Hat das Leben auf dem Land am meisten Vorteile?

4 Antworten

Hallo Morty712,

so war das Leben auf dem Land früher - so ist es heute aber leider ganz und gar nicht mehr.

Unter den Betrieben herrscht Konkurrenzkampf (wer hat die meisten Tiere, die größten Maschinen, die besten Erträge..) und das Ziel ist es, den Konkurrenten zu vernichten. Das fängt schon bei Pachtflächen an, in extremen Fällen war es hier sogar schon so, dass sich ein Landwirt verschuldet hat und die Fläche nachher ungenutzt gelassen hat, nur damit sein Konkurrent die Fläche nicht bekommt und schließen muss.

Früher waren über 100 Tiere schon viel, heute zählst du mit ~200 schon als Kleinbetrieb am Existenzminimum. Dann werden die Maschinen immer teurer, Mittel ebenso und verdienen tust du am Ende weniger, schau dir zum Beispiel mal an, was die Landwirte von den Milch bzw. Schweinepreisen tatsächlich haben. Noch dazu haben sie immer mehr Auflagen zu erfüllen und wenn sie dies nicht tun, sind sie direkt raus, weil hohe Geldstrafe, die auch kleine Betriebe hat nicht mehr leisten können. Dann die Bewohner, die sich immer mehr über Landwirte aufregen. Arbeitest du dort am Sonntag oder in der Nacht bekommst du ausschließlich Beschwerden, dass du aber zum Teil von 4 Uhr nachts bis kurz vor Mitternacht unterwegs bist ist dann auch egal. In unserem Kreis geht es sogar so weit, dass die Bewohner ihre Autos im Zickzack auf der Straße parken, damit die Fahrer fast gar nicht (ohne Unfall) durchkommen.

Natürlich hat die Landwirtschaft, wie größere Betriebe sie betreiben viele Nachteile, aber die Angestellten, die tatsächlich unterwegs sind und den Frust abbekommen, können am wenigsten dafür. Ich verstehe ja, dass es schöneres gibt, als einen Trecker der in der Nacht neben dem Haus fährt, aber für die Familie gäbe es auch Schöneres, als auf Angehöre verzichten zu müssen, weil diese auf den Koppeln unterwegs sind, um für das Brot, die Wärme oder das Fleisch zu sorgen.

Landwirt sein heißt 24/7 Landwirt zu sein, wenn die Biogas in der Nacht auf Störung stellt musst du dich drum kümmern, wenn die Schweinefütterung dann kaputt geht ebenso und schließlich musst du mit Pech auch noch zu den unmenschlichsten Zeiten arbeiten, weil für mehr Angestellte kein Geld mehr da ist oder nicht investiert wird oder noch schlimmer, einfach keine potenziellen Angestellte da sind.

Wenn dann Feriengäste kommen regen sich die Dorfbewohner oft auf, weil die dann ja durch das Dorf fahren und ihr Dorf damit kaputt machen.

Ich muss aber zugeben, der Beruf an sich hat auch schöne Seiten, aber leider nicht mehr so viele wie früher und inzwischen fast mehr negative.
Das Dorfleben und der Zusammenhalt mit „Können wir mal deine Scheune haben“ ist schon lange nicht mehr, zumindest in den meisten Dörfern.

Aber ich würde aus eigener Erfahrung einfach jedem davon abraten, in die Landwirtschaft zu gehen, egal wie sehr der Beruf schön geredet wird, das ist es einfach nicht mehr. Schau dir einfach mal die Flächen oder Tierbestände, die bewirtschaftet werden müssen, und die verfügbaren Arbeiter an. Wenn du das mal mit denen von früher vergleichst wird dir auffallen, dass es deutlich mehr zu bewirtschaften gibt für deutlich weniger Menschen und das können die Maschinen auch nicht aufholen. Nützt ja nix, wenn die Maschinen keinen Führer haben oder unbezahlbar sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich sehe im Leben auf dem Land nur Vorteile. Das Fängt damit an, das du mit einem eigenen Haus absolut unabhängig von Energiekonzernen und Vermietern bist. Des weiteren lebt es sich, wie als wäre man jeden Tag im Urlaub. Schön am Pool liegen, keiner geht einen auf den Sack. Die Klimaanlage, welche bei mir von meiner 20kw Solaranlage gespeist wird, mach im Sommer gemütliche 22 Grad in der Hütte ohne irgendwelche Kosten. Ich begreife nicht, wie man freiwillig in einer Stadt leben kann, außer natürlich man hat ein paar Millionen übrig um sich da ein ordentlichen Haus mit 2000 Quadratmeter Grundstück zu leisen.

