Grammatik in schwedischem Gedicht?

1 Antwort

Das ist historisches schwedisch, ein wenig höfisch. Lies einmal Gedichte von J.L. Runeberg oder anderen aus der Zeit.

Att förkunna bedeutet einfach verkünden. Das ist alte, herrschaftliche Sprache. Man findet es heute meist in Liedtexten.

N.b. Die Reichsschweden lassen mittlerweile sogar das "att" häufig weg... eine fürchterliche Sprachverhunzung...

Noch ein Beispiel dafür: Sehr viele sagen heute zu 18 "arton" obwohl es eigentlich korrekt "aderton" heißt.

Ha det bra!

filmfan69 
Fragesteller
 02.07.2022, 00:14

Danke für diesen Beitrag! Vad trevlig att träffas andra svenskkunniga människor :)

Kannst du auch was zu der Frage sagen, die ich gestellt habe?

Sie lautete:

Warum steht da statt der flektierten Form "förkunnar" (hinten mit r) der Infinitv "förkunna" (hinten ohne r)?

Für mich ergibt das grammatisch keinen Sinn. Das ist, als würde man im Deutschen sagen: Das Gemurmel die verkünden die Sommerzeit, statt: Das Gemurmel veründet die Sommerzeit.

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Ju202  02.07.2022, 01:32
@filmfan69

Das ist in diesem Fall nicht der Infinitiv, sondern die Mehrzahlform. Das r wurde früher nur in der Einzahl an das Verb angehängt.

Ich habe ein Schwedisch-Lehrbuch von 1964. Darin steht, dass das r nur in der Umgangssprache auch in der Mehrzahl angehängt wird, nicht aber in der Schriftsprache. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Schriftsteller die Einzahlformen auch für die Mehrzahl verwenden, also in Umgangssprache schreiben.

Die Verben waren in Ein- und Mehrzahl also unterschiedlich:

jag har – vi ha, jag är – vi äro, jag hör – vi höra, jag köper – vi köpa, jag bor – vi bo

Die Mehrzahlformen der unregelmäßigen Verben der Vergangenheit endeten auf o:

jag var – vi voro, jag skrev – vi skrevo, jag gick – vi gingo, jag kom – vi kommo

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Muminpapa  02.07.2022, 12:59
@filmfan69

Ich bin Muttersprachler und habe mir über Grammatik nie Gedanken gemacht 😂 Det är som det är, som man brukar säga.

Och nu skall jag gå ut i trädgården och ta mig en öl. Lördagen till ära. Ha det gott!

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filmfan69 
Fragesteller
 02.07.2022, 17:40
@Ju202

Danke für die Erklärung! An die Formen voro und sutto erinnere ich mich tatsächlich. Die habe ich mal bei Selma Lagerlöf gelesen. Die früheren Formen der regelmäßigen Verben im Plural kannte ich jedoch nicht.

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filmfan69 
Fragesteller
 02.07.2022, 17:57
@Muminpapa

Danke! Cool, hier einen schwedischen Muttersprachler zu haben :)

Ja, manchmal macht man sich als Nichtmuttersprachler mehr Gedanken zur Grammatik. :)

Das heißt, wenn dich zum Beispiel ein Schüler bitten würde, seine Hausarbeit korrekturzulesen, bevor er sie abgibt, und darin stünde der Satz: “Pojkarna spela fotboll“, das würdest du nicht unbedingt als falsch oder zumindest seltsam empfinden? Würdest du es markieren oder eher nicht?

Da du Muttersprachler bist, kannst du mir vielleicht sagen: wenn du “de” nicht alltagssorachlich wie “dom” aussprichst, sondern poetisch, (zum Beispiel: de fagra örtesängar), sprichst du es dann eher „de“ oder „di“? (di sagt man ja in Dänemark und Norwegen)

Tack så mycket och ha det gott!

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Muminpapa  02.07.2022, 19:52
@filmfan69

Doch das wird zwar häufig so gesprochen, es wäre aber korrekt "pojkarna spelade fotboll"

Zu "de" in einigen unserer finlandschwedischen Dialekten sagt man oft "di".

"Int ha di väl spela futis?" Wäre so ein Satz.

Wir bevorzugen "dom" vor "de" in der Umgangssprache. Oder halt "di". "dom har åkt till stan(=staden) geht genau so gut wie "di har ..." Würde man aber nie schreiben, nur sprechen.

Sköt om dig,

Muminpappa

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filmfan69 
Fragesteller
 02.07.2022, 21:33
@Muminpapa

Danke! Nochmal zu dem Satz: Wenn Gegenwart und nicht Vergangenheit gemeint wäre, würdest du es auch als falsch empfinden, wenn jemand sagt oder schreibt: „pojkarna spela fotboll“ i stället för „pojkarna spelar forboll“, oder würdest du da sagen: ach komm, lass, das fast so gut wie richtig, das lohnt nicht, es zu korrigieren?

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Muminpapa  02.07.2022, 21:41
@filmfan69

Korrekt.

Gegenwart: dom spelar fotboll

Vergangenheit: dom spelade fotboll

Nur "spela" macht keinen Sinn. Wenn schon, dann "att spela"

Gesprochen lässt man gerne die Endungen weg, dann hört man nur "spela"

Duger förklaringen?

/M.

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filmfan69 
Fragesteller
 02.07.2022, 22:03
@Muminpapa

ja, tack! :) Und dass es in dem schönen Gedicht hieß: „förkunna sommartiden” und nicht „förkunnar sommartiden“, ist, wie ju202 schon schrieb, veraltete Grammatik, die, wenn ich dich richtig verstehe, heute als falsch empfunden würde.

Danke auch noch für deine Erklärung zu de! Da hab ich wieder was gelernt. Ich dachte, die Aussprache di statt dom gäbe es nur in Dichtung, Kirche, Hof, eben sehr hochsprachlich. In so umgangssprachlichen Sätzen wie inte har di väl spela fotis, das kannte ich gar nicht. Übrigens diese Endungen-is im Schwedischen find ich irgendwie toll, fotis, godis, das hat so was verspieltes :)

Tack så mycket för alla dina förklaringar!

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