Gedicht von Mutter in weiß die ihren Sohn vor dem Tod retten will?

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Ist es das hier?


Eine deutsche Mutter

Text: Erich Weinert
Musik: Jürgen Knieper (1979)
Bearbeitung und Gesang: Holger Münzer
Klavier: Alexander Klein

Am Freitag holten sie den Jungen weg.
Er griff noch schnell nach ihrer Hand. „Nicht weinen!“
Sie weinte nicht. Sie stand ganz weiß vor Schreck,
Ganz weiß vor Schreck. Sie hatte nur den einen.

Sie lag im Fenster bis um Mitternacht.
Dann rannte sie zum Polizeirevier.
„Um sieben ist er aus dem Haus gebracht.“
„Hans Fischer? Jakobstraße sechs? Nicht hier.“

Sie lief zum Polizeipräsidium.
„Hans Fischer? Ist hier gar nicht eingetragen.“
„Nicht eingetragen?“ Lange stand sie stumm,
Ganz weiß vor Schreck. „Wo kann man das erfragen?“
Die lachten nur. „Das ist so eine Sache.
Vielleicht in Tempelhof, Columbiahaus.“
Sie lief dorthin. Da stand ein Posten Wache.
„Hans Fischer, lieber Herr, ist der schon raus?“

„Das weiß ich nicht. Es sind so viele hier.“
Sie faßte seine Hand. „Es ist mein Sohn!“
„Dann fragen Sie beim Polizeirevierl“
Sie stand ganz weiß vor Schreck. „Da war ich schon.“
Der Posten sagte: „Bitte weitergehn!“
Sie lief zurück zum Polizeirevier.
Es war schon Morgen. „Ach, Sie suchen wen?
Hans Fischer, Jakobstraße - der ist hier.“

Die Tränen liefen über ihr Gesicht.
„Kann ich ihn sprechen? Kommt er nicht bald raus?“
Der Mann am Tische sagte: „Leider nicht,
Er ist gestorben. Sieht auch nicht gut aus.“
Ihr Mund stand offen. Doch es kam kein Wort.
Man führte sie behutsam vor die Tür.Im kalten Morgen stand sie wie verdorrtUnd sank zusammen wie ein Stück Papier.


Vor tausend Türen tausend Mütter sterben ...
Doch einmal wird ein wilder Wind aufstehn,
Die kalte Asche ihres Grams verwehn
Und wird die bleichen Mütterwangen färben.
Und tausend Mütter stehen auf im Land,
Der toten Söhne Fahne in der Hand!