Fragestellung zu Themen für die Fünfte Prüfungskomponente im Abitur? (Referenzfach Geschichte)?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Von den Themen die Du ansprichst kenne ich mich nur in einem tiefer aus. Und hier habe ich mich mit einem Kommentator ein kleine 'Geplänkel' geliefert, da er etwas anderer Meinung ist (habe ich fallen gelassen, da es sich nicht mehr um das Thema des eigentlichen Fragesteller drehte). Ist also kontrovers.

Die erste Pestwelle in Europa fand schon am Ende der Steinzeit vor über 4.500 Jahren statt. In den Leichnamen jener Zeit wird immer wieder der Pesterreger gefunden , der auch genetisch analysiert werden kann. Jener Erreger hatte noch genetische Unterschiede zu den späteren Pesterregern. Das Gen, dass ihm erlaubte, im Floh zu überleben fehlte noch. Es gibt aber auch die direkte Weitergabe von Mensch zu Mensch (Lungenpest). Das Bakterium stammt aus Nagetieren Zentralasiens und der Mensch in Europa hatte keine Immunabwehr.

In genau jener Zeit starben fast alle (bereits seit jahrtausenden ackerbauende Kulturen, mit bereits ersten Siedlungen >10.000 Einwohner) in Europa (mit Ausnahme Osteuropas) aus. Statt dessen drangen Kulturen aus dem Raum nördlich des schwarzen Meeres nach Europa vor (und auch in andere Richtungen, nebenbei). Das waren die Indogermanen. Aber drangen sie in bereits zum Teil entvölkerte Gebiete vor. Kulturen z.B. auf Orkney oder die extrem hoch stehende Kultur auf Malta brachen zusammen und die Inseln blieben danach z.T. völlig unbesiedelt, auch gab es keine Angriffs- oder Kampfspuren. Eroberung und Verdrängung gab es auch nicht. Und keine Hinweise auf eine radikale Klimaänderung in der Zeit z.B. durch einen Vulkanausbruch.

Ist das Szenario eines weitgehend entvölkerten Landes korrekt? Aber die Neuankömmlinge waren tatsächlich technologisch noch viel weiter. Sie hatten das Rad, den Ochsen (Kastration des Stiers), das Joch => den Ochsenkarren. Und erste Bronze - noch nicht optimal oder Kulturdurchdringend. Wurden sie vielleicht doch verdrängt?

Auch die Pest des Mittelalters ist nicht unumstritten. War es die Pest oder doch eine andere Krankheit, die schwarzer Tod genannt wurde? Vielleicht eine Ebol-Variante? Warum berichten viele Chronisten von Schwarzfärbungen - und nicht von den so auffälligen Beulen der Beulenpest? Allerdings: Bei der Übertragung von Mensch zu Mensch entstehen die Beulen nicht, nur durch die Rattenflöhe.

An Untersuchungen an Skeletten von menschlichen Friedhöfen jener Zeit konnte dann aber ziemlich durchgehend ein Erreger festgestellt werden. Yersinia Pestis. also offenbar doch die Pest.

Und die Justianische Pest? Hier geht man heute am ehesten von Pocken aus. Auch Masern sind in der Diskussion, aber das beschriebene Krankheitsbild passt besser zu den Pocken.

Die Epidemien/Pandemien hatten jedenfalls immer massive historische Umbrüche als Begleiter, wobei sie sicherlich zumindest teilweise ursächlich waren. Das fast vollständige Ersetzen der vorherigen Bevölkerung durch die Steinzeitpest, die Dezimierung der römischen Bevölkerung (Halbierung der Zahl der Römer in Italien) durch die Antonische Pest (die wohl keine Pest war) im Höhepunkt der Macht Roms - danach setzte ein langsamer Verfall ein. Und auch der schwarze Tod hatte natürlich massive Auswirkungen. Hier gehen Geschichte und Biologie Hand in Hand. Das wird bestimmt nicht abgelehnt. Ist nur die Frage, ob Du das Thema möchtest.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Studium als Diplom Biologe