Freundin vergleicht sich (immer noch!) ständig mit mir…?
Hallöchen, liebe Community! Ich bin gerade ziemlich verzweifelt und weiß nicht, was ich machen soll.
Es geht um eine Freundin von mir, nennen wir sie mal Sarah. Sarah und ich sind seit ca. 4 Jahren befreundet und haben wirklich eine Menge durch. Es gab Zeiten, da haben wir einander beide nicht gut getan, uns zum Beispiel miteinander verglichen… und sehr viel diskutiert und gestritten. Wobei ich aber sagen muss: Diese Probleme hatte ich vor ihr nie. Klar, das Potenzial muss in mir drin gewesen sein, aber erst durch sie habe ich mit so einem toxischen Mist angefangen.
Irgendwie haben wir dann die Kurve gekriegt. Wir hatten damals beide keine leichte Zeit (zb. beide keinen Job, Zweifel an unserer Kunst - wir zeichnen und schreiben beide gerne). Mittlerweile habe ich aber ein Redaktionsvolontariat angefangen und mir geht es deutlich besser. Leider wurde ihr dagegen aufgrund der Inflation gerade frisch der Job gekündigt, vor zwei Wochen hat sie Corona bekommen, liegt flach und ihr PC ist nun auch noch kaputtgegangen.
Sie hat also gerade absolut keine gute Phase, dessen bin ich mir bewusst. Und trotzdem traf mich gestern Abend fast der Schlag…
Seit über einem Jahr sind keine Sätze mehr gefallen wie „Du bist besser als ich, das nimmt mir den Mut“ oder „Du kannst XY besser, wozu brauchst du da mich, du könntest tausend andere dafür haben“… und dann kam gestern Abend die Bemerkung: Du schreibst ja eh viel besser als ich, das schüchtert mich ein. In Bezug auf das Schreiben hat sie sowas noch NIE gesagt, das höre ich von ihr zum ersten Mal.
Wir haben eigentlich vereinbart, uns solche Dinge nicht mehr gegenseitig zu sagen. Weil beide Seiten sich durch sowas einfach nur mies fühlen. Und ich habe naiverweise geglaubt, sie würde das irgendwann genauso in den Griff kriegen wie ich. Aber offenbar tut sie es immer noch… ich wusste darauf absolut nichts zu sagen. Ich habe sofort gezittert und geschwitzt, weil diese Bemerkung tausend traumatische Erinnerungen wachgerufen hat. Ich KANN mit ihr über sowas einfach nicht mehr sprechen. Das war damals alles zu viel und hat mich psychisch wirklich fertig gemacht.
Es tut mir ja wirklich, wirklich leid wie es ihr geht. Aber ich will mich in meinem Leben nicht mehr „schlecht fühlen“ müssen, nur, weil ich etwas vielleicht gut kann und es mir Freude bereitet… In meinen Augen hat sie viel Potenzial, das sie einfach nicht nutzt. Zum Beispiel schließt sie seit 2 Jahren ihr Studium nicht ab, obwohl nur noch die Abschlussprüfung fehlt - jammert dann aber rum, wenn Bekannte von ihr einen Doktor o.ä. Haben. Dass diese Bekannten dafür wahrscheinlich hart geschuftet haben, daran denkt sie nicht.
Ich weiß wirklich nicht weiter. Ich habe sie als Freundin trotzdem sehr lieb, aber ich halte solche Worte nicht mehr aus. Nicht von ihr. Sie hat auch direkt bereut, was gesagt zu haben und darum gebeten, dass wir es vergessen. Aber gesagt ist gesagt - und nun weiß ich nicht, wie ich mit ihr umgehen soll…
Lieben Dank fürs Lesen!
3 Antworten
Hallo,
ich weiß, dass das sehr schwer ist und am Anfang wahrscheinlich wirklich bitter, aber ich denke, für euch beide und vor allem auch für deine Freundin wäre es wichtig, dass ihr beide getrennte Wege geht. Das muss ja nicht für immer sein. Irgendwann findet ihr euch vielleicht wieder zusammen. Irgendwann, wenn vor allem sie es endlich geschafft hat, ein eigenes Leben zu haben, eine eigene Persönlichkeit, die sich selbst definiert und nicht durch den ständigen Vergleich mit anderen.
Ich glaube, ohne diese strikte Trennung kann es nicht wirklich funktionieren. Nicht dauerhaft und nicht tiefgreifend.
Sie muss lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich selbst nicht darüber zu definieren, wer besser und wer schlechter ist als sie. Das lässt nämlich darauf schließen, dass sie keine Ahnung hat, wer sie selbst eigentlich ist, was ihr eigener Wert ist und wo sie eigentlich hin will.
Deiner Freundin fehlt ein gesundes Selbstbewusstsein. Ihr fehlt eine gewisse Selbstfindung.
Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, wenn Sie sich zu einer Therapie begibt. Das könnte ihr dabei helfen, zu sich selbst zu finden.
Liebe Grüße,
Kleine Bluete
Hallo Butterblume,
ich wollte eigentlich noch einmal reagieren, hatte aber in den letzten Tagen viel um die Ohren.
Es ist klar, dass dir dieser Schritt sehr schwer fällt. Es wäre seltsam und fragwürdig, wenn dem nicht so wäre, denn schließlich verbinden euch viele gemeinsame Jahre und viele schöne Erinnerungen. Das ist, wie wenn sich zwei Eheleute nach vielen gemeinsamen Jahren scheiden lassen. Eine sehr harte und schwierige Zeit.
