Hat eine aus Neigung getroffene Entscheidung laut Kant moralischen Wert falls sie in Abweseheit selbiger aus Pflicht genauso getroffen worden wäre?

1 Antwort

Nein, laut Kant hat eine Entscheidung nur dann moralischen Wert, wenn sie aus Achtung vor dem moralischen Gesetz passiert.


Gruenerelch692 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 11:58

Also ist diese Kritik zulässig?

,,Gerne dien' ich den Freunden, doch

tu' ich es leider mit Neigung;

und so wurmt es mir oft, dass ich

nicht tugendhaft bin."

„Es ist kein anderer Ausweg," versetzt darauf jener der Weise,

„als dass du sie hassest aus Pflicht – und dann tu' ihnen Gutes.“

Yanis079  18.05.2025, 12:01
@Gruenerelch692

Ja diese Kritik ist absolut zulässig. Was du hier beschreibst ist dass man laut Kant, wenn man gerne seinen Freunde Gutes tut (aus Neigung) dass man das nicht pflichtgemäß macht und dass man eher seine Freunde dann hassen soll (aus Pflicht) sodass Neigungen und persönliche Gefühle keine Rolle mehr spielen und ihnen dann Gutes tun soll, was aber moralisch gesehen absolut kein Sinn macht.

Sehr poetisch :-)

Gruenerelch692 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 12:04
@Yanis079

Ja ist von Schiller dem Ehrenmann nicht mir. Aber du bist dir da sicher, dass das laut Kant so wäre?

Yanis079  18.05.2025, 12:13
@Gruenerelch692

Nun ja, man kann es halt so und so interpretieren. Im Prinzip hat Kant aber nur gesagt, dass man seine Entscheidungen durch die moralische Pflicht die man als Mensch hat begründen, und nicht aus Neigungen und Gefühle. Allerdings kann man ja auch aus Liebe und Freundschaft und Pflicht zugleich handeln. Sprich wenn du einem Freund hilfst, weil du ihn liebst und das mit deinem moralischen Pflichtbewusstsein übereinstimmt, hast du auch moralischen Wert erzeugt. Es geht einfach darum, dass deine Entscheidung, deinem Freund zu helfen, nicht deinem allgemeinen moralischen Pflichtbewusstsein widerspricht, nur weil es eben dein Freund ist.

Jedoch passiert eben genau dies in den meisten Fällen und das ist auch die Lücke in Kants Theorie. Das zeigen Dilemma-Gedankenexperimente wie Trolley-Problem und die Erweiterung bspw. durch das Buch "Terror" von Schirach sehr gut. Und da ist die Frage, wie man damit umgehen soll, da es ja eigentlich nur in der Natur des Menschen liegt, seine Liebsten in einen gewissen ethischen Fokus zu stellen.