Magicdreamer  12.07.2022, 11:26

Ich habe jetzt mal ein ungeschöntes Extrembeispiel gegeben, aber so kann es eben laufen & das tut es in unserer Gegend leider auch überwiegend.

Natürlich kannst du auch einfach nur auf dem Land leben und etwas anderes arbeiten, dann werden dir aber die weiten Entfernungen zum Verhängnis, außer du kannst im Home Office arbeiten. Auch die Bildungsmöglichkeiten sind nicht unbedingt optimal. Grundschulen kannst du finden, Gemeinschaftsschulen meist auch im Umkreis bis zu 10km, wenn du dann aber an ein Gymnasium möchtest kannst du für viele schon einen Weg von über 20km verbuchen - mit öffentlichen Verkehrsmitteln die teilweise gar nicht vorhanden sind oder nur schlecht ausgebaut. Wenn du nicht grade ein Einsiedler bist, der keine Kinder hat und sich am liebsten den ganzen Tag in seinem Haus/ auf seinem Grundstück, wovon er viel zu viel hat, verkrümeln möchte, gibt es wirklich kaum Vorteile. Eine Wohnung mit Garten ist nicht viel günstiger (falls sie überhaupt günstiger sein sollte) als eine Wohnung in der Stadt, dafür hast du aber keine ÖPNV, keine Geschäfte (Einkaufen musst du auch oft 5-10km oder weiter entfernt) und wie gesagt, der Stress mit Landwirten und den Nachbarn wird auch nicht besser.

“Jeder kennt und mag jeden“ Idylle ist inzwischen die Ausnahme, anstatt die Regel.

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Maddoc66  12.07.2022, 11:39
@Magicdreamer

Ich muss zugeben, das ich tatsächlich keine Kinder habe und auch keine feste Beziehung habe und haben möchte. Land lohnt natürlich nur, wenn man ein eigenes Haus hat, das ist Fakt. Zur Miete kann ich wirklich auch in der Stadt leben. ÖPNV habe ich eh noch nie benutzt. Das optimale wäre eine Elektroauto welches man mit eigenen Solarstrom lädt. Ich persönlich habe keines, da es keines gibt, welches meinen Anforderungen entspricht und mich die paar Liter Sprit im Monat nicht tangieren. Fakt ist, das ich für ein Haus, wie ich es hier habe in Berlin um die 5 Mio zahlen müsste. Hier hat es mich nicht mal 1 Mio gekostet. Und ja, ich kann im Homeoffice Arbeiten, fahre aber dennoch meist die 30km ins Büro jeden Tag weil ich da irgendwie produktiver bin

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Doch, manche Bauern sind dauernd gestresst und müssen manchmal auch mit wenige Geld auskommen. Oftmals wird das aber auch überbewertet, also vor allem das mit dem Dauerstress. In meinem Dorf ist es so, dass es manchen Bäuerinnen gibt, die angeben wie viel sie arbeiten, und behaupten dass sie für nichts Zeit hätten, weil sie so viel arbeiten und auch dauernd gestresst sind etc. Die meisten von denen packen aber auf dem Hof weniger an, als die meisten, die nicht jammern. Und es gibt auch sonst viele Nachteile neben den positiven Dingen. So kann man die Ruhe mit der Zeit auch als Einsamkeit empfinden, wenn man als Bauer keine Frau und keine Kinder hat. Solche Bauern sind oft auch nicht im Dorf oder so, sondern arbeiten vor allem auf ihrem eigenen Hof

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Leben auf dem Land ist ruhiger und beschaulicher. Man kennt seine Nachbarn, und die gegenseitige Hilfsbereitschaft ist deutlich größer. Die meisten Geschäfte vermisse ich nicht, weil die online-Bestellungen nahezu alles Shopping gut ersetzen können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung