Fühlt ihr euch als ein Mensch mit Migrationshintergrund in der Schule diskriminiert (von Lehrern,Schülern)??
Hallo, wärt ihr so lieb und würdet an der Umfrage teilnehmen?
Danke im Voraus :)
Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen
1 Antwort
Meine Schulzeit an der Regel- bzw. Realschule ist im Sommer mindestens 13 Jahre her. Ich bekam es zwar an der Realschule schon immer wieder zu spüren, als Kind aus einer deutsch-jugoslawischen Familie da nicht gerade gern gesehen zu sein, aber so richtig diskriminiert bzw. aufgrund meiner Herkunft unfair behandelt fühlte ich mich nie. Am Schlimmsten sind übrigens die Eltern von Mitschülern gewesen, wahrscheinlich auch aus Neid, weil ich als "Ausländer" auch noch zu den besten Schülern der Klasse zählte.
Erst Jahre später habe ich gemerkt, dass ich damals eigentlich schon diskriminiert worden bin, wobei man als Schüler vor 15 Jahren diese ganzen Fremdwörter noch nicht gekannt hat - und ich kannte es ja irgendwie nicht anders bzw. die Mitschüler waren zu mir nicht schlecht und die Lehrer bis auf eine Chemie-Lehrerin, die meinte witzig zu sein, wenn sie meine russlanddeutschen Freunde und mich mit platten Osteuropäer-Witzen vor allen lächerlich macht, auch nicht, ganz im Gegenteil. Mein Klassenlehrer der 7./8. Klasse hat sich mal ziemlich für mich eingesetzt, als ein paar Eltern über uns schimpften, weil die Skifreizeit unwesentlich teurer wurde da zwei Leute aus der Klasse - ein türkisches, sehr nettes Mädchen und ich - da nicht mitfahren wollten.
Trotzdem fühle ich mich eigentlich nicht diskriminiert - ich habe nie wirklich drunter gelitten und es damals auch nicht als Diskriminierung wahrgenommen, wohl aber auch, weil ich dieses Wort seinerzeit noch nicht gekannt hatte.
Habe mit der Sache inzwischen abgeschlossen, als ich vor einigen Jahren eine damals besonders stark gegen uns hetzende Mutter ganz lässig fragte was sie eigentlich damals gegen uns "Jugos" denn eigentlich hatte.. sie stammelte überfordert was von "semi-kriminellen Albanern und Russen" vor denen sie Angst hatte, dass sie ihre Kiddies verprügeln, in ihr Haus einsteigen und ähnliches.. schon klar, das ganze Klischeedenken halt^^ Ich merkte, dass ich sie tief verletzt und genau da getroffen habe wo es ihr wehtat. War fast eine Genugtuung, seitdem ist das für mich erledigt.
Eine Mutter, die besonders gern intrigierte, habe ich im vor einigen Jahren dann "behindert" indem ich bewusst halb auf dem Gehsteig parkte und sie über die Straße gehen musste, weil da mein ausladendes Schiff namens Opel Omega stand ... ich weiß, es ist Kinderquatsch, so etwas zu machen, aber da konnte ich nicht anders und es war auch echt eine Genugtuung, als sie dann ganz blöd rüber zu mir linste, als ich mit einer guten Bekannten - einer hier sehr angesehenen Frau - vor deren Haus stand und locker plauderte. Da bin ich zu sehr der emotionale Osteuropäer, den so etwas jahrelang in seiner Ehre kränkt. Und diese Frau weiß ganz genau, wie diese lustige Geste mit dem Omega gemeint war.
Vergessen habe ich's nicht, aber inzwischen vergeben; die hatten damals anscheinend so wenig zu tun, dass meine Herkunft ihnen einen Anreiz geboten hat, sich drüber zu amüsieren.
Heute würde ich so etwas nicht mehr machen und allgemein muss ich sagen - ich hege keinen Groll, aber ich habe aus der Realschulzeit zu niemandem mehr Kontakt und will das auch nicht. Das hat aber einen anderen Grund ------> obwohl man eigentlich nett miteinander umging, war das Klima in der Klasse durch ein enormes Gruppendenken eher winterlich und die Klasse war allgemein etwas komisch; man hatte sich schon damals nicht viel zu sagen und an 'nem Klassentreffen ca. 2015 merkte ich im Café sitzend, dass die Gräben im Grunde genommen genauso tief sind wie damals und alte Witze nicht witzig werden, weil sie eine Ewigkeit her sind.
Ich bedanke mich sehr, dass du dir die Mühe gegeben hast aus deinem Leben zu berichten :)
Dürfte ich vielleicht dein Bericht für meine Projektarbeit verwenden? Das wäre klasse