Feuchtigkeit im Sockelbereich?

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Erdgeschoß mit unbeheiztem Keller drunter. Ich vermute das Problem ist einzig und alleine ein Problem der Temperatur(Wärme-)verteilung und damit der Verteilung der Raumluftfeuchte. Dort wo die Temperatur niedrig ist, ist die Raumluftfeuchte hoch.

Gibt es bodentiefe Fenster, eine Balkon- oder eine Terassentür in dem Zimmer? Hier kühlt die Luft an der Fensterscheibe bis zur Fußbodenhöhe aus. Der Heizkörper erwärmt die Raumluft in etwa erst ab seiner Unterkante. Da kalte Luft schwerer als warme Luft ist, bleibt die kalte Luft auf dem Fußboden liegen. Je höher der Heizkörper über dem Fußboden hängt, um so größer ist das Problem mit der kalten Luft auf dem Fußboden.

In der kalten Luft gibt es aber die höchste Raumluftfeuchte. Das kann - je nach den örtlichen Bedingungen - dazu führen, dass der gesamte Fußboden und auch die Wände im unteren Bereich auffeuchten.

Ich würde empfehlen, zur Selbstanalyse mit dem Infrarotthermometer mal einige Oberflächentemperaturen im Raum zu messen. Die Temperaturdifferenz zwischen der Temperatur des Fußbodens lässt eine Aussage zu, mit welchen Anteilen Warmluft / Wärmestrahlung der Raum erwärmt wird.

Ein hoher Anteil an Wärmestrahlung bietet guten Schutz vor Raumluftkondensat und damit vor Schimmelproblemen, da Wärmestrahlung sich mit Lichtgeschwindigkeit im Raum verteilt und über Reflektion alle Oberflächen mit ihrer Temperatur auf ein nahezu identisches Niveau bringt.

Sogar die Oberflächen von vermeintlichen Wärmebrücken werden ordentlich erwärmt, da die Wärmestrahlung mit ihrer schnellen Ausbreitung im Raum ausreichend Wärme nachführen kann, wo ein erhöhter Wärmeabfluß besteht. Dadurch werden latent schimmelgefährdete Stellen, wie Raumecken und Fensterlaibungen, gut zur Schimmelvermeidung erwärmt.

Nun muss man wissen, dass jeder Heizkörper bauartbedingt unterschiedliche Anteile an Warmluft und Wärmestrahlung abgibt. Ja mehr angeschweißte gewellte lufterhitzende Bleche ein Heizkörper besitzt, um so mehr Warmluft produziert er. Je mehr "unsichtbare" Heizfläche existiert, um so mehr Warmluft produziert er. Die einfache Heizplatte des Heizkörpers Typ 10 (1= eine wasserdurchflossene Heizplatte und 0 = null gewellte Warmluftbleche) liefert etwa 45% Wamluft und 55% Wärmestrahlung. Hier sieht man die Hälfte (die Vorderseite) der lufterwärmenden Heizläche.

Ist hinten an diese eine Heizplatte nun ein Wellblech angeschweißt, so hat man schon den Heizkörper Typ 11 (1= eine wasserdurchflossene Heizplatte und 1 = eine gewellte Warmluftbleche). So finden die üblichen Standardheizkörper ihre Bezeichnung.

Häufig finden man den Heizkörper Typ 22 (2= zwei wasserdurchflossene Heizplatten und 2 = zwei gewellte Warmluftbleche). In Räumen mit erhöhter Heizlast, wie z.B. Erdgeschoß mit Balkontüren, etc. wird oft neben der Balkontür auch der relativ kleine und kompakte Heizkörpter Typ 33 montiert und je mehr "unsichtbare" Heizfläche, um so mehr Warmluft produziert der Heizkörper.

Über die Anteile von Warmluft und Wärmestrahlung macht sich der Heizungsbauer aber selten Gedanken, weil er nur die Gesamtwärmeabgabeleistung des Heizkörpers betrachtet, die Heizlast des Raumes (also was der Raum an Wärmeseistung benötigt) und gut ist. Darüber, dass die Warmluft unter der Zimmerdecke klebt und der Fußboden u.U. kalt bleiben könnte, darüber machen sich nicht viele Leute Gedanken.

Wärmestrahlungsanteile üblicher Kompaktheizkörper

- Typ 10 -> s = 55%

- Typ 11 -> s = 35%

- Typ 21 -> s = 30%

- Typ 22 -> s = 25%

- Typ 33 -> s = 20%

Hierin liegt nun begründet, dass viele Feuchte- und Schimmelprobleme vom Heizungsbauer verursacht werden, durch die falsche Wahl der Heizkörper.

