Endzeitlehre katholisch bzw. orthodox?
Ich kenne ein bisschen die protestantische bzw. freikirchliche Deutung der Offenbarung im Bezug auf Entrückung der Gemeinde, Tausendjährigem Reich und die Wiederkunft Christi.
Was sagt die katholische bzw. orthodoxe Kirche dazu?
Ich bitte darum, nur themenbezogene Antworten zu gebsn.
Warum nicht evangelisch
Weil die Evangelischen zu den Protestanten gehören.
4 Antworten
Der wesentliche Unterschied liegt in der Interpretation der Offenbarung. Für Katholiken ist das Buch der Offenbarung kein "Fahrplan" für Ereignisse, die irgendwann in der Zukunft ziemlich so wie geschildert eintreten. Es ist also kein Buch der Weissagung künftiger Ereignisse.
Katholiken verstehen die Offenbarung als "Trostbuch für die bedrängte oder verfolgte Kirche". Die enthaltenen Bilder und Visionen wollen immer neu auf die aktuelle Situation interpretiert werden. So wurde z. B. die berühmte Zahl des Tieres 666 auf eine Reihe geschichtlicher Personen interpretiert, angefangen beim römischen Kaiser Nero bis zu Hitler. Die Grundaussage ist aber immer die gleiche: Am Ende siegt der auferstandene Herr Jesus Christus, der seine Kirche liebt und zur Vollendung führt. Genauso können die sieben Sendschreiben an die Kirche jederzeit als Mahnungen an die Kirche heute verstanden werden.
Durch diese andere Herangehensweise an das Buch der Offenbarung haben Katholiken nicht das Problem, dass diese "Ereignisse" noch keine geschichtlichen Ereignisse geworden sind. Ebenso Ungereimtheiten zwischen der Abfolge in der Offenbarung und zu einigen Äußerungen des Apostels Paulus stören da praktisch nicht, da diese sowieso auf die Zeit jetzt zu interpretieren sind und nicht in die (ferne) Zukunft.
Ein tausendjähriges Reich wird es nicht geben. Eine Entrückung wird es auch nicht geben. Nicht in der Form, die immer behauptet wird.
Die Wiederkunft gibt es natürlich. Die Entrückung betrifft nur diejenigen, die unmittelbar vor dem Ende der Welt noch leben, also in der allerletzten Minute vor dem Ende. Die Stelle mit dem tausendjährigen Reich habe ich jetzt auswendig nicht präsent. Wenn ich mich nicht irre, wird diese auf die Welt nach der Auferstehung der Toten bezogen. Dann stünde die tausend nur symbolisch für einen sehr langen Zeitraum, also letztlich der Ewigkeit. In der ganzen Offenbarung des heiligen Johannes des Theologen sind die Zahlen symbolisch zu fassen, nicht wörtlich. Die Lehre des Chiliasmus bzw Milleniarismus wird von beiden Kirchen abgelehnt.
Wiki sagt zur Lehre der katholischen Kirche:
Nach dem Katechismus der katholischen Kirche muss die Kirche vor Christi Wiederkunft „eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird“. In einer Christenverfolgung werde das „Mysterium der Bosheit“ enthüllt und viele dazu bringen, vom Glauben abzufallen und einer „Scheinlösung ihrer Probleme“ anzuhängen: „Der schlimmste religiöse Betrug ist der des Antichristen, das heißt eines falschen Messianismus, worin der Mensch sich selbst verherrlicht, statt Gott und seinen im Fleisch gekommenen Messias.“ Das Reich Gottes werde „nicht durch einen geschichtlichen Triumph der Kirche zustande kommen, sondern durch den Sieg Gottes im Endkampf mit dem Bösen“. Die „Braut Christi“ werde vom Himmel herabkommen, und nach einer „letzten kosmischen Erschütterung dieser Welt, die vergeht“, werde das Jüngste Gericht abgehalten, der „Triumph Gottes über den Aufstand des Bösen“
Aber im Gegensatz zur (vermutlich) Mehrheit der Christen in Freikirchen beschäftigt sich kaum ein katholischer Christ damit.
Interessanterweise entspricht die "übliche" Endzeitlehre der Freikirchen so gar nicht dem pfingstlichen Verständnis (auch Pfingstkirchen sind Anhänger dieser Lehre), weil dadurch im Prinzip schon festgelegt ist, was passieren wird, und so dem Heiligen Geist kein Raum mehr gelassen wird, was so passieren wird.
In den drei großen Kirchen heute spielen Endzeitvorstellungen so gut wie keine Rolle.
...was ich sehr vorbildlich finde.
Wie versteht die katholische Kirche dann die entsprechenden Bibelstellen?
Die Wiederkunft Jesu wird es aber geben?