Hölle im Hinduismus/Buddhismus: Kommt man wieder heraus?

9 Antworten

Ich kann nur für den Hinduismus sprechen:

In der Bhagavad Gita wird gelehrt, dass der "Atman", der wahre "Seelenkern" des Menschen, den Tod überdauert und danach in eine andere Sphäre übergeht. Das kann eine Art "Himmel", aber auch eine "Hölle" sein, je nachdem, wie weit er seine ihm zugewiesene Rolle im letzten Leben erfüllt hat.

Dort hält sich der Atman dann eine gewisse Zeit auf, um dann später in einem neuen Körper zu reinkarnieren. Das Spiel geht so lange, bis die Befreiung aus dem ewigen Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt gelungen ist.

Im Buddhismus sieht diese Lehre wieder anders aus, da der Buddhismus die hinduistische "Atman"-lehre ablehnt. Da kann dir aber sicher ein anderer User besser weiterhelfen. Es gibt hier in der Community einige Buddhisten, die sich damit gut auskennen.😊

Ich kann Dir das nur aus nichien-buddhistischer Perspektive sagen: Hier wird die "Hölle" als ein Zustand völliger Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit betrachtet, in die jeder Mensch - sogar auch eine Buddha! - fallen kann.

Dank der Kraft der buddhistischen Ausübung kann sich der Mensch jedoch im Prinzip jederzeit wieder daraus befreien.

Diese Lehre stützt sich auf das Lotso Sutra, so wie es der Mönch Nichiren Daishonin (Japan, 13. Jhrdt.) analysiert und interpretiert hat.

Alles ( bis auf Nirvana ) ist der Veränderung unterworfen = vergänglich. Also auch die "Hölle" .

Wie AlfredKubin schon sagte: heutzutage verstehen wir solche Darstellungen meist als Metaphern.

Zu Buddhas Zeiten gab es ja solche Vorstellungen von "psychischen Welten" noch nicht. Und, wahrscheinlich hätte eine solche Darstellung die Hörer auch wenig "motiviert" .

Also: die "Hölle" ist keine "ewige Verdammnis".

Das Gleiche gilt dann aber auch für den Daseinsbereich "Götter" ( in anderen Religionen "Himmel" oder "Paradies" genannt ). Auch diese sind dem Kreislauf des Samsara noch unterworfen - Wesen darin also immer noch sterblich/vergänglich ( wenn auch womöglich ihr Leben sooo lange dauert, dass sie das "vergessen" )...

Zwei schöne Beschreibungen gibt es dazu 1. von Ajahn Akincano ( er war lange Mönch in der Theravada-/Walndmöch-Tradition und ist Psychotherapeut ) als Vortrag ( 55 Minuten ): "Das Rad des Werdens ( eine psychologische Deutung )":

https://www.youtube.com/watch?v=OEbXvyCNoUY

sowie 2. ein Text/Buchauszug von Mark Epstein ( Buddhist und ebenfalls Psychotherapeut ): "Das Lebensrad - Ein buddhistisches Modell des neurotischen Geistes" ( 16 Seiten ):

Bild zum Beitrag

https://drive.google.com/file/d/1wKvxhgXe8JmmXD2aMkTTeJTuQM6wEmYW/view?usp=sharing

Ich finde diese Deutungen jedenfalls sehr schlüssig und nachvollziehbar. Schau dich mal um in der Welt !

Da wird jemand "in der Welt der Götter" ( also reich, gesund und geliebt... ) geboren. Und trotzdem vergeht dieser Zustand wieder, und er oder sie landet durch bestimmte Umstände in einer regelrechten "Hölle" ( Verlust allen Besitzes, oder geliebter Menschen, Konflikte mit dem Gesetz, schwere Krankheit, psychisches Leiden... ).

Und, umgekehrt kann auch jemand "in der Hölle" geboren werden ( bittere Armut, vielleicht eine angeborene Krankheit oder Behinderung, Not durch Hunger, Krieg oder Verfolgung... ), und trotzdem ändern sich wieder bestimmte Umstände, und dieser Mensch erfährt dennoch Zufriedenheit oder Glück.

ALLES, im Daseinskreislauf ist veränderlich ( von Ursachen und Bedingungen abhängig = siehe "Pratitya Samudpada" ) und somit auch endlich, zeitlich begrenzt. Eben so lange es dauert, bis sich die Umstände entsprechend verändern. Ob es dazu nun "eine neue Geburt" braucht, oder ob sich all das auch innerhalb eines einzigen Lebens abspielen kann, ist unerheblich.

Beobachtbar ist nur, was jemand in einem Leben erfährt. Und, das kann bereits die ganze Bandbreite der "Daseins-Bereiche" abdecken ( siehe den Vortrag von Alfred Weil ganz unten, der dies anhand unserer Gefühle erklärt ! )

Das gilt auch für die sog. "Hölle".

Und, falls es doch einen "Daseinsbereich" gibt, der nicht-menschlich ist, und den man als "Hölle" bezeichnen könnte, wäre er ebenso Teil des Samsara, also dem "Kreislauf der Geburten", und somit nicht ewig !

"Zwischen 'Himmel' und 'Hölle' - Die Skala der Gefühle":

https://www.youtube.com/watch?v=zmWF-7JtiEI

Liebe Grüße: Manu

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
 - (Religion, Philosophie und Gesellschaft, Spiritualität)

Beim Buddismus ist es so, dass man wiedergeboren wird, bis man die Selbstlosigkeit gefunden hat und keinen Wunsch mehr hat. Erst dann gelangt man ins Nirrama (nichts) und ist dann halt wirklich tot.

Beim Hinduismus wird man wiedergeboren bis sich die Einzelseele (Atman) von einem mit der Weltenseele (Brahman) vereinigt, was auch das Ziel beim Hinduismus ist.

HÖLLE bedeutet in Wirklichkeit Vernichtung! Diese Vorstellung gibt es in fernöstlichen Anschauungen nicht. Sonst könnte man ja nicht mehr wieder zur Welt kommen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Lacrimis27  08.03.2022, 14:18

"man" kommt sowieso nicht wieder.... Das Ich bleibt nicht bestehen das Bewusstsein ist vergänglich...

Was auch immer neu geboren wird - das wirst nicht "du" sein...

Bedingtes entstehen - auch das Ich ist ein Zusammenspiel aus Bedingungen und diese Bedingungen sind dein jetziges leben und Handlungen (Karma)... Nur mit exakt diesem Leben und kein Haar breit Abweichung, bist du, du... Wen du stirbst, ist, was auch immer neu geboren wird, in einem völlig neuen Leben und somit ein völlig anderes Individuum - nicht du... DU genauso wie jedes andere Ich, ist vergänglich...

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Peter109Jordan  08.03.2022, 18:21
@Lacrimis27

Diese Lehre ist mir bekannt. Biblisch ist sie nicht. "Neu" oder "Wiedergeboren" wird man als Lebender durch den Geist Gottes.

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