Eine Sonderform eines "Heizkörpers" ist die Heizleiste, die quasi Heizkörper und Rohrsystem in einem sind. Die Heizleiste wird unten entlang aller Aussenandflächen geführt und sogt mit einem dünnen aufsteigenden Warmluftschleier vor der Aussenwand - für eine Erwärmung der Wandoberfläche über die Raumtemperatur hinaus.

Da nun die Wandoberfläche wärmer ist, als die Raumlufttemperatur, findet keine Anlagerung von Raumluftfeuchte mehr an der wärmeren Wandoberfläche statt, sondern das Gegenteil: Die Wandoberfläche wird angeregt, die Wassermoleküle abzustoßen. So können auch mineratische Innendämmungen (Ytong / Kalziumsilikatplatten) vor dem Einwandern von Raumluftfeuchte geschützt werden.

Nachfolgend gelangen Wassermoleküle an die Wandoberfläche (durch den natürlichen Drang zum Feuchteausgleich innerhalb des Mauerwerks) und diese Wassermoleküle werden ebenfalls an die Raumluft abgegeben. Somit trocknet die Heizleiste die gesamte Aussenwand, die dann wieder ihren ursprünglichen Dämmwert erhält (in den Poren des Baustoffs wird das Wasser wieder durch dämmende Luft ersetzt) und die Heizkosten sinken und das Schimmel- und Feuchteproblem hat sein Ende gefunden.

Durch den hohen Wärmestrahlungsanteil der Heizleiste findet im Raum eine sehr gleichmäßige Wärmeverteilung statt. Auch die Innenwände werden unten dadurch getrocknet, da sie Wärme erhalten. Das Wohnraumklima verbessert sich deutlich. Fenster beschlagen nicht mehr (oder deutlich weniger - je nach Fensterkonstruktion).

Auch ohne Heizleisten kann man den Wärmestrahlungsanteil im Raum erhöhen: Beim Heizkörper Typ 22 oder Typ 33 werden die oberen Luftschlitze abgedeckt, der Heizkörper wird nun quasi zum Typ 10 mit einem höheren Wärmestrahlungsanteil. Da sich die Wärmestrahlung deutlich schneller im Raum verteilt, als die Warmluft, ist nicht gesagt, das die Heizleistung des Heizkörpers nun nicht mehr zur Raumerwärmung ausreicht - hier gilt: probieren geht über studieren.

Eine Erfolgskontrolle hat man durch eine kleiner werdene Temperaturdifferenz zwischen Zimmerdecke und Fußboden (mit dem IR-Thermometer gemessen).

Wer es ganz genau wissen möchte, wie der Zustand an der Wandoberfläche (die Schimmelgefahr) ist, dem sei das Mollier-h-x-Diagramm ans Herz gelegt. Bosy-Online bietet hier im Internet gute Vorlagen als pdf an.

Zur Bestimmung der Oberflächenfeuchte werden die Werte der Raumluftfeuchte (in der Raummitte mit dem Hygrometer gemessen), der Raumlufttemperatur (an gleicher Stelle gemessen) und der Oberflächentemperatur der schimmelgefährdeten Oberfläche (mittels IR-Thermometer gemessen) benötigt.

Mit dem Wert der Raumlufttemperatur sucht man diese waagerechte Linie im Mollier-h-x-Diagramm und sucht den Punkt, an welchem sich die Linie mit den schräg durchs Diagramm laufenden Luftfeuchtelinie der gemessenen relativen Luftfeuchte kreuzt.

Von diesem 1. Punkt geht man senkrecht nach unten bis zur waagerechten Linie der gemessenen (kälteren) Oberflächentemperatur der Wandoberfläche. Eine durch diesen 2. Punkt schräg verlaufene (ggf. gedachte) Luftfeuchtelinie gibt nun an, wie hoch die rel. Luftfeuchte im direkten Wandoberflächenkontakt ist.

Ab einer dauerhaften rel. Luftfeuchte von 80% im Wandoberflächenkontakt besteht Schimmelgefahr. Einige Schimmelsporenarten keimen jedoch bereits ab 69% rF aus.

Daher ist eine allgemeine Aussage zur Raumluftfeuchte, die ggf. zu hoch ist (sein kann), kein verlässlicher Indikator zur Einschätzung ob Schimmelgefahr besteht oder nicht.