Auch eine spätere Zusammenführung, wenn es sie denn gibt, würde viel Zeit beanspruchen. Zeit, um ganz langsam und Stück für Stück wieder Vertrauen aufzubauen, als wärt ihr zwei Menschen, die sich erstmals kennenlernen.
Ich weiß nicht, ob du dir das zutraut und ob du dich selbst als stark genug dafür empfinden würdest, einen anderen Weg zu gehen, der eure Freundschaft unter Umständen retten könnte. Ob dieser Weg überhaupt zur Debatte stünde. Es ist mir nur so eingefallen, aber ich kenne euch beide zu wenig, um beurteilen zu können, ob das richtig wäre. Es geht darum, dass du die persönliche Entwicklung deiner Freundin in die Hand nimmst. So wie ich das mitbekommen habe, stehst du ja in gewissem Maße mittlerweile über diesen Dingen, die euch solche Probleme bereitet haben. Allerdings würde auch das eure Freundschaft verändern und du würdest wohl früher oder später eher in der Position der Seelsorgerin landen als in der der besten Freundin.
Du musst wissen, was du tust. Aber die Frage, ob du deiner Freundin überhaupt noch vertraust, ob du deine Hand dafür ins Feuer legen würdest, dass sie für dich da ist, wenn es dir mal lange Zeit sehr dreckig gehen würde, erleichtert diese Entscheidung vielleicht ein kleines bisschen.
Liebe Grüße,
Kleine Bluete
Ich glaube ihr tut euch gegenseitig nicht gut. Wenn das in einer Ehe passiert ist Scheidung oft das Beste für alle Beteiligten. Meiner Meinung nach sollte man das auch bei einer Freundschaft tun.
Ja, da kann ich dir leider nicht widersprechen… es ist so bitter. Solche Sätze kamen jetzt seit locker über einem Jahr nicht mehr und ich dachte wirklich, sie hätte auch an sich gearbeitet und wäre vorangekommen. Zu sehen, dass man sich so geirrt hat… ist einfach erschütternd.
Sie ist, wie sie ist. Es ist nicht deine Sache sie zu ändern. Freundschaften verändern sich im laufe der Zeit. Wenn sich 2 Personen in verschiedene Richtungen entwickeln gehen halt auch Freundschaften auseinander.
Das stimmt. Ändern kann und will ich auch niemanden. Manchmal würde ich nur gern verstehen: Was hat man denn von den ständigen Vergleichen? Mir persönlich tat das überhaupt nicht gut und ich bin so froh, da raus zu sein. Ich versteh nicht, warum einige Menschen in dieser Situation verharren, überhaupt nichts tun, um voranzukommen und sich im gleichen Atemzug darüber beschweren… das will mir einfach nicht in den Kopf.
Ich denke, das kann man nicht verstehen. Jeder ist wie er ist, vielleicht wäre sie auch gerne anders und kann es nur nicht ändern.
Stimmt wohl. Wenn man sich damit wohlfühlt, kann man ja auch ruhig so bleiben. Wenn man aber drunter leidet (was offenkundig der Fall ist) und nichts dran ändern will, darf man das anderen nicht aufbürden… entweder man sucht sich dann Hilfe und arbeitet dran, oder nicht und sollte dann auch glücklich damit sein. Aber in meinen Augen kann man immer was ändern - wenn man es wirklich will.
Ja, das stimmt schon, es sollte aber dich nicht belasten.
Zu vergleichen ist immer das Ende vom Glück und der Anfang der Unzufriedenheit!
Wahre Worte und leider komplett auf den Punkt gebracht :(
Hallo und lieben Dank für deine Antwort! Die hat mich wirklich sehr getroffen… aber nur, weil ich dir Recht geben muss.
Ich habe nur noch keine Ahnung, wie genau der Kontaktabbruch jetzt zustandekommen soll. Gerade ist alles wieder „normal“ und jetzt aus dem „Nichts“ anzukommen und Tschüss zu sagen… ich bin mental gerade noch zu erschöpft für diesen großen Knall. Aber es führt wahrscheinlich kein Weg dran vorbei…
Der Gedanke tut wirklich jetzt schon weh und treibt mir Tränen in die Augen. Bei mir ist es leider auch so: Einmal den Kontakt abgebrochen, gibt es bei mir kein „ganzes“ Zurück mehr. Selbst wenn sie sich dann zum Besseren entwickelt hat und zufriedener ist; kann es wohl nie wieder so innig werden wie zuvor - das würde mein Herz nicht mehr zulassen, aus Angst, wieder von dieser Person enttäuscht und verletzt zu werden. Deshalb ist das bei mir immer eine wohlüberlegte Entscheidung.
Du hast aber absolut recht, was die Selbstfindung und die Therapie betrifft. Das braucht man ihr allerdings nicht vorschlagen - niemals im Leben würde sie sich Hilfe suchen. Für sie ist das ein Zeichen von Schwäche (so ein Quatsch…) und „Sie kam ja auch sonst immer allein klar“… Dass sie das eben nicht tut, brauche ich ihr nicht sagen. Das würde nur in Streit enden.
Danke wirklich für deine ehrlichen und leider wahren Worte. Ich schätze, ich werde mich nicht gleich heute überwinden können, weil alles noch so erschöpft und irgendwie „wund“ ist, aber ich beherzige es und behalte es im Hinterkopf.
Dir noch einen schönen Sonntagabend und liebe Grüße!