Erfahrungen mit Absetzen von Venlafaxin?

4 Antworten

Also ich hatte Anfang 2019 meine Medikamente abgesetzt, Escitalopram 20 mg und Pregabalin 300mg . Da es medizinische Komplikationen gab und ich nach 1 Jahr Einnahme zunehmend Nebenwirkungen bekommen habe wie nächtliches Schwitzen mit einem Art Chemie Geruch musste ich die Medikamente beide kalt absetzen. 2 Wochen lang lag ich Zuhause im Bett mit Schmerzen am ganzen Körper, leichten Zuckungen, Magen Darm Problemen, Kreislauf, keine Konzentration und Dauermüdigkeit mit Schlaflosigkeit. Nach 2 Wochen besserten sich die Symptome allmählich. Jedoch hatte ich noch ca 2 weitere Monate mit Entzugserscheinungen zu kämpfen wie Konzentrationsschwächen oder Stimmungsschwankungen. Ich empfehle die Dosis in so kleinen Schritten wie möglich zu verringern. Ich vermute mal du hast Venlafaxin in diesen Kapsen dann kannst du diese auch aufmachen und ein paar Kügelchen entfernen um die Dosis minimal zu senken. Ich würde es so vielleicht alle 5 Tage verringern und somit den Entzug erleichtern. So wie ich es gemacht habe ist es die Hölle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du solltest Rat bei Deinem behandelnden Arzt suchen und diesen entsprechend auch befolgen.

Alles Gute!

Du setzt zu schnell ab !

Von venladaxin hatte ich heftigste abaetzerscheinungen, brai zaps, stromschläge durch den ganzen körper und teilweise schalusien wackeln sehen die socher nicht gewackelt haben innerraums.

Geh wieder zurück auf 125 mg und ziehe kein los !

Dann nimm daa eine woche und gehvl in 25 er schritten runter, wenn das nichr geht auf 75 mg und wieder 1-2 woche warten und wieter runter (lieber mal ne woche mehr die botenstoffe und stoffwechsel brauch zeit sich einzupendeln)

Grundsätzlich solltest du den Anweisungen des Arztes folgen und keinesfalls eigenmächtig handeln. Hier ein paar allgemeine Informationen und anschliessend noch meine persönliche Erfahrung...

Venlafaxin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SNRI. Es hemmt also selektiv die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und ferner auch Noradrenalin (zwischen den Gehirnzellen). Die erhöhte Verfügbarkeit dieser Botenstoffe wirkt im Idealfall antidepressiv und auch angstlösend.

Wie bei allen selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmern kann es im Zuge einer Dosisreduktion auch bei Venlafaxin zu Absetzsymptomen kommen. Typische Absetzsymptome sind:

  • Kreislaufbeschwerden
  • Schwindel
  • Gleichgewichtsstörungen bei Kopfbewegungen wie Drehen des Kopfes oder horizontale Bewegungen der Augen
  • Brain Zaps (das Empfinden leichter elektrischer Impulse im Gehirn)
  • Tinnitus
  • Motorische Störungen und Schwierigkeiten bei alltäglichen Bewegungen
  • Schlafstörungen, lebhafte Träume, Müdigkeit, Tagesschläfrigkeit
  • Verdauungsstörungen (Durchfall oder Verstopfung)
  • Körperliches Unwohlsein (Kopfweh, verstopfte Nase, Abgeschlagenheit, Knochen- und Gelenkschmerzen, fieberartige Zustände)
  • Stimmungsschwankungen
  • Muskelkrämpfe
  • Zittern
  • Aggressives Verhalten
  • Manie
  • Depression (inkl. Suizidgedanken)
  • Sexuelle Funktionsstörungen

Es kommen bei weitem nicht alle Symptome bei jeder Person vor. Meist lassen sich durch ein langsames Ausschleichen die Absetzsymptome reduzieren oder gar ganz verhindern. Die Absetzsymptome treten in der Regel 2-3 Tage nach der Reduktion auf und sind zu Beginn am stärksten ausgeprägt. Danach nehmen die Beschwerden im Verlauf der darauffolgenden 2-4 Wochen stetig ab bevor sie ganz verschwinden.

Eine sehr langsame Dosisreduktion hat noch einen weiteren Grund. In den ersten Wochen und Monaten ist die Gefahr eines erneuten Auftretens der Krankheitssymptome enorm gross. Durch das lange warten zwischen den einzelnen Etappen der Reduktion kann beobachtet werden, wie sich die Krankheit entwickelt bzw. ob gewisse Symptome wieder auftreten.

Die Halbwertszeit von Venlafaxin ist sehr individuell und beträgt bis zu 21 Stunden. Nach spätestens 5 Tagen ist die Dosisreduktion somit wirksam. Dann braucht es mind. noch 2-3 Wochen um zu beobachten wie sich die Situation entwickelt. Ich persönlich wäre sehr vorsichtig und würde jeweils nur 37,5mg reduzieren. Aber das musst du zusammen mit deinem Arzt entscheiden.

Noch zu meiner persönlichen Erfahrung: Ich litt unter einer schweren Depression und leide zeitweise immer noch darunter. Zudem hatte ich starke Panikattacken, welche ich ohne die Medikamente heute wohl immer noch hätte. Ich habe 2x versucht meine Antidepressiva abzusetzen. Zum Zeitpunkt der Dosisreduktionen war ich jeweils seit mind. 3 Jahren völlig beschwerdefrei. In den ersten 2-3 Monaten lief alles super, dann kam jeweils der totale Rückfall. Ein absoluter Horrortrip. Nach jedem Rückfall dauerte es wieder Monate bis ich mich gänzlich stabilisiert hatte. Nach Jahren psychotherapeutischer Arbeit bin ich nur noch auf eine minimale Dosis angewiesen.