In meinem alten ungedämmten Haus (Massivbau), habe ich warmwassergeführte Heizleisten installiert und innerhalb einer Heizsaison die jahrelang leer gestandene Hütte (mit entsprechender Auffeuchtung und auch Schimmelproblemen) trocken bekommen. Ich habe eine Temperaturdifferenz von ca. 0,4°C zwischen Zimmerdecke und Fußboden (nicht unterkellert) im Erdgeschoß (ein Hinweis auf viel Wärmestrahlung und wenig Warmluft). Alle (Aussen-)Wände sind selbst im tiefsten Winter innen kuschlig warm. Eine in die Aussenwandecke geschobene Eckcouch ist schimmelfrei, da dahinter die Heizleiste verläuft und für Temperatur sorgt.

Man kann ein Haus ohne großen Aufwand so bauen, dass es dauerhaft und unabhängig vom Lüftungsverhalten der Nutzer schimmelfrei bleibt. Leider wird heute zu wenig darauf geachtet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Miss mal die Oberflächentemperatur im Sockelbereich, wo's nass ist.

Und die Raumtemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit.

Evtl. ist das ganze ein Kondenswasserproblem.

Patricia285 
Fragesteller
 19.11.2021, 12:56

OK, Dankeschön. Für die Außenwände hab ich das in einem Zimmer schon mal gemacht, daher haben wir dort die größten Schwierigkeiten. Aber das kann auch bei Innen Wänden die Ursache sein? Wir sind absolute Laien, darum frag ich mal ganz naiv..

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Notorious666  19.11.2021, 13:03
@Patricia285

Wenn die Kellerdecke schlecht gedämmt sein sollte, könnte es sein, dass auch die Innenwände im Sockelbereich etwas abkühlen und sich da Kodenswasser bildet, wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum entsprechend hoch ist.

Einfach mal über verschiedene Tage und Uhrzeiten hinweg die Situation mit Messungen protokollieren.

Ein Infarot-Thermometer und ein Raumthermometer mit Anzeige der Luftfeuchtigkeit kosten ja nur wenige Euro.

Viel Glück und Erfolg bei Ermittlung der Ursache und der Problemlösung!

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Patricia285 
Fragesteller
 20.11.2021, 14:30
@Notorious666

Gibt es da eine Art Richtwert, damit ich die Ergebnisse interpretieren kann? LG Patricia

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Onki73  04.12.2021, 11:34

Top!

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Also wenn dem Fachmann schon die Ideen ausgehen, wo sollen wir dann noch welche haben?

Patricia285 
Fragesteller
 19.11.2021, 12:52

Weil es vielleicht verschiedene Lösungsansätze gibt? Und vielleicht hat jemand ein ähnliches Problem?

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Onki73  04.12.2021, 11:39

Na manchmal hat auch der Fachmann einen Tunnelblick und sieht rechts und links nichts. ;-)

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Erläutere ml genau, wie ihr heizt und lüftet. Wie hoch ist die Raumtemperatur? Bitte in °C und nicht "Heizung auf 2".

Patricia285 
Fragesteller
 19.11.2021, 20:19

Also wir lüften jeden Morgen etwa 30-35 min alle Zimmer, ausser die Stube. Dann laufen alle Heizungen den ganzen Tag, bei einer durchschnittlichen Temperatur von 20 Grad. Sobald ich mittags von Arbeit komme, Dreh ich die Kinderzimmer und die Stube auf etwa 23 Grad. Die Stube lüften wir, wenn wir uns anziehen und fertig machen, etwa für 25 min. Abends lüften wir nochmal vorm schlafen alle Räume für etwa 15 min und schlafen bei angenehmen Temperaturen zwischen 20 und 22 Grad. Wir haben es gern warm. Bei uns laufen auch nachts die Heizungen.

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pharao1961  19.11.2021, 20:37
@Patricia285

Da kann kein Mensch meckern, wenn das Heiz- und Lüftungsverhalten tatsächlich so ist...

Kollege sieht Dampfbremse als Ursache? Glaube ich fast nicht.

Ist die Luftfeuchtigkeit im Keller bekannt? Was ist denn über euren Wonräumen?

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Patricia285 
Fragesteller
 20.11.2021, 14:29
@pharao1961

Über uns ist auch eine Wohnung. Die leckortung hat auch da nichts aktuelles gefunden. Die Keller sind im unteren Bereich alle feucht bis nass. Durch die bisher fehlenden Rückstauklappen kam es bei jedem Starkregen zu Wassereintritt, zum Teil wurde durch die Feuerwehr ausgepumpt.

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pharao1961  20.11.2021, 14:33
@Patricia285

Besteht die Möglichkeit in den Keller einen Wohnraumlüfter einzubauen, oder besser 2 und eine kleine Heizmöglichkeit?

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