Hast Du oder hattest Du jemals Schuldgefühle, etwas NICHT getan zu haben?
40 Stimmen
15 Antworten
Vor vielen Jahren lag meine Großmutter im Sterben, als ich im fernen Ausland gelebt und gearbeitet habe. Ich bin nicht nach Deutschland zurückgeflogen, um die letzten Tage bei ihr zu sein. Es hat zwar keiner von mir verlangt und fast alle ihre eigenen Kinder waren bei ihr. Aber im Nachhinein zerfrisst es mich manchmal, wenn ich an meine Abwesenheit zurückdenke. Meine Mutter erzählte mir später, meine Großmutter hätte im Sterben fantasiert - sie soll mich aufgefordert haben, sie im Bett hochzuziehen 😢 … - - -
Besten Dank für deinen Nachtrag. Ja, es ist nie sicher auszumachen, welche unterschwelligen Intentionen noch dahinterstanden. Ich bin aber der Überzeugung, dass sie mir das (primär) mit gutem Willen und guten Absichten berichtet hat. Die Umstände ihres Berichts, die Art und Weise, wie sie es erzählte, lassen darauf schließen. Eher beruhigt es mich ein bisschen, zu wissen, dass meine Großmutter mich wenigstens im Traum "herbeihalluzinierte". Aber ganz unabhängig von diesem kleinen Detail bleibt der Stachel in mir, sie nicht aufgesucht zu haben.
Versteh Dich 😢
Ich danke Dir sehr für Deine Antwort...wirklich vielen lieben Dank!
Oh, da gibt es einige Situationen.
Zb. dass ich eine toxische Freundschaft nicht eher beendet hatte. Also ich hatte irgendwann schon den Schlussstrich gezogen, aber ich bereue es ein bisschen, es nicht eher getan zu haben.
Oder als ich auf der FOS war, hätte es einige interessante Leute gegeben, mit denen ich durchaus coole Bekanntschaften, evtl sogar Freundschaften hätte aufbauen können. Nur habe ich mich damals nicht getraut, weil ich psychische Probleme ohne Ende hatte, unter anderem eine Sozialphobie.
Oder dass ich einige Freundschaften durch Nichthandeln versaut habe. Ich habe nie Probleme angesprochen, sondern alles in mich reingefressen. Wenn man Dinge nicht an- oder ausspricht, verschlimmert sich das Ganze und eine Freundschaft/Beziehung geht zugrunde.
Oder als ich gemobbt wurde und mich nie gewehrt habe. Mir wurde eingetrichtert, dass ignorieren der beste Weg wäre. Ist in Wirklichkeit das Dümmste, was man machen kann. Ich hätte zuschlagen sollen oder so...
Es gibt eine Menge Dinge, die ich im Nachhinein anders gemacht hätte. Andererseits würde ich nicht dort stehen, wo ich gerade bin. Es ist also ganz gut, wie die Dinge gelaufen sind. Ich habe dazugelernt und werde in Zukunft anders handeln.
Ja, und zwar genau ein Mal in meinem bisherigen Leben. Grundsätzlich habe ich die Einstellung, dass Schuldgefühle sinnfrei ist, da ich jede Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen treffe. Retrospektiv ist man immer klüger, aber sich dafür Schuldgefühle einzureden, halte ich für desktrutiv. Und davon halte ich Abstand.
Nichtsdestotrotz gab es das eine Mal, in dem mir rückblickend gewünscht hätte, etwas anderes gemacht zu haben - und das hat länger an mir geknabbert.
Ich hatte mal eine Freundschaft beendet und danach ein wenig bereut. Ich hab mir immer vor Augen geführt, dass ich durchs abwägen die Entscheidung getroffen hab. So bin ich drüber hinweg gekommen
kenne ich nicht. Jede Entscheidung war genau richtig so. Es hat sich in diesem Moment richtig angefühlt. Sonst würde ich doch ständig alles in Frage stellen, was ich entschieden haben. So wird man doch nicht glücklich.
Natürlich denkt man sich mal - was wäre wenn ... man es so und so getan hätte. Die Frage ist aber unendlich. Man weiß nicht, was dann geschehen wäre bzw. welcher Mensch man dann heute wäre. Nämlich ein ganz anderer.
Ich hatte ein Kind mal ein interessantes Buch von meinem Cousin. Du bist auf einer einsamen Inseln. Du musst immer am Ende vom Kapitel Entscheidungen treffen und dann auf einer anderen Seite weiterlesen. Oftmals hat man dann doch die andere Option gespickt, nur um zu wissen, was da gekommen wäre *gg*
ändert aber nichts mehr an der Situation. Die Vergangenheit kannst du nicht ändern, nur das JETZT.
Wenn es dir also noch immer nahe geht, dann sag es der Person (so fern möglich) und entschuldige dich dafür. Hey Apfelsaft, ich war damals zu stolz und dafür wollte ich mich entschuldigen. Ich weiß es ändert nichts mehr daran, aber mir war es einfach wichtig es zu sagen.
"Bist es noch" OK. Na ja dann ist es eben so.
So gesehen würde ich mir dann auch keine Gedanken mehr machen. Ist doch erlaubt. Hat für mich auch nichts mit Schuldgefühlen zutun.
Stolz ist prima! Wenn man einen guten Grund hat.
Warum hat dir das deine Mutter erzählt? Das solltest du unbedingt mit deiner Mutter klären!
Es ist oft Gedankenlosigkeit, aber sie hat dich damit in ein schlechtes Gewissen gezogen, das ist nicht in Ordnung!