Glückseeligkeit + Charaktertugend (ARISTOTELES)

2 Antworten

Erstmal danke für die Glückseeligkeit. Großartig =))

Zweitens: Untersteh dich, jemals wieder "vorraus" zu schreiben!

Drittens: Deine Erläuterungen sind krude, aber ich glaube du hast den Grundgedanken verstanden. Was du nicht erwähnst, ist, dass die aristotelische Mitte nicht die arithmetische Mitte ist, je nach Tugend liegt die Mitte woanders (z.B. liegt Mut der Tollkühnheit näher als der Feigheit und Freigiebigkeit der Verschwendung näher als dem Geiz). Wobei man sich darüber, wo der ideale Mittelpunkt genau liegt, vortrefflich streiten kann und in der Philosophiegeschichte auch gestritten hat ;-)

LolleFee  28.11.2014, 02:28
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thinkling  28.11.2014, 18:31
@LolleFee
  1. Bielefeld existiert nicht ^^

  2. Das genannte Etablissement soll sich in Bielefeld befinden

  3. Ich schließe: Dieser Laden ist eine Ente

;-))

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LolleFee  29.11.2014, 20:52
@thinkling

Du guckst zu viel Wilsberg! ;))
Es ist schön da - jedenfalls war es das, als ich vor ein paar Jahren mal da war.

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thinkling  30.11.2014, 01:24
@LolleFee

Kirche umbauen und sinnvoll nutzen erhält jedenfalls meine vollste Zustimmung! Wenn es mich jemals nach Bielefeld verschlägt, werde ich dort einkehren =)

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Die Grundgedanken sind zum größten Teil inhaltlich richtig festgehalten, aber die Aussage, das politische Leben verfehlt das glückselige Leben, da nur nach Ehre & Reichtum gestrebt wird, ist falsch.

A) Glückseligkeit

Bei der Glückseligkeit (vor allem Aristoteles, Nikomachische Ethik 1 und 10 Thema) können die Beurteilungen und deren Begründung noch genauer angegeben bzw. (im erwähntem Fall) verbessert werden.

Außerdem können Grundgedanken ergänzt werden.

a) Glückseligkeit als höchstes Ziel: Glückseligkeit (griechisch: eudaimonia) zeichnet sich gegenüber anderen Zielen wie Lust, Reichtum (Gelderwerb), Gesundheit oder Ruhm/Ehre durch mehrere Eigenschaften besonders aus.

1) Vollkommenheit: Glückseligkeit wird immer um seiner selbst willen gewünscht, niemals um etwas anderen willen.

2) Selbstgenügsamkeit (Autarkie): Glückseligkeit allein ist schon ausreichend, ein Leben begehrenswert zu machen. Es bedarf keines Hinzufügens mehr. Das Gut, das vollendet ist, genügt sich notwendig selbst.

b) Entfaltung in einer Tätigkeit der Seele als Grundlage: Aristoteles ist der Auffassung, ein so großes Gut wie die Glückseligkeit könne nur durch ein Tätigsein erreicht werden, indem Fähigkeiten und angelegte Möglichkeiten entfaltet werden. Die Entfaltung ist etwas, das Freude bereitet und zu einem guten, erfüllten Leben beiträgt. Im Glücksbegriff bei Aristoteles steckt die Bedeutung des guten, gelingenden Lebens.

c) Verbindung von Glückseligkeit und Vernunft durch den Gedanken einer den Menschen wesentlich kennzeichnenden Funktion/Aufgabe: Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut ist nach ihm der Vortrefflichkeit/Tugend/Tüchtigkeit (griechisch: arete) gemäße Tätigkeit der Seele bzw. (wenn es mehrere Vortrefflichkeiten/Tugenden/Tüchtigkeiten gibt) der besten und vollkommensten Vortrefflichkeit/Tugend/Tüchtigkeit entsprechende Tätigkeit.

