Funktioniert ein Teleskop in der Stadt?

5 Antworten

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Hallo,

nun gebe auch ich noch meinen Senf hinzu :-)

Also, eine Nutzung des Teleskops in der Stadt ist nicht vorteilhaft, aber prinzipiell nicht unmöglich. Mond und Planeten gehen dort immer. Auch die hellsten Deepsky-Objekte wirst du sehen können. Hier denke ich gerade an die Andromeda-Galaxie (M31), das Sommer-Paradeobjekt Herkuleshaufen (M13), das Parade-Objekt des Winters den großen Nebel des Orion (M42) und weitere div. Sternhaufen wie M44 (Praesape), M92 im Drachen, aber auch M35 bis M38. Hellere NGCs sowie einige Stock-Objekte sollten auch gehen.

Wirklich Spaß macht ein Teleskop aber erst wenn der Himmel richtig dunkel ist. 15 bis 20 Kilometer fernab störender Lichtquellen sollten das schon sein.

Ein großer Störfaktor ist der ganze Schmutz und die Luftfeuchtigkeit - die reflektieren das Stadtlicht enorm. Jedoch gibt es auch in Großstädten durchaus brauchbare Tage. Selbst in Berlin habe ich schon die Milchstraße erahnen können - da war die Luft aber wirklich sehr trocken und klar.

Für die Wahl deines Teleskopes solltest du dir erst ein mal bewusst machen ob es dir möglich ist, dass du rauf aufs Feld fahren kannst. Dann sollte das Teleskop evtl. ne Nummer kleiner ausfallen wegen des Transportes. Dann stellt sich auch noch die Frage was du denn beobachten willst? Soll es bei Planeten und dem Mond bleiben, würde ich persönlich ein ganz anderes Teleskop nehmen als ich es für die Deepsky-Beobachtung nehmen würde.

Mit wenigen Handgriffen kann man aber störendes Streulich minimieren. Vor die Öffnung, egal ob Refraktor oder Reflektor, kann man eine Streulichtblende setzen. Das hat gleichzeitig den Effekt, dass die Spiegel bzw. Linsen nicht so schnell beschlagen in feuchten Herbstnächten. Bei einem Reflektor (Spiegelteleskop) kann man auch noch den Tubus von innen schwärzen. Entweder mit DC fix oder solch nicht-reflektierender Farbe. Die Streben des Fangspiegels können auch geschwärzt werden sofern man sich für diese Farbe entscheidet.

Hier wurde u.a. schon das sog. Seeing angesprochen. Hierbei handelt es sich um den Austausch von warmen und kalten Luftschichten - Resultat ist, dass die Objekte im Okular ganz schön zappelig sein können und somit sind hohe Vergrößerungen nicht möglich. Die Gefahr des Seeings ist in der Stadt aufgrund aufgeheizter Gebäude und Straßen natürlich höher als irgendwo draußen auf dem Feld.

Ich denke, dass es auch nicht verkehrt sein kann wenn man sich als Anfänger einem astr. Verein anschließt. Neulinge sind immer herzlich willkommen und Amateur-Astronomen sind recht gesellige Leutchen - also, keine Panik und einfach fragen :-)

Danke für die ausführliche Antwort :) dass es Vereine gibt wusste ich gar nicht. Werde wohl erstmal einen Anfängerkurs in einem Observatorium in der Nähe machen, hab gerade entdeckt, dass die sowas anbieten.

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Mach Dir keine Hoffnungen: Der Dunst leuchtet im Licht und verschleiert jeden Blick zu den Sternen. Dagegen kann auch das teuerste Telekop nichts ausrichten.

Zusätzlich ist die Stadt eine riesige Heizung, die die Luft darüber flimmern und die Sterne funkeln lässt -- romantisch, aber tödlich für Himmelsbeobachtungen.

Okay, gut zu wissen, danke. Dachte mir schon so was.

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Kommt immer darauf an, wie groß die Stadt ist. In normalen Städten, mit 20 bis 50.000 Einwohner ist das noch recht gut machbar. Allerdings muss man dann schon Geld in Breitband-Filter investieren. Ein CLS-Filter filtert dir z.B. große Teile des rötlich/orangen Lichts von Natrium-Dampflampen heraus. Ein UHC- oder OIII-Filter, filtert noch wesentlich mehr unnötiges Licht heraus, eignet sich dafür aber auch nur für Nebel und nicht für Galaxien. Letztgenanntere Filter steigern Dir aber auch den Kontrast von Nebeln bei dunklem Himmel deutlich.

