oft, dass Leute Stellen vom Buch zitieren, um heutige politische Entwicklungen zu kritisieren

8 Antworten

Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen, ich fand es zwar sehr gut, kann man aber nicht wirklich nachvollziehen, wieso teilweise sehr viele Menschen sich auf das Buch beziehen, wenn sie eine politische Entscheidung oder Entwicklung kritisieren.

Ich würde meinen, die meisten haben es auch weder gelesen, noch jemals in seinen historischen Kontext betrachtet.

Natürlich ist das Buch die Vision eines zukünftigen Überwachungsstaates, nur wird bei dieeser Betrachtung gerne vergessen, dass das nicht irgendein Sifi oder irgendeine aus dem Kontext gerissene Pseudoweissagung ist, sondern, dass das vor dem Hintergrund auch des NS-Regimes und des Sowjet-Kommunismus entstanden ist.

Insofern bezog es sich auf totalitäre Überwachungsregimes, die damals tatsächlich existiereten oder in der McCarthy-Ära in den USA gerade zu entstehen schienen.

https://de.wikipedia.org/wiki/McCarthy-%C3%84ra

Insofern, würde ich meinen, ist das mehr zum Zeitpunkt des Entstehens aktuelle Gesellschaftskritik, als irgendein Versuch tatsächlich die Zukunft konstruieren zu wollen.

Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung.

Von Experten PeVau und KurtSchuster bestätigt

Vermutlich hast Du für immer und ewig die Erfahrung verpasst, das Buch 1970 mit sechzehn zu lesen. In der Rezeption damaliger Leser hat es eine halluzinierende Wirkung, weil es wie ein böses Omen über der Vorstellung von Zukunft schwebt.

Es ist nicht so sehr diese faszinierende Grauheit einer Kriegsgesellschaft, die man sich als real heraufkommend vorstellt, sondern die grundlegende Idee der Umdeutung aller Begriffe, die das Buch zum Thema hat und die sich zu bewahrheiten scheint. Es ist die Tendenz - von kommerzieller und politischer Propaganda erfunden und ständig verschärft -, Sachverhalte mit euphemistischen, gar ins Gegenteil verkehrenden Begriffen zu belegen, die den Lesern plausibel erscheint.

Jede/r kann das sofort anhand seiner eigenen Erfahrung nachprüfen: Biertrinken schafft und stärkt Freundschaften, weltweit genormte Ausbeutung schafft Arbeitsplätze, die korrekt sitzende Slipeinlage macht frei, Vodaphone rettet die Welt für unsere Kinder, die Atommüllkippe wird zum Entsorgungspark, Überwachung schafft Freiheit, Bohlen sorgt sich um die Menschenwürde, und Nazis gibt es gar nicht.

PeVau  24.07.2021, 00:26

Richtig gute Antwort!

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Ich finde es immer schwierig ältere Bücher als Vergleich, in die Gegenwart zu transportieren. Besonders in den letzten Jahren hat sich viel getan,( Digitalisierung, neue Probleme wie Klimawandel,....). Besonders die Digitalisierung kann natürlich insb. mit KI Überwachungsstaaten fördern, allerdings würde ich dennoch nicht sagen, dass man dann von einzelen, häufig nicht bestätigten, Entwicklungen auf eine Realisation eines solchen Szenarios führt. Man sollte Science-Fiction, besonders dystopische, eher als Warnung verstehen, dann aber nicht einzelne Entwicklungen als zwanghaft in diese Richtung führende interpretieren, sondern eher geeignete Gegenmaßnahmen insb. Gesetze aufstellen, dass so etwas nicht passiert.....

!!!!! Achtung komplett eigene Meinung !!!!!!

und ja ich weiß Ausrufezeichen sind nicht gerne im Rudel, Menschen leben aber auch nicht gerne gedrängt, aber siehe Großstädte.... 😉

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – politisch interessierter Mensch

Maximal ein bisschen. Was aber derbe underrated ist, ist sein anderes populäres Werk "Animal Farm", eine satirische Parable auf die russische Revolution und den Stalinismus. Wirklich herrlich zu lesen, sehr kurzweilig und durchaus interessant. Auch sprachlich nicht allzu fordernd (ein gewisses Englischniveau sollte trotzdem vorhanden sein), deswegen kann man es möglicherweise sogar in Originalfassung lesen

Es beschreibt eine Dystopie, eine nicht Wünschenswerte Gesellschaft und viele Darstellungen und Aussagen in diesem Buch, werden Heute schon praktiziert, darauf bezieht es sich, wenn man heute auf auf Stellen in diesem Buch hinweist. Es gibt Handys, Kameras und es gibt Jemanden der Menschen Chips einpflanzen will, damit eine totale Überwachung jedes Einzelnen möglich, wie es dieses Buch beschreibt. Privatsphäre ADE !