Frontier USA ?

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Für die Franzosen nördlich und westlich der neu gegründeten USA gab es diese "Grenze" nicht. Mit lebten mit den Indianern und auch mitten unter ihnen. Sie hatten ein vollkommen anderes Verhältnis zu ihnen als die Amerikaner. Sie begegneten ihnen auf Augenhöhe. Als Napoleon den USA das Gebiet im Westen verkaufte, meinten die Amerikaner dass sie dieses Land jetzt entdecken müssten. Doch die Franzosen hatten das Land längst entdeckt und bereits lange Zeit mit den Indianern Handel getrieben. Sie hatten überall Handelsposten aufgebaut aber sie haben keine Städte oder Farmen angelegt. Sie haben das Land nicht wirklich in "Besitz" genommen.

Als die Amerikaner dann nach Westen vorrückten, waren sie überrascht dass einige Indianer bereits Feuerwaffen besaßen. Mit einigen Stämmen gab es Ärger, weil sich diese neuen Weißen vollkommen anders verhielten als die Franzosen. Jedes Stück Land das sie in Besitz nahmen, gestalteten sie so sehr um, dass die Indianer es nicht wieder erkannten, wenn sie ein oder zwei Jahre nicht dort gewesen waren. Die Bäume wurden gefällt, gerodet und Felder angelegt. Sie haben Häuser gebaut, Ställe angelegt und Vieh gehalten. Immer wieder kamen die Indianer und haben sich an diesen Farmen bedient. Wenn sie Pferde brauchten oder ein paar Töpfe für die Frauen, ritten sie dort hin und nahmen sich was sie brauchten. Stellte sich ihnen jemand in den Weg, wurde er getötet und ein Skalp schmückte den Zügel eines Pferdes. Immer wieder entführten die Indianer auch kleine Kinder und ließen sie in ihren Familien aufwachsen. Allerdings wurde nicht jeder zu einem Indianer gemacht. Besonders viele junge Mädchen oder erwachse Frauen wurden als Sklaven sehr hart behandelt. Sie wurden vergewaltigt, mussten Tag und Nacht arbeiten und sich mit den Hunden um die Abfälle streiten.

Im Süden gab es eine Besonderheit an der Grenze. In Texas siedelten sehr viele Deutsche und sie schlossen Verträge mit den Apachen und Comanchen. Anders als die "Anglos" hielten sich die Deutschen an diese Verträge und hatten deshalb nur sehr selten unter den Angriffen der Indianer zu leiden. Nur wenige deutsche Kinder wurden entführt, wie zum Beispiel Herman Lehmann. Er wuchs bei den Apachen auf und kämpfte mit ihnen gegen die Weißen. Als die Apachen geschlagen waren, wechselte er zu den Comanchen, wurde von ihnen aufgenommen und lebte auch eine Weile mit ihnen. Er ging sogar mit ihnen ins Reservat, wurde dort als Weißer erkannt und von Häuptling Quanna Parker zu seiner deutschen Familie zurück geschickt. Er konnte viele Vorurteile der Weißen den Indianern gegenüber gerade rücken.

Eine sehr gute Darstellung gibt es in der Geschichte des Westens von Heinrich August Winkler, ich habe dir mal eine Passage daraus rein kopiert:
Das sieht bei einem EBook dann so aus:
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Hallo! Ich lese gerade „Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert" von Heinrich August Winkler und würde folgendes Zitat gerne mit dir teilen.