Unten habe ich eine meiner letzten Aufnahmen angehängt. Die entstand hier am Standrand einer 30.000-Einwohner-Stadt mit CLS-Filter. Es handelt sich um die Whirlpool-Galaxie. Ohne CLS-Filter würde man hier weitaus weniger sehen, da die Galaxie großteils im Streulicht verschwinden würde.

Es geht also mit der Beobachtung noch. Solange man wenigstens eine 5 auf der Bortle-Skala verzeichnen kann und das gesuchte Objekt nicht zu dunkel ist. Ich habe für mich hier festgestellt, dass ich hier bis etwa mag 13 oder 13m5 noch Deep Sky Objekte fotografieren kann. Das ist zumindest schon einmal relativ ordentlich.

Dennoch: Vorallem wenn man visuell beobachtet, ist ein sehr dunkler Beobachtungsplatz mit sehr dunklem Himmel durch nichts zu ersetzen. Visuell kann ich z.B. hier vor unserem Haus auch nicht allzuviel sehen.

M51 - (Hobby, Astronomie, Sterne)

Naja, ich wohne hier mitten in einer 500.000 Einwohner Stadt.... Denke mal das wird dann nichts. Aber danke für die Antwort.

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@Mj8424

Ja, da wird außer Andromedagalaxie oder Orionnebel nicht mehr viel gehen. Da solltest Du schon wenigstens 20 km zwischen Dich und die Stadt bringen.

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Nützen ist relativ. Die Frage dabei ist ja auch immer, was man beobachten möchte. Geht es um Deep Sky, sorgt Lichtverschmutzung für so schlechte Verhältnisse, dass man es kaum durch bessere Technik ausgleichen kann. Geht es aber alleine um Planteten/Monde, ist viel Umgebungslicht auch nicht gut, aber eben lange nicht so schlimm. Es empfiehlt sich eigentlich immer, irgendwo raus zu fahren. Übrigens: Selbst ausserhalb von Städten ist der Himmel immernoch sehr lichtverschmutzt. Wenn Du die Möglichkeit hast, in wirklich abgelegenen Gegenden zu beobachten, solltest Du das unbedingt mal machen. Dann hast gar keine Lust mehr auf Stadtbeobachtungen. Achte aber darauf, dass Du nicht zu viel schleppen musst, erfahrungsgemäß nervt einen das irgendwann (bei perfekten Lichtverhältnissen ist ein 8"er absolut ausreichend um verdammt viel zu sehen). Auch eine ordentliche Justierung holt verdammt viel raus, also das bitte auch nicht unterschätzen! Viel Spaß!

Hmm werde mal mit meinem Bruder sprechen, der hat ein Stück Land mitten in der Eifel, da sollte es ja gehen :)

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Allgemein sind hochgelegene Gebirge nicht das Schlechteste. Zu viele Bäume sorgen aber für eine recht hohe Luftfeuchtigkeit der Umgebung, was auch nicht unbedingt positiv ist. Evtl. kannst ja auch mal bei ner nahe gelegenen Sternwarte nachfragen, die kennen idR. die besten Plätze.

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Natürlich funktioniert ein Teleskop auch in der Stadt.

Aber wirklich richtige Freude kommt da nicht auf, da das Streulicht aus der Umgebung den Himmel aufhellt, der dann auch im Teleskop eher grau statt schwarz wirkt.

Wenn Du es aber doch versuchen willst, dann folgender Tipp:

Nimm lieber ein Linsenteleskop anstelle eines Spiegelteleskops. Warum? Das Linsenteleskop ist durch seine Bauweise prinzipiell etwas weniger empfindlich gegen Streulicht als ein Spiegelteleskop. Und die Hauptvorteile des Spiegelteleskopes, das größere Lichtsammwelvermögen der größeren Spiegelfläche, die bringen Dir in der Stadt eher Nachteile, da damit eben auch mehr Streulicht eingesammelt wird.

Es gibt gute Linsenteleskope, die dank zusätzlicher interner Blenden die Streulichtempfindlichkeit weiter reduzieren. Aber ich weiß hier nicht den Hersteller, oder ob das dann nur Eigenbau-Geräte sind.