Haben die Zeugen Jehovas nach dem Missbrauchsskandal in Australien nur deshalb einen Wachtturm-Artikel veröffentlicht?
Ich frage mich das schon länger und möchte gern ehrliche Meinungen dazu hören.
Nachdem in Australien durch die Royal Commission aufgedeckt wurde, dass es in der Organisation der Zeugen Jehovas über 1.000 Fälle von sexuellem Missbrauch gab, die niemals den Behörden gemeldet wurden, kam plötzlich in den darauffolgenden Jahren ein Wachtturm-Artikel, in dem sie sich selbst dafür lobten, wie „konsequent“ und „streng“ sie gegen sexuellen Missbrauch vorgehen würden.
Für mich wirkt das nicht wie ehrliche Aufarbeitung oder Mitgefühl mit den Opfern, sondern eher wie ein Versuch, nach außen hin gut dazustehen. So nach dem Motto:
„Wir sind die Guten. Wir kümmern uns. Bei uns gibt’s keine Vertuschung.“
Aber gerade diese Vertuschung ist ja der zentrale Vorwurf – und trotzdem wird intern an der Zweizeugenregel festgehalten, die Missbrauchsfälle oft erstickt, wenn es keine „zweite Person“ als Zeuge gibt.
Außerdem gab es nie eine offizielle Entschuldigung an die Opfer, geschweige denn eine öffentliche Aufarbeitung.
Deshalb meine ehrliche Frage:
War dieser Artikel wirklich ein Ausdruck von echtem Umdenken – oder einfach nur PR, um den weltweiten Imageschaden zu begrenzen?
Wie seht ihr das?
2 Antworten
Australien durch die Royal Commission aufgedeckt wurde
Das wurde nie offiziell von der Wachtturm-Gesellschaft erwähnt:
Opfer sexuellen Missbrauchs stehen nach Ansicht der australischen Königlichen Kommission zur institutionellen Reaktion auf sexuellen Kindesmissbrauch vor dem Dilemma, entweder in der Organisation zu bleiben, die den Täter schützt, um ihr soziales und familiäres Netzwerk zu erhalten, oder die Organisation zu verlassen; damit verlören sie ihr soziales Umfeld.[62]
2020 kam ein Zürcher Gericht ebenfalls zu dem Schluss, dass diese Praxis für davon Betroffene sehr schwer zu ertragen sei und schwerwiegende Folgen haben könne.
Dies gelte „insbesondere für Opfer von sexuellem Missbrauch, die wählen müssen, ob sie in der Organisation bleiben und dem Täter stets begegnen wollen oder ihr gesamtes soziales Umfeld verlieren“
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeugen_Jehovas#Umgang_mit_F%C3%A4llen_von_sexuellem_Missbrauch
Das gilt auch für die Mitgliedschaft bei der UNO (da haben nur Älteste einen geheimen Ältestenbrief bekommen).
Ich möchte mit einer Sekte nichts zu tun haben und kümmere mich auch nicht darum.