Haben Menschen mit einer schlechten Kindheit ihr ganzes Leben dadrunter zu leiden?
Da es hier anonym ist möchte ich nun auch bedauerlicherweise was über meine Familie erzählen. Vielleicht kann es auch anderen helfen mit ähnlichen bzw. mir helfen damit umzugehen.
Meine Eltern führten immer eine zerstrittene Beziehung u. ich sage mal beide kommen nicht aus den besten Verhältnissen. Meine Mutter wuchs z.B. in einem Land auf, wo sie als Kind arbeiten musste u. so gesagt ums überleben kämpfen musste. Mein Vater kam seinen Berichten zufolge auch nicht aus einer harmonischen Familie. Sein Vater soll jähzornig gewesen sein u. er selber mehr oder weniger vernachlässigt. Das hat sich natürlich auf die Persönlichkeit beider Eltern ausgewirkt u. ich nehmen mal an sie leiden beide an psychischen Krankheiten.
Ich sage mal so finanzielle Sicherheit war in unsere Familie immer gegeben u. man gehörte so sage ich mal zur guten Mittelschicht. Also eigentlich erstmal in der Hinsicht gute Voraussetzungen für ein Familienleben. Nun war es nicht so rosig wie man sich hätte vorstellen können. Es gab immer Streit soweit ich mich zurück erinnere u. es mangelte nie an Aggressionen, Lärm u. Gewalt wie emotional als auch körperlich. Sozusagen wurde ohne Rücksicht auf die Kinder bzw. auch das alter der Kinder rum geschrien. Bisweilen ging die Gewalt auch gegen die kleinen Kinder, wo z.B.einen 9 jährigen Vorwürfe gemacht wurden, er sei Schuld an all dem Streit u. aus dem Schlaf geohrfeigt wird oder ein Vierzehnjähriger in ein Auto gezehrt wird u. prügel kassiert, weil er eine Zigarette raucht. Ein 16jähriger wird auf die Straße gesetzt, weil er, um dem allen zu entfliehen Cannabis konsumiert. Ein 16 Jähriges Mädchen wir mit Gegenständen verprügelt u. aus dem Haus gescheucht. Ein 14jähriger will sich das Leben nehmen. Zwei 6jährige werden verprügelt, weil sie dem Nachbarn einen Streich spielten.
Dies sind einige der Dinge, an die ich mich zurück erinnere. Hinzu kommen die Gewalttaten zwischen den Eltern. Da waren Messer im Spiel u. Es flogen Fäuste. Was erzählt man Kindern, die sehen, wie ihr Vater ihrer Mutter ein blaues Auge schlägt.
Wir haben alle drunter zu leiden. Mein Bruder wollte sich das Leben nehmen. Mein anderer Bruder ist in einer Klinik. Ich war 3Jahre lang in einer Einrichtung für Mensche mit psychischen Problemen. Ein Geschwisterteil konsumiert Drogen. Meine Schwester hat glücklicherweise einen Verständnisvollen Mann, aber sie hat wohl auch manchmal mit dem Schicksal zum kämpfen.
Ich brauche Tipps für mein Leben u. den Umgang damit. Ich will alles besser machen u. vielleicht anderen helfen, die ein ähnliches Schicksal hatten. Bitte schreibt nur Dinge mit Sinn, denn Sinnlose Kommentare brauch ich hier leider nicht. Vielen Dank
17 Antworten
Hallo Nerd, dein Text hat mich sehr berührt!!
Auf deine Hauptfrage: aus eigener Erfahrung hat man nicht das ganze Leben dran zu knappern. Klar, du wirst diese schlimme Vergangenheit nicht vergessen können, es bleibt nun mal leider ein Teil davon, aber du lernst damit umzugehen.
Wenn du den Willen hast, dann schaffst du das. Ob du deinen Eltern vergibst oder nicht, musst du ganz alleine entscheiden. Ich persönlich würde das mit Gewissheit nicht machen.
Ich wurde nie geschlagen, bin im Elternhaus gut aufgewachsen. Nur gab es jahrelang in meiner Kindheit eine sche..iß "Geschichte", die mit meinen Onkel zu tun gehabt hat. Halt das, was viele kleine Kinder leider Gottes durchgemacht haben und auch müssen. Meine Eltern haben nie was mitbekommen, hab ich auch nie getraut, was zu sagen, da mir seitens des Onkels arg gedroht wurde.
Letzenendes war mit 12 Jahren Schluß, als zufällig alles rausgekommen ist. Ich habe seitdem viel und oft mit meiner Mum geredet. Sie hat den kompletten Kontakt der Familie abgebrochen und bis heute will sie nichts mit ihren Bruder zu tun haben. Er ist quasi für uns gestorben. Außerdem wohnt er zum Glück 500 km weiter weg.
