Genervt von Umfeld?
Hallo Community,
ich befinde mich momentan in einer Therapie und habe festgestellt, dass sich mein Verhalten in letzter Zeit stark verändert hat. Früher war ich überangepasst und habe mich in meiner Clique auch auf eine eher aufreizende Weise präsentiert, die ich jetzt jedoch geändert habe. Ich dachte, ich müsste das tun, weil sich die Männer mir gegenüber immer flirty verhalten haben. Ich trage nicht mehr so figurbetonte Kleidung und habe klargestellt, dass mein Interesse rein freundschaftlich ist, nachdem einige versucht haben, romantische Annäherungen zu unternehmen.
Seit diesen Veränderungen habe ich das Gefühl, dass sich die Dynamik in der Gruppe merklich verschoben hat. In Gruppenchats wird kaum auf meine Nachrichten reagiert, und ich habe das Gefühl, dass meine Freunde distanziert oder komisch zu mir sind. Zusätzlich habe ich bemerkt, dass meine negativen Annahmen schnell in den Vordergrund treten, und ich frage mich, ob dahinter ein System steht.
Ich habe begonnen, neue Menschen kennenzulernen, bei denen die Interaktion viel positiver verläuft. Daher frage ich mich, was könnte das Problem in meiner bestehenden Clique sein? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder Tipps, wie ich mit dieser Situation umgehen kann?
Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!
1 Antwort
Was du erlebst ist normal. Dir fällt selbst auf, dass deine frühere Persönlichkeit gut zu den Charakteren der anderen aus der Clique passte. Wenn du dich aber weiterentwickelst dann passt es nicht mehr. Das ist wie eine Gruppe, die auf einem Weg steht. Solange alle zusammen bleiben, fühlt sich jeder der Gruppe zugehörig. Wenn aber ein Grupenmitglied weiter voran will, die Anderen aber nicht mitgehen, dann muss man die Anderen hinter sich lassen. Auf deinem Weg wirst du neue Leute kennenlernen, die auf deinem neuen Niveau sind. Wie du schreibst ist das auch schon geschehen. Das ist auch notwendig, weil jeder eine Gemeinschaft braucht, um die eigene Persönlichkeit stabil zu halten. Schön, dass du es geschafft hast, von einer Gemeinschaft in eine andere zu wechseln, die dir mehr zusagt. Alles Gute auf deinem weiteren Weg.
Du hast dich verändert weil du dich dazu entschieden hast. Kein Mensch - auch kein Therapeut - kann einen anderen manipulieren. Therapeuten können durch geeignete Gesprächsführung dem Patienten nur Angebote machen. Ob der/die Patientin dies annimmt ist ganz davon abhängig inwieweit sie sich auf den Therapeuten einlässt, die Impulse vom Therapeuten aufnimmt, weiter verarbeitet und integriert. Das ist ganz deine Entscheidung.
Dass du damit liebäugelst, die Entwicklung rückgängig zu machen, wäre es - aus meiner Sicht - wert, in der Therapie näher betrachtet zu werden. Die Therapie soll dir doch zu mehr Zufriedenheit verhelfen. Offenbar grummelt da etwas in dir, das dich unzufrieden macht. Interessiert es dich herauszufinden was das ist? Es ist deine Entscheidung, ob du es willst. Wenn du es willst, dann wird dir deine Therapeutin dabei helfen.
Es ist ein Therapeut. Es ist halt eher das, dass ich mich weniger anpasse und mehr meine Persönlichkeit zeige. Aber damit eckt man eben mehr an als wenn man ein Phantom ist..
Ach so, jetzt verstehe ich dich. Das ist ein Zeichen dafür, dass dir die Meinung Anderer über dich übertrieben wichtig ist. Das ist ein noch übriggebliebener Aspekt des "Überangepasstseins", wie du es genannt hast. Es gründet auf ein Selbstwertproblem. Du schätzt dich selbst zu wenig, und machst dich abhängig von der Meinung Anderer über dich. So etwas entwickelt sich in der Kindheit wenn das Kind von den Eltern (insbesondere der Mutter) nicht bedingungslos geliebt wurde, sondern nur gemocht wurde wenn es sich in bestimmter geforderter Weise verhält. Als Kind kann man dann nicht anders als sich den Forderungen der Bezugsperson anzupassen. Aber jetzt bist du erwachsen und kannst dir deine Bezugspersonen selbst aussuchen. Mit zunehmendem Selbstmitgefühl und Selbstwertschätzung wirst du Selbstsicherer und unabhängiger davon was Andere von dir halten. Erst dann kann man sein eigenes Leben leben. Sagt dir das etwas?
Welche Erfahrung machst du mit deinem Therapeuten wenn du bei ihm "aneckst"? In einer Therapie sollte man die Erfahrung machen, bedingungslos akzeptiert zu werden. "Anecken" ist kein Grund dich abzulehnen. In einer Therapie geht es auch darum, dass die Patientin sich mit ihren "Ecken und Kanten" nicht selbst verurteilt und ablehnt. Wenn du immer freundlich mit dir selbst umgehst kann dir egal sein was Andere von dir halten.
Danke! Manchmal frage ich mich nur, weshalb ich mich verändert habe und ob es nicht besser wäre, so zu bleiben wie davor.