Fachinformationen zu Venlafaxin findest du hier.

TrinaSN9 
Fragesteller
 05.02.2020, 15:29

Darf ich fragen was genau für Tabletten du nimmst? Ich habe nämlich eine Angst und - Panikstörung und habe deswegen auch extrem starke Panikattacken, jedenfalls trotz Tabletten. Sie helfen mir kaum und wie schon erwähnt habe ich so einiges ausprobiert bisher hat keine wirklich Wirkung gezeigt außer dass ich extrem zunehme und manchmal grundlos glücklicher bin was nicht mein Ziel ist.

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samm1917  06.02.2020, 08:20
@TrinaSN9

Sicher darfst du fragen. Meine Situation ist ähnlich, wenn auch nicht die selbe. Gegen meine Panikattacken bekam ich Sertralin (ein SSRI) und dies wirkte ganz gut. Als ich es jeweils nach Jahren der Beschwerdefreiheit ganz absetzen wollte bekam ich 1-2 Monate später einen Tolalrückfall. Der erste Rückfall gelang es mir gut aufzufangen, doch beim zweiten wirkte das Medikament nicht mehr richtig und es kamen schwere Depressionen hinzu.

Ich bekam diverse SSRI's und SNRI's (Duloxetin, Escitalopram, Sertralin und Velafaxin) nach einander da das jeweils vorhergehende Medikament nur unzureichend wirkte. Ein Horrortrip. Jedes Mal wieder neue Hoffnung, die Nebenwirkungen und 2-5 Wochen warten bis eruiert werden kann ob die Dinger endlich helfen.

Gegen meine Panikattacken waren sie allesamt mehr oder weniger wirksam, gegen meine Depressionen leider keineswegs. Also kamen dann noch unendliche viele Weitere Versuche mit Antidepressiva aus anderen Wirkstoffgruppen sowie Zusatzmedikamenten wie Mood-Stabilizier (Lithium, Lamotrigin) und atypische Neuroleptika (Aripirazol, Quetiapin) hinzu. Das Ganze natürlich in verschiedenen Kominationen. Manchmal wirkte die Kombo etwas gegen die Depressionen, aber nicht gegen die Panikattacken... dann wieder umgekehrt. Nach Jahren und dem Durchprobieren der halben Apotheke fand ich eine Kombination, welche mich jedoch weitgehend stabilisiert. Ich bin immer noch weit weg von "gesund" aber das Gröbste ist Vergangenheit.

Ich hatte während meinen beiden Klinikaufenthalten viel mit Angstpatienten*innen zu tun, da ich auf einer spezialisierten Abteilung für Depressionen und Ängste war. Eine richtige Psychotherapie ist elementar für jede Behandlung und mit einer Psychotherapie meine ich eine richtige Psychotherapie nach einem klaren Konzept (z.B. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse etc.) und nicht das Gespräch beim Arzt der einfach Medikamente verschreibt. Das Problem: Bis eine Psychotherapie wirkt können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen.

Medikamente sind zumindest in dieser Zwischenzeit fast unausweichlich. Gegen Angst- und Panikzustände werden zur längerfristigen Medikation vor allem Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI/SNRI verwendet (wie z.B. Sertralin oder Venlafaxin). Es kann jedoch vorkommen, dass diese nicht oder nur unzureichend wirken. Dann gibt es diverse Alternativen:

  • Opipramol ist ein älteres sogenannt trizyklisches Antidepressivum. Es gilt als hoch effektiv gegen Angststörungen, jedoch als wenig wirksam gegen Depressionen. Es weist einen anderen Wirkmechanismus als alle anderen Antidepressiva auf, weshalb oft auch Menschen darauf ansprechen die zuvor nur unzureichend auf Antidepressiva reagiert haben.
  • Tianeptin ist ein atypisches Antidepressivum, welches eine starke Verwandschaft zu den trizyklischen Antidepressiva aufweist. Der Einsatz bei Angststörungen erfolgt im off-label use (Anwendung ohne offizielle Zuslassung betreffend dieses Krankheitsbildes), ist jedoch oftmals sehr wirksam. Der Wirkmechanismus ist nochmals ein völlig anderer, auch hat das Medikament vergleichsweise weniger Nebenwirkungen.
  • Buspiron ist ein spezifisches Anxiolytika (Angstlöser). Es handelt sich dabei um einen Serotonin-Agonisten (also nochmals anderer Wirkmechanismus), der heute jedoch eher als Mittel zweiter Wahl dient.
  • Pregabalin ist ein Antiepileptikum mit einer stark angstlösenden Wirkung. Der Wirkmachanismus ist einzigartig und besitzt keinerlei Verwandtschaft zu den übrigen Präparaten. Es gilt als Mittel der Wahl wenn SSRI/SNRI sowie Opipramol unwirksam waren. Die Nebenwirkungen können zu Beginn der Einnahme stark ausgeprägt sein und das Ganze hat noch einen anderen Hacken. Gewisse (bei weitem nicht alle) Konsumeten*innen entwickeln bei längerer Einnahme eine gewisse Abhängigkeit gegenüber Pregabalin. Betroffen sind vorwiegend Personen, welche bereits unter einer Suchterfahrung leiden oder einmal gelitten haben (insbesondere Opioide).

Hoffe konnte dir etwas weiterhelfen...

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