Gibt es einen Sinn?
Seit meiner Kindheit lebe ich mit einem Schmerz den ich nach all den Jahren immernoch nicht zuordnen kann. Ein ständiges Gefühl, wie ein Schatten der immer an meiner Seite ist, der versucht mich zu verschlingen.
Ich weiß nicht wie ich überhaupt Sätze finden soll, die das was ich fühle beschreiben können. Ich bin einfach nur leer. Jede Sekunde die Minute. Ich fühle mich zu niemanden oder irgendetwas zugehörig, als wäre ich einfach nur da - mehr aber auch nicht. Ich mag mich selber nicht und ich schäme mich dass ich so bin wie ich bin. Alles was ich möchte ist einfach nur so zu sein wie alle anderen in meinem Alter auch. Ich kann und will einfach nicht mehr. Es sind so viele etliche kostbare Jahre vergangen, die ich einfach so weggeworfen habe nur weil ich nicht mit mir selber klarkommen kann. Seit meinem 12ten Lebensjahr beschäftigt mich demnach her auch der Gedanke nicht mehr hier sein zu wollen. Dieser Gedanke ist seitdem auch Teil meines Schattens. Es scheint, als wäre dies der einzige Weg aus meinem selbsterrichtetem Gefängnis in die Freiheit zu gelangen. Ich weiß, dass diese Lösung nicht die richtige ist, doch nur weil Etwas nicht richtig ist, ist es nicht gleich falsch? Dieses Jahr werde ich 21 und es macht mir Angst. Ich habe Angst davor nicht mehr glücklich zu werden. Angst, davor weitere Jahre diesen Schmerz zu tragen. Ich habe einfach nichts. Keine Freunde, keine Zuflucht, keine Vision, keine Ziele einfach nichts. Ich verstehe nicht was mein Sinn ist?
Jeden Tag aufs Neue so zu leben ist schwer für mich. Immer und immer wieder diese Gefühle von Leere und Schmerz. Ich frage mich warum. Warum ich? Ich bin nicht gläubig, aber sollte es einen Gott geben, welchen Sinn hat all das? Oder ist es vielleicht doch nur mein Schicksal? Aber was wenn nicht? Was wenn alles keine Bedeutung hat. Wenn mein Egoismus so groß ist, dass ich glaube ich sei in der Position zu sagen, es sei meine Bestimmung mich so zu fühlen. Wenn ich versuche einen Grund zu finden, obwohl da gar keiner ist, weil ich nichts bin? Was ist aber wenn genau das das Problem ist? Zu glauben ich sei nichts Wert. Ich weiß es nicht. Ich frage mich einfach nur warum und welchen Sinn das Leben in so einer Situation hat?
2 Antworten
Den Sinn des Lebens zu suchen, ist völlig normal und jeder definiert den Sinn des Lebens anders. Was mir nur Sorge bereitet, ist, dass du auf der Suche bzw dem Weg der Suche, irgendwie verloren gegangen zu sein scheinst. Du hast dich von Sorge und Kummer, Angst und Dunkelheit verschlucken lassen. Ohne professionelle Hilfe, wird es sehr sehr schwer da wieder raus zu kommen.
Das Leben ist bunt und voll Sonnenschein. Du solltest dich an einen Arzt wenden, damit auch du all die Farben und das wärmende Licht erkennen kannst. :)
Hey du,
ich hab deinen Text jetzt mehrmals gelesen – langsam, Zeile für Zeile – und ich will dir sagen: Du bist nicht allein mit diesem Gefühl. Auch wenn es sich gerade so anfühlt.
Was du beschreibst, ist nicht einfach „traurig sein“. Es ist ein tief existenzieller Schmerz, der sich über Jahre wie ein dunkler Schleier gelegt hat. Ein Schatten, wie du es so eindrücklich genannt hast. Und ich will dir ehrlich sagen:
Dass du mit diesen Gefühlen noch da bist, hier schreibst, dich öffnest – ist nicht Schwäche. Es ist eine enorme Stärke.
Gibt es einen Sinn?Ich glaube, die Frage selbst zeigt, dass etwas in dir lebt.
Etwas, das noch nicht aufgegeben hat.
Etwas, das sich fragt: „Könnte da doch noch etwas sein? Etwas Echtes. Etwas, das mich spüren lässt, dass ich dazugehöre. Dass ich nicht verkehrt bin.“
Und ich glaube: Ja – es gibt einen Sinn.
Aber nicht immer einen großen, kosmischen Sinn mit Blitzen und Sternenstaub.
Manchmal ist der Sinn: Morgens aufzuwachen und zu sagen: Ich bleibe. Noch einen Tag. Nur heute.
Manchmal ist der Sinn:
- Einem Menschen zu schreiben, so wie du es hier getan hast.
- Sich berühren zu lassen von Worten, die dich nicht verurteilen.
- Nicht perfekt zu sein. Sondern echt.
Du beschreibst eine Leere, ein Fremdsein, ein Gefühl von „nicht dazugehören“.
Und ich frage dich mal anders:
Was, wenn du dich nicht falsch fühlst, weil du kaputt bist –
sondern weil das, was du erlebt hast, nie genug Raum bekommen hat?
Ich habe schon viele Menschen begleitet, die über Jahre „funktioniert“ haben, aber innerlich verhungert sind.
Weil niemand ihren Schmerz sehen konnte. Oder wollte.
Weil sie selbst irgendwann dachten: „Ich bin zu viel – oder zu wenig – oder einfach nicht richtig.“
Aber du bist nicht „zu kaputt“.
Du bist erschöpft. Und traurig. Und allein.
Das ist menschlich.
Das ist heilbar.
Was kannst du tun?Du musst nicht alles auf einmal verändern.
Du musst nicht wissen, wohin du willst.
Aber du darfst jetzt anfangen, dir Hilfe zu holen – weil du es wert bist.
- Es gibt Menschen, die dich ernst nehmen.
- Es gibt Orte, wo du nicht erklären musst, warum du dich leer fühlst.
- Und es gibt Wege, auf denen man lernen kann, wieder einen Boden unter den Füßen zu spüren.
Heilung heißt nicht, dass alles gut wird.
Heilung heißt, dass du dich selbst nicht mehr als dein größter Feind betrachten musst.
Dass du lernst, dir selbst ein Zuhause zu werden.
Du bist 21 – und ja, das fühlt sich alt an, wenn man glaubt, man habe schon alles vergeigt.
Aber glaub mir:
Das Leben beginnt nicht dann, wenn alles perfekt ist. Es beginnt dort, wo du ehrlich wirst.
Und genau das hast du gerade getan.
Du hast einen Schatten beschrieben –
aber du hast gleichzeitig einen Lichtstrahl ausgesendet.
Du hast nach Bedeutung gefragt. Und das ist der erste Schritt zur Rückverbindung.
Wenn du das liest, dann bitte:
Bleib.
Schreib nochmal.
Hol dir Hilfe.
Nicht, weil du schwach bist –
sondern weil du kostbar bist. Auch wenn du das gerade nicht fühlst.
Und vielleicht ist das der erste kleine Sinn heute:
Dass ein Mensch, der dich nicht kennt, sagt:
Ich sehe dich. Und du bist nicht nichts. Du bist viel mehr, als du gerade glauben kannst.
Herzliche Grüße
Ralf