Habt Ihr in Eurem Leben einen Mentor gehabt?

SynapsenNinja  12.06.2025, 07:17

Was ist ein Mentor?

ChrisGE1267 
Beitragsersteller
 12.06.2025, 07:21

Jemand, der einen, abgesehen von den eigenen Eltern oder Verwandten, im Leben begleitet und fördert, ohne daraus eigene Vorteile ziehen zu wollen…

8 Antworten

Mein Stiefvater auf vielfältige Weise. Z.B. brachte er mir schon Jahre vor dem Lateinunterricht Latein bei und entlastete so meine Schulzeit.

Mein Doktorvater hat mich bei der Promotion in Ruhe gelassen, er hat sich nicht als Kindermädchen aufgespielt und mir gesagt was ich machen soll. Ich hab bei ihm sehr selbständig promoviert. Trotzdem wird mir erst jetzt in Rente immer deutlicher, wie sehr er mir Mentor war. Beispiel: Während ich nach Ende meiner befristeten Stelle jahrelang keinen Job fand erlaubte er mir, mein Büro in der Uni weiter zu nutzen und stellte mir sogar ein Zeugnis als "Gastwissenschaftler" aus. Ich kam auch täglich, als ob ich da noch arbeiten würde. Als ich mal nicht kam, schickte er zwei Leute zu mir nach hause um nachzugucken, ob mir etwas zugestoßen sei. Er konnte mich nicht anrufen, weil ich ein Modem benutzte um online zu sein, es war stundenlang besetzt. Das ging damals nicht anders, DSL gab es noch nicht.

Ja, es gab viele Lehrer, die mir das ein oder andere beigebracht haben, und damit meine ich nicht nur normalen Unterricht, sondern wahres Vermitteln von Tipps fürs Leben und für immer...

LG 🙃

Ich hatte als Kind/Jugendlicher ein sehr enges Verhältnis zu meiner Oma mütterlicherseits. Sie war eine sehr fröhliche, gesellige, gesprächige, interessante und kluge Frau. Körperlich hatte sie schon immer Probleme; in den letzten paar Jahren ihres Lebens konnte sie nur noch am Rollator gehen. Aber mental war sie bis zuletzt voll da. Ich führte unzählige, spannende Gespräche mit ihr. Ich fragte sie viel über die Vergangenheit. Sie erzählte mir von ihren Eltern und Grosseltern, vom Krieg, von meinem Opa, der ihre grosse Liebe gewesen war und den ich nie kennengelernt habe, weil er früh verstorben ist. Sie erzählte mir auch viele lustige Geschichten, z.B. dass sie als Teenager ständig mit ihrem Vater in die Berge zum Wandern gehen musste und es absolut hasste.

Ich studierte später an der Uni Geschichte und das hat bestimmt auch mit meiner Oma zu tun. Die Schule weckte mein Interesse für Geschichte, aber meine Oma schaffte es, Farbe in die Vergangenheit zu bringen. Wenn ich ihr zuhörte, spürte ich, dass die Menschen früher gar nicht so verschieden waren von den Menschen heute.

Meine Oma gab mir aber auch sonst viel Kraft und Liebe. Ich besuchte sie oft und solange es für sie möglich war, unternahmen wir auch viele Dinge zusammen. Ich war emotional schon früh sehr reif und ich glaube meine Oma verstand das instinktiv. Sie behandelt mich deshalb immer wie jemand, der etwas älter ist, als ich es tatsächlich war.

Sie gab mir zuweilen auch viel Inspiration. Ich wurde mit einer körperlichen Behinderung geboren, die mich sowohl emotional, als auch im Alltag bis heute sehr prägt. Als Kind und Jugendlicher stellte ich mir natürlich oft Fragen wie "Was für einen Sinn hat das Leben?" und "Wie kann ich trotz meiner Behinderung glücklich werden im Leben?". Ich machte mir sehr viele solche Gedanken. Manchmal war ich auch frustriert und traurig, z.B. wenn ich viel Zeit im Spital verbringen musste. Doch dann sah ich meine Oma, die am Stock ging, alt und gebrechlich... und trotzdem ständig Spässchen machte und mit wildfremden Leuten lustige Gespräche führte. Das gab mir viel Mut, optimistisch in die Zukunft zu schauen.

Mit 18 wollte ich ein Austauschjahr in den USA machen. Meiner Oma ging es zu diesem Zeitpunkt körperlich schon sehr schlecht. Wir wussten alle, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Sie hatte aber auch einen unfassbar starken Willen (etwas, was ich von ihr geerbt habe). Als sie von meiner Entscheidung erfuhr, ein Jahr lang nach Amerika zu verschwinden, sagte sie lakonisch: "Na gut, dann muss ich jetzt wohl noch ein Jahr leben". Sie setzte sich quasi in den Kopf, erst zu sterben, wenn ihr "Lieblingsenkel" (wie sie mich einmal nannte) zurückkehrte. Ich weiss nicht, wie sie es fertigbrachte, aber sie schaffte es. Nach einem Jahr kam ich wieder nach Hause und etwa 2 Monate später verstarb sie. Ich glaube, sie war sehr erleichtert... sie hatte diese letzte Aufgabe erledigt und nun konnte sie loslassen. Ich erinnere mich noch, wie meine Mutter zu mir ins Zimmer kommt und mir vom Tod meiner Oma berichtet. Wir sassen dann gemeinsam auf meinem Bett, umarmten uns und weinten. Aber ich erholte mich recht schnell von der Traurigkeit. Irgendwie freute ich mich auch für meine Oma. Sie war 86 als sie verstarb und es war der richtige Moment für sie gewesen. Sie verstarb friedlich im Schlaf, so wie wir uns das alle wünschen.

Ich denke aber noch heute oft an sie. Wenn ich schwierige Entscheidungen treffen muss oder es mir besonders schlecht geht frage ich mich manchmal, was meine Oma in diesem Moment zu mir sagen würde.

Nein, wer sich auf andere verläßt, ist selbst verlassen.

Mußte mein ganzes Leben allein zurecht kommen und ich vermute mal, daß man so auch Abhängigkeiten entgeht. Weil wenn der Mentor / Person X plötzlich nicht mehr da ist..was macht man dann. Man muß lernen selbstständig zurechtzukommen. Wir sind alle erwachsen, keiner legt uns mehr was in den Schos oder weist uns den Weg oder leitet uns an. That's life!

Ja, ich würde meinen Chef auch meinen Mentor nennen.

Er hat meine Bewerbungsunterlagen symbolisch in den Müll geworfen (später hat er sie wieder raus geholt), und ist mit mir einen Tag lang in die Werkstatt gegangen und ich konnte mich beweisen, da ich es kann.

Er ist mein Mentor und Förder und einer der Eckpfeiler in meinem Leben, einer der Gründe warum ich heute da stehe wo ich heute bin 🙂