Gab es nach der Reconquista Mauren die auf der iberischen Halbinsel geblieben sind (die zb zum Christentum konvertiert sind) oder wurden alle vertrieben?

5 Antworten

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Es wurden zwar sehr viele vertrieben, aber es blieben auch sehr viele dort und wurden zu Christen. Ebenso haben es auch viele Juden versucht. Die haben genau wie die Ex-Muslime versucht zu Christen zu werden. Doch denen hat man es nicht durchgehen lassen. Die wurden auch hinterher beschimpft und drangsaliert. Die ehemaligen Muslime hingegen waren eine sehr viel größere Gruppe. Die haben sich gegen den Mob gewehrt und waren diesen Anfeindungen nicht so ausgeliefert, wie die Ex-Juden. Die meisten von denen gingen in andere Länder, wie zum Beispiel in das Land der Türken. Dort wurden sie alle wieder zu Juden. Die Muslime hingegen wurden in Spanien zu Christen und schon nach zwei Generationen hat kein Mensch mehr danach gefragt, was ihre Vorfahren einmal geglaubt haben.

Erst sehr viel später setzte eine erneute Verfolgung ein. Im Jahr 1609, also mehr als 100 Jahre nach der Reconquista wurden die sogenannten Morisken aus dem Land vertrieben.


Blueorange25 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 11:04

Danke für die Antwort.

Nach der Wiedereroberung durch die Christen blieben natürlich Moslems auch dort und viele Konvertierten.

Das ging so lange gut, bis das Königspaar Isabella I. von Kastillien und Ferdinand II. von Aragon an die Macht kamen. In der darauf einsetzenden Inquisition wurden in erster Linie zum Christentum konvertierte Juden und Moslems verfolgt, weil oft Reste alten Brauchtums als antichristlich angesehen wurden. Es galt als schlimmer, als getaufter nicht rechtgläubig zu sein, als ungetauft https://www.planet-wissen.de/geschichte/mittelalter/geschichte_der_inquisition/pwiediespanischeinquisition100.html

Woher ich das weiß:Hobby
Von Experte Neugier4711 bestätigt

Nach der Reconquista, die 1492 mit der Eroberung Granadas durch die katholischen Könige Ferdinand II. und Isabella I. endete, blieben einige Mauren auf der iberischen Halbinsel, die konvertierten, um ihre Lebensweise zu bewahren. Diese konvertierten Mauren wurden als Morisken bezeichnet. Zu Beginn wurden sie in der Regel als akzeptierte Bürger geduldet, jedoch begannen ab dem späten 15. Jahrhundert massivere Verfolgungen und Diskriminierungen, insbesondere durch die Inquisition, die 1478 ins Leben gerufen wurde. Die Morisken hatten mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, trotz ihrer Konversion zum Christentum. Sie wurden oft unter Generalverdacht gestellt und waren Ziel von Misstrauen und Vorurteilen. Viele dieser umgekehrten Mauren hielten an ihren kulturellen Traditionen und Bräuchen fest, was sie weiterhin in den Fokus der Inquisition und anderer Autoritäten rückte. Diese Spannungen führten schließlich dazu, dass zwischen 1609 und 1614 viele Morisken aus Spanien vertrieben wurden.

Die Mudéjares, die Muslime, die unter christlicher Herrschaft lebten und nicht konvertierten, wurden oft zur Zwangstaufe gedrängt oder aus ihren Gemeinden vertrieben. Auch sie litten unter Verfolgung und Diskriminierung. Historisch gesehen, war die Reconquista also nicht nur ein militärischer Konflikt, sondern führte auch zu tiefgreifenden sozialen und religiösen Veränderungen, die die Struktur der Gesellschaft auf der iberischen Halbinsel nachhaltig beeinflussten​.

Interessant ist auch, dass die religiösen Überzeugungen und Praktiken der Morisken oft in mündlicher Form weitergegeben wurden. Ihre Lieder, ein bekanntes Beispiel sind die romancero, eine Art spanischer Ballade, die mündlich überliefert wurde und oft von der maurischen Kultur geprägt ist​, ihre Gedichte und ihre Geschichten spiegeln nicht nur ihre islamische Identität wider, sondern auch ihre Erfahrungen unter christlicher Herrschaft. Diese kulturellen Überlieferungen sind heute von Interesse für viele Historiker und Ethnologen, die die religiösen und kulturellen Wechselwirkungen in dieser Zeit untersuchen​. Die literarischen Traditionen der Morisken wurden von der arabischen Literatur beeinflusst und es gibt Hinweise darauf, dass sie Elemente der andalusischen Literatur in ihren eigenen Werken aufnahmen. Diese Einflüsse zeigen sich in der Verwendung von Metaphern, Symbolik und Erzähltechniken, die die Verbindung zu ihrer maurischen Herkunft widerspiegeln​

Die Situation der Morisken ist ein trauriges Beispiel für die Schwierigkeiten, die religiöse und ethnische Minderheiten in Zeiten politischer Umbrüche erfahren können.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte

In Zentralspanien (Toledo) war danach teilweise noch ein Zusammenleben möglich. Da die Kämpfe gen Süden und im Laufe der Zeit immer härter wurden, wurden bei der Eroberung der andalusischen Städte wie Córdoba oder Sevilla die unterlegenen Muslime nach Afrika geschafft bzw. bei erbittertem Widerstand mit hohen Verlusten auf spanischer Seite, wie in Mälaga, komplett vernichtet. .

Als es in den Jahrzehnten nach der Wiedereroberung immer wieder zu Überfällen (heute würde man Attentate sagen) kam, wurden nach einer groß angelegten Messerattacke mit hunderten Toten schließlich alle Muslime aus Spanien expulsiert.

Einige haben sich versteckt und als Spanier verkleidet.