Gründe für die Wahl der Vernunft sind:

  • Vornehmheit: Die Vernunft ist als das Leitende das Vornehmste in uns und die Gegenstände der Vernunft die vornehmsten im Bereich der Erkenntnis

  • Langfristigkeit: leichter eine anhaltende Tätigkeit möglich

  • Beständigkeit/Dauerhaftigkeit/Stabilität und Reinheit (keine Mischung mit etwas Unangenehmen) des Genusses

  • Autarkie

  • zur Muße, die vom Menschen begehrt wird, passende Tätigkeit

d) Lebensformen: Aristoteles unterscheidet drei Lebensformen, in denen Glück gesucht wird.

1) Leben der sinnlichen Lust und des Vergnügens

2) Politisches/praktisches Leben (vor allem Handeln in einer Gemeinschaft)

3) Leben der theoretischen Betrachtung (Streben nach Wissen; Forschung und Philosophie)

Diese Lebensformen hält Aristoteles aber nicht für gleichrangig. Die Lebensformen können miteinander verbunden werden und zur Glückseligkeit beitragen, aber die dritte (Leben theoretischer Betrachtung) hat in der Ethik des Aristoteles den höchsten Rang, weil sie in besonderem Ausmaß die für den Menschen wesentliche Vernunftbegabung entfaltet und die Tätigkeit Zweck um seiner selbst willen und unabhängig ist. Auch beim politischen/praktischen Leben kann Vernunft Bedeutung haben.

Standpunkt zur Lust: keine grundsätzliche Ablehnung der Lust, aber auch keine Gleichsetzung von lustvoll und gut

Aristoteles hält Lust für einen Glücksbestandteil, aber nicht jede Form der Lust für an sich wählenswert und etwas Gutes. Das Lustvolle ist ein Gut, das ein wirkliches Gut oder nur ein täuschendes Scheingut sein kann. Ein bloß auf sinnliche Lust beschränktes Leben hat nach Aristoteles den geringsten Rang, weil kein Streben nach Vollkommenheit auftritt, Menschen sich knechtisch und ohne Einsicht und Besonnenheit verhalten. Ein bloßes Erwerbsleben mit einem Streben nach Reichtum um seiner selbst willen verfehlt auch ein gutes Leben und ist nicht der richtige Weg zur Glückseligkeit.

Albrecht  28.11.2014, 22:42

B) Charaktertugend

Aristoteles bestimmt die Charaktertugenden/Vortrefflichkeiten des Charakters als Mitte zwischen Übermaß/Übertreibung und Mangel/Zurückbleiben, z. B. Großzügigkeit als Mitte zwischen Verschwendung und Geiz oder Tapferkeit als Mitte zwischen Tollkühnheit und Feigheit.

Die Charaktertugenden/Vortrefflichkeiten des Charakters sind eine innere Einstellung, die darauf ausgerichtet ist, das in einer Lage angemessene Handeln zu verwirklichen.

Sie ist durch Klugheit/praktische Vernunft bestimmt, eine Fähigkeit, die Kenntnis allgemeiner Prinzipien und Anwendung auf den Einzelfall verbindet.

Sehr richtig ist die Mitte als das Angemessene verstanden. Die Mitte (griechisch: mesotes) bei Aristoteles ist nicht mit Durchschnittlichkeit und Mittelmäßigkeit zu verwechseln, worauf volkstümliche Vorstellungen über einen goldenen Mittelweg leicht hinauslaufen. Aristoteles zeigt, wie das Richtige nach zwei Seiten hin (Extreme, die schlecht sind) verfehlt werden kann, mit einem Zuviel und einem Zuwenig.

Die Mitte bei Aristoteles ist nicht etwas, das für alle und immer stets quantitativ genau das Gleiche ist. Die gemeinte Mitte hat nicht einen mathematisch genau gleichen Abstand von Extremen. Sie kann je nach einer bestimmten Situation und der handelnden Person (z. B. sind Körperkraft und finanzielle Verhältnisse individuelle unterschiedlich) unterschiedlich liegen und auch mal deutlich zu einer Seite hin.

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