Fahradkette mit Graphit schmieren?


31.01.2020, 10:32

XD

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mit Graphit alleine kannst du nicht schmieren, da es abfällt. Du musst es mit Fett binden. Der Vorteil ist bei heißen Zonen. Graphit bleibt, wenn das Fett verbrannt und verdampft ist. Für eine Fahrradkette ist das Schmarren. Zumal am Fett, wie an Öl der Dreck kleben bleibt.
Ideal ist eigentlich Wachsschmiermittel. Vor allem beim MTB, da der Dreck nicht kleben bleibt. Und es ist keine große Sauerei, wenn man an die Kette kommt. Bei Regen wäscht sichtest aber schneller ab und man muss nachschmieren.
von Hause aus ist die Kette innen mit Fett geschmiert. Bei falschem Schmiermittel und „Kettenreinigung“ wäscht man dieses Werks-Fett aus und schadet der Kette mehr, als es nutzt. Nach der Kettenreinigung muss man geeignet neu schmieren.
Für Motorräder gibt es schleuderfeste Spezialfette. Das ist aber am Fahrrad eine ziemliche sauerei.

Ich empfehle Wachs-Schmiermittel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt viele mögliche Schmiermittel, gerade für Fahrradketten. Das ist ein geradezu emotionsgeladenes Thema. Worauf der eine schwört, betrachtet der nächste als völligen Blödsinn. Das gilt z.B. auch für den Einsatz von Graphit in Türschlössern.

Wenn Du neugierig bist, würde ich es an Deiner Stelle mal ausprobieren und Dir selber ein Bild machen. Das merkste ja, ob Deine Kette vernünftig läuft oder nicht. Allerdings würde ich vorher das alte Schmiermittel sorgsam mit einem Lösungsmittel entfernen, z.B. mit Bremsenreiniger. Trockenschmiermittel und Nassschmiermittel passen nicht gut zusammen; man sollte sich entscheiden.

Ich persönlich würde erwarten, dass Graphit sich nicht so bewähren wird. Es wird nicht sonderlich wirdsam gegen Verrosten sein (Regen) und wahrscheinlich auch nicht gut an Kette und Ritzel haften. Aber das ist nur meine ungeprüfte Vermutung.

Ich persönlich nehme auch lieber ein Trockenschmiermittel, und zwar das Keramikwachsschmiermittel von FinishLine. Macht sich recht gut, und der Antrieb verschmutzt nicht mehr so wie bei Nassschmiermitteln. Dafür muss man bereit sein, alle paar Wochen (bei Regen öfter) nachzuschmieren, da Trockenschmiermittel halt nicht so lange halten. Es gibt das Zeug auch ohne Keramik. Dann ist es noch besser, hält allerdings noch kürzer, so dass die Version mit Keramikbeimischung für mich ein guter Kompromiss ist.

Ja, Graphit ist ein gutes Schmiermittel. Und nicht nur, weil es Klamotten super einschmiert.

Das Problem dabei, eine Fahrradkette einfach mit dem Bleistift zu bearbeiten, ist dass du die Kette ja nicht außen schmieren willst (was an Schmiermittel außen sichtbar ist, ist zu viel). Sondern du willst innen schmieren, zwischen Rolle, Lasche und Nietstift. Eben dort, wo die Kette bei ihren Bewegungen Reibung hat. Und in diese schmalen Ritze kriecht Graphitpulver einfach nicht rein.

Das heißt, wenn du mit Graphit schmieren möchtest, musst du sehr (!) feines Graphitpulver in irgendeiner Trägerflüssigkeit auf die Kette aufbringen, damit die Flüssigkeit samt Pulver in die Ritzen zieht und dann z.B. verdampft. Es gibt solche Schmiermittel übrigens zu kaufen.

Verträglichkeit mit der Kette ist tatsächlich so eine Sache. Die Kette wird vom Hersteller mit einer orgentlichen, sehr haltbaren Fettpackung in eben den fraglichen Ritzen versehen. Die möchte man natürlich erhalten, und wenn du irgendein Kriechöl als Trägerflüssigkeit für dein Graphitpulver hast, spülst du damit das bestehende Fett raus. Gilt übrigens auch, wenn man seine Kette mit WD40 "schmiert" (in dem Irrtum, dies sei ein Schmiermittel).

Das kannst Du machen, aber bedenke, daß Graphit eine riesige Sauerei ist. Die schwarzen Flecken kriegst du praktisch nicht mehr aus der Kleidung raus. Erforderlich ist Graphit nicht zur Schmierung einer Antriebskette, dazu reicht Öl oder Fett völlig aus. Für die Lebensdauer ist es viel wichtiger, die Kette regelmäßig zu reinigen. Da Kettenantriebe ohnehin schon einen sehr hohen Wirkungsgrad besitzen, wirst Du leistungsmäßig keinen Unterschied feststellen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hier noch eine kleine Anekdote aus der guten alten Zeit:

Mein Opa (Jahrgang 1898, gelernter Dreher) hat seine Kette im Winter abgenommen, mit Petroleum gereinigt und dann hat er in einer ovalen Heringsdose auf den Ofen alte Kerzenwachsreste geschmolzen, etwas Schweineschmalz reingetan (dadurch wurde das Wachs etwas weicher und Schweineschmalz schmiert sehr gut) und die Kette in das heiße Wachs reingelegt, die Heringsdose hat dafür die ideale Form. Nach einiger Zeit hat er sie rausgenommen und zum Abtropfen aufgehängt. Dabei wurde das Wachs wieder hart. Nachgeschmiert hat er nie.

Es ist nicht verboten, das auch heute noch so zu machen.