Bei mir war meine Mum der Psychologe. Ich selbst wollte nie einen besuchen, da ich nicht alles nochmal aufwühlen wollte, jedenfalls nicht bei einer fremden Person (und bereue es bis heute nicht, 18 Jahre später)
Ich habe die Kurve gekriegt und habe mein Leben voll im Griff. Aber nur weil ich es so wollte. Ich wollte mir durch diesen Deppen nicht meine Zukunft versauen lassen. Klar denke ich ganz oft noch darüber nach. Ich wüßte auch nicht, ,was ich machen würde, wenn ich diesen Kuckuck jemals übern Weg laufen sollte.
Wichtig ist auf jeden Fall, das du jmd. hast, mit dem du darüber reden kannst. Denn Schweigen ist in diesem Fall absolut falsch. Wenn man diese Sachen in sich reinfrisst, wird es schlimmer.
Lass dich nicht hängen, auch wenn es schwer fällt ! Du alleine bist jetzt für dein Leben verantwortlich. Mache das Beste daraus! Wie gesagt, diese Geschichte wird dich ein Leben lang begleiten. Aber wenn du den Willen hast, packst du das!
Ich wünsche dir alles Gute !!
In meinem Freundeskreis habe ich drei nette (energische) Erwachsene, die trotz schlimmer Kindheitstraumatisierungen seit über 10 Jahren ein gutes Leben als Erwachsene führen können, nämlich mit liebevollen Ehepartnern, Kindern, normalen Berufen, schönen Hobbies und die außerdem können sie verantwortungsvoll mit Geld wirtschaften.
Der Weg dahin war mühevoll und vergessen kann man nicht. Leichter ist es, wenn man gelernt hat zu vergeben und schlechte Gesellschaft zu meiden.
Es geht also! Viel Erfolg allen die sich auf den Weg machen, ihre Seele zu heilen und ihr Leben zu gestalten!
Und ich dachte meine Kindheit ist schlimm. Ja da kannst du nur eins machen. JUGENDAMT den die helfen euch, eure Eltern gehen beide in eine Paartherapie und du bekommst psyschiche Hilfe.
Die wollen euch nichts böses und helfen euch! Deine Eltern merken nichts mehr, die KInder sind schon teilweise krank und bekommen die Probleme nicht mehr mit. Lasst euch HElfen und am besten, halte dich von deinen Eltern so gut wie es geht fern!
Alex
Leider ist das in den meißten Fällen so.Mit dem Problem musst du offensiv umgehen und nichts in dich hineinfressen.Versuch es auf alle Fälle besser zu machen und nicht die Fehler deiner Eltern fortzupflanzen.Ich habe das Problem auch in meiner Familie;meine Frau hatte eine nicht sehr gute Kindheit.In den Wonnejahren einer Ehe bekommt man so etwas nicht unbedingt mit,jedoch bahnen sich kindliche Vorfälle irgendwann ihren Weg und erzeugen neurotische Verwerfungen.Ein Allheilmittel gibt es leider nicht,der beste Weg ist der,einen Partner zu finden,der einfühlsam ist und die Vorgeschichte verstehen kann.
zum einen: jeder muss sein leben ab einem gewissen alter selbst in die hand nehmen und ist gleichermaßen dafür verantwortlich in welche richtung es einschlägt. z.B. schlechtes benehmen, gewalttaten,... einem schlechten elternhaus zuzuschreiben, wird nicht lange gut gehen. leider fragt niemand lange danach "warum" die dinge so sind, wie sie sind...
zum anderen: natürlich! ich bin der festen überzeugung, dass kinder aus schwierigem elternhaus mehr lasten und größere startprobleme haben, denn die müssen einiges auf- und verarbeiten bzw. verdrängen - nur mal sehen, wie lange das gut geht... alles was die eltern nicht lösen, geben sie den kindern weiter (kein fakt, nur meine persönliche meinung).
in seinem leben kann man am besten anpacken, wenn man die dinge, oder auch die eltern so akzeptiert und annimmt, wie sie sind. deswegen muss man nicht alles was der vergangenheit angehört für gut heißen. aber man verzeiht, löst sich damit von problematischen strukturen und konzentriert sich auf das wesentliche: "sich selbst" bzw. das eigenes leben. damit kann man negatives in positives umwandeln und man ist frei! ...heute bin ich ein philosoph :-)
ich möchte das jetzt zum teil revidieren: man muss nicht alles verzeihen! in vielen fällen sind die angerichteten narben einfach zu groß. aber trotzdem: um am besten weitermachen zu können, sollte man sich von diesen strukturen lösen lernen, denn leider sind sie nicht veränderbar...den prozess schafft man oft leichter mithilfe eines therapeuten.
danke