Habt ihr den Eindruck dass viel über Studenten und Akademiker geschimpft wird seitens nicht-studierten?

9 Antworten

Nein, hab' ich nicht gehört.

Naja Neid würde ich nicht sagen.

Kenne das z.B. aus dem Studium, dass viele dachten sie wären was besonderes oder schon was und das obwohl die erst im 1. Semester sind.

Berufsschule war anders, da waren die meisten überhaupt nicht arrogant und schon garnicht abgehoben.

Das betrifft nicht alle aber meine Erfahrung war, dass Studierende und Akademiker eher dazu neigen abzuheben/ Arrogant zu sein bzw. Sich für was besseres zu halten.

Selbst wenn die einen Bachelor in einem Fach haben das nicht wirklich einen Nutzen hat.

Gilt natürlich nicht für alle.

“Die sollen mal arbeiten gehen“
  • In der Regel haben die meisten Studenten einen Teilzeitjob!
“Jeder idiot studiert mittlerweile”
  • Idioten gibt es viele, aber Studenten sind keine Idioten, höchstens Procrastinierer oder Leute die sich das falsche Fach ausgesucht haben oder denen das reine Lernen einfach nicht liegt ohne Praxis.
wieso ist das so? Ist es eine Art Neid?
  • Neid könnt schon sein, da es sich ja bei beiden Beispielen um destruktive Kritik handelt. Manche würden auch einfach sagen, diese Leute bereuen nicht gelernt zu haben. Gibt auch welche die sich unfair behandelt fühlen, weil sie Steuern zahlen müssen und Studenten eben noch nicht wirklich.

Angeber gibt es auch bei den Azubis, das ist Menschlich, darum irrelevant für diese Frage.

Das ist speziell auf dem Land und im Arbeitermilieu weit verbreitet, ja. Ich wurde in meiner Heimat als Akademikertrottel beschimpft, der zu blöd zum "Hinlangen" in Landwirtschaft und Handwerk sei, bei dem es aber immer noch für einen überbezahlten Job gereicht habe, und meine frühere Freundin galt als arrogant, weil sie nicht "wie alle Mädels" Metzgerei- oder Bäckereiverkäuferin oder Erzieherin lernte, sondern nach der Realschule das Abitur nachholte und dann Lehrerin wurde.

"Akademikertrottel" (das Wort fiel genau so) war die größte persönliche Beleidigung, die ich je erhielt und die einzige, die ich persönlich genommen habe. Das wurde in meiner Heimat schön rumgetratscht, bis ich die Person zu fassen bekam, die das in die Welt setzte und ihr sagte ... ach übrigens, Ihr Akademikertrottel wünscht Ihnen einen schönen Abend - nett, dass man wenigstens weiß, wie über einen gedacht und geredet wird. Es war ihr extrem peinlich - aber dann fängt sie halt das Stänkern nicht an; sie war von Beruf Kämmerin auf einer kleinen Gemeinde in der Umgebung meiner Heimatstadt, also auch nix, wo man jetzt sagen muss "von wegen". Ich habe diese Frau (in meinem Alter; die ist jetzt auch so Mitte 30) normal respektiert, bis sie damit anfing.

Einerseits wählten sie mich direkt in den Gemeinderat und verliehen mir eine Ehrenamtler-Auszeichnung, andererseits probierte dann einer, in meine Garage einzubrechen und mein Auto zu demolieren und hieß es auf der Straße, wir seien "aber keine von Schaffhausen", weil samstags nicht um sechs Uhr die Rollos hochgingen, wir keinen Schrebergarten hatten und so weiter. Es widersprach sich permanent.

Derzeit denke ich intensiver denn je darüber nach, ein Buch zu schreiben nach dem Motto "Erlebtes und Erlittenes - stolz, KEIN Dorfkind zu sein" oder so was in der Art. Wenn ich mal richtig viel Zeit habe, gehe ich das wahrscheinlich auch an. Konzepte bzw. eher "Pinselstriche" dazu gibt es schon, aber noch nichts Konkretes - so was braucht Zeit; ich weiß es von einer Freundin, die schon mehrere (Fach-)bücher geschrieben hat und mich dazu ermutigt hat, das Projekt mal gezielt anzugehen.

Das wäre ein Buch, das die skurrilsten und abwegigsten Anekdoten bündelt und teilweise auch eine Abrechnung darstellt - die Vorstadt ist ein einziger Abgrund und liefert massenweise Stoff für Geschichten, wenn man da erst mal Jahrzehnte zubringt und die Leute näher und intensiver erlebt, als man es will ... und das aus jeder Perspektive. Erlebtes und Erlittenes eben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich schimpfe nicht über Studenten und Akademiker, aber mein Respekt vor Studierenden, die ausschliesslich deshalb ein Studium absolvieren , weil sie möglichst schnell zu Geld und/oder gesellschaftlichen Anerkennung gelangen wollen- und davon gibt es so einige- hält sich in engen Grenzen. Ich hatte im Beruf mit sehr vielen Akademikern zu tun. Viele waren motiviert, intelligent und sozialkompetent. Meiner Erfahrung nach sind es gerade jene, die nur Karriere machen wollen, für das gewählte Studium und den Beruf weder grosse Begabung noch Begeisterung an den Tag legen, die sich unnahbar und arrogant verhalten.

Höchsten Respekt habe ich vor Akademikern, die sich ihr Studium zumindest teilweise selber finanzieren, die genau wissen, was sie wollen und entsprechend hochmotiviert sind.

Zu dieser eher seltenen Spezies gehört meine Tochter. Sie absolvierte nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung zur Pflegefachfrau, arbeitete jahrelang in diesem Beruf und begann mit etwa 30 Jahren ihr Studium, das sie sich zum grössten Teil selber finanzierte. Auch während des Studiums arbeitete sie weiterhin bis zu 60%, oft in der Nacht, am Tag besuchte sie dann die Uni. In diesem Jahr hat sie mit 42 Jahren ihren Doktortitel in Geschichte gemacht, mit der bestmöglichen Bewertung. Sie arbeitet jetzt als Wissenschaftlerin in einem Museum. Ihr Verdienst ist verhältnismässig niedrig, aber die Arbeit befriedigt sie.