"1893, als die Indianerkämpfe aufgehört hatten, hielt der Historiker Frederick Jackson Turner auf der Jahrestagung der American Historical Association in Chicago einen rasch berühmt gewordenen Vortrag über die Bedeutung der Grenze in der amerikanischen Geschichte. Die amerikanische Grenze war, wie Turner darlegte, etwas anderes als die europäische Grenze. In Europa trennte eine befestigte Grenze dicht besiedelte Gebiete voneinander; Amerikas «frontier» war hingegen eine wandernde Grenze. Sie verlief am «jeweiligen äußersten Rand des freien Landes» (the hither edge of free land). Sie war der Punkt, wo Wildheit und Zivilisation aufeinandertrafen (the meeting point of savagery and civilization). An der Grenze begann immer wieder der «Prozeß der Evolution in jeder westlichen Gegend, die im Prozeß der Expansion erreicht wurde» (a recurrence of the process of evolution in each western area reached in the process of expansion). Das Vorhandensein eines Gebiets mit freiem Land, das ständig von einem neuen Gebiet mit freiem Land abgelöst wurde, und das Vorrücken amerikanischer Siedlungen nach Westen (the existence of an area of free land, its continuous recession, and the advance of American settlement westward) erklärten Turner zufolge die Entwicklung Amerikas und seinen Charakter. «Zuerst war die atlantische Küste die Grenze. Sie war in einem sehr realen Sinn die Grenze Europas. Indem die Grenze nach Westen vorrückte,"
wurde sie immer amerikanischer … Auf diese Weise bedeutet das Wandern der Grenze eine ständige Bewegung weg von Europa, einen ständigen Zuwachs an Unabhängigkeit nach amerikanischen Maßstäben.» Deswegen bot auch nicht die Atlantikküste, sondern der «Große Westen» (the great West) den richtigen Blickwinkel, um die Geschichte der amerikanischen Nation zu betrachten. Die Grenze war nach Turner der «Ort der schnellsten und wirksamsten Amerikanisierung» (The frontier is the line of most rapid and effective Americanization). Hier begann das gesellschaftliche Leben Amerikas stets aufs neue. Hier, wo Amerika immer wieder mit den einfachen Daseinsbedingungen einer primitiven Gesellschaft in Berührung kam, hatten die «ständige Wiedergeburt, der flüssige Zustand des amerikanischen Lebens» (this perennial rebirth, this fluidity of American life) und der Geist der Selbstbehauptung jedes einzelnen, der ausgeprägte Individualismus der Amerikaner, seinen Ursprung. Hier bildete sich ein starkes Nationalgefühl heraus, das dem Sonderbewußtsein der Regionen, dem «Sektionalismus», entgegenwirkte. Hier entwickelte sich ein Anspruch auf politische Teilhabe, der Amerika demokratischer machte, als es vordem war. Das Vorrücken der Grenze führte zu einer Bevölkerung von hoher Mobilität, so daß das Beharren in örtlicher Beschränktheit, der «Lokalismus», keine Chance hatte. Die wandernde Grenze im Westen veränderte die Vereinigten Staaten so, wie einst das Mittelmeer das klassische Griechenland verändert hatte: Die «frontier» brach die Macht alter Gewohnheiten, ermöglichte neue Erfahrungen"
Erfahrungen und verlangte immer wieder nach neuen Einrichtungen und Betätigungsfeldern. Inzwischen war, wie Turner wohl etwas voreilig meinte, die große Westwanderung an ihr Ende gelangt. Die Bedeutung der Grenze für Amerika aber hatte sich nach seiner Überzeugung nicht erschöpft: «Ein voreiliger Prophet wäre, wer behaupten wollte, das amerikanische Leben habe seinen offensiven Charakter völlig verloren. Bewegung war die beherrschende Tatsache, und wenn man nicht annehmen will, daß ein Volk von einer solchen Erfahrung unbeeindruckt bleiben kann, wird die amerikanische Energie sich ständig ein weiteres Feld für ihre Entfaltung suchen.»"

Ich denk mal das schwankte ständig zwischen Abenteuerlust, Begeisterung über die Pionierarbeit und "Freiheit", sowie Angst, Hoffnung, Verzweiflung....(wegen der Gefahren, der schlechten Versorgung, Naturkatastrophen, Indianerangriffen....)