Eine Freundin von mir schreibt mit mir NUR wenn sie psychisch völlig am Ende ist, was tun?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hast deine Situation sehr ausführlich geschildert, was ich sehr cool finde. Ich lese mir mal alles durch und gebe zu den einzelnen Punkten meinen Senf ab.

Sie geht regelmäßig zur Psychotherapie

Das ist ja schonmal gut.

Ihrer Überzeugung nach bin ich "einer" ihrer besten Freunde

Das klingt so, als würdest du das anders sehen

Wenn sie psychisch völlig erschöpft ist, schreibt sie mir und erzählt mir alles, was mit ihr los ist und wie schwer es ihr gerade fällt.

Das wiederum finde ich nicht so gut. Ich fürchte, du machst ihre Probleme, zu deinen Problemen. Aber da kommst du sicherlich noch drauf zu sprechen. Sicherlich ist man in Freundschaften für einander da, aber das hat Grenzen. Ich les mal weiter.

Ich bin männlich, sehr emotional, sensibel, "warmherzig", einer der besten Zuhörer, immer sehr verständnisvoll, vor allem wenn es um psychische Gesundheit geht.

Grundsätzlich ja schonmal ganz coole Eigenschaften. Auch wenn das schnell mal ausgenutzt werden kann.

Während wir uns in ihren depressiven und schweren Zeiten schreiben, teilt sie mir ihre Gefühle, Emotionen, Gedanken und Geheimnisse. Stundenlang schreiben wir zusammen, bis ihr wieder gut geht.

Und da kommen wir zu einem Teil, den ich sogar richtig besch*ssen finde. Das wird dich vermutlich etwas verwundern, weil du ja eigentlich etwas gutes machst, oder? Eines darfst du verstehen: Du bist ein FREUND, nicht ihr Therapeut.

Sich in einer Freundschaft übermäßig oder nur über die Krankheit, Sorgen und Ängste des anderen auszutauschen ist super destruktiv. Aber das wirst du mittlerweile ja wahrscheinlich auch schon selbst gemerkt haben. Kurz zum Vergleich: Meine Freundin ist psychisch krank und unsere Gespräche drehen sich vielleicht zu 15 % um die Erkrankung und dessen Auswirkungen --> Aber einfach weil es automatisch unsere gemeinsame Zeit beeinflusst. Du bist mit der Dame rein befreundet und es scheint so, als würdet ihr nur über ihre Krankheit sprechen.

Nun zum negativen Teil der Geschichte:

Der negative Teil hat schon längst angefangen. Das was jetzt kommt sind wohl eher die Symptome. (Verzeih mir, wenn ich etwas harsch bin) Aber ich les mal weiter!

Wenn es ihr gut geht und sie ihre besten und glücklichsten Tage hat, tut sie so, als würde sie mich nicht kennen oder als hätte sie nie mit mir über irgendetwas gesprochen. Wir sehen uns täglich und sitzen stundenlang im selben Raum und sie redet dort nicht einmal mit mir, obwohl ich ganz alleine dort bin. Bestenfalls sagt sie "Hallo", wenn sie mich sieht.
Wenn sie jedoch allein ist und mentale Unterstützung braucht, sucht sie mich auf und spricht wieder wie gewohnt mit mir.

Und das geht meiner Meinung nach so gar nicht. Vielleicht checkt sie es selbst auch gar nicht. Da liegt es nun an dir, das zu ändern. Es liegt in DEINER Verantwortung die Situation zu verändern. Momentan klingt es so, als würdest du, mehr oder weniger bewusst, ausgenutzt werden. Wirst du gerne ausgenutzt? Ich denke nicht.

Und was ich danach so lese geht genau in die erwartete Richtung: Du bist selbst am Ars*h. Hätte mich auch gewundert, wenn du das einfach so locker weggesteckt hättest, dir diese ganzen Sachen dauernd anzuhören. Wenn du etwas für die Zukunft daraus mitnimmst dann: In einer Freundschaft oder Beziehung den Therapeut zu spielen ist hirnrissig.

Ich verstehe, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Die Frage ist, was machst du jetzt daraus? Am aller Wichtigsten ist, dass diese Person jetzt erstmal egal ist und du dich um dich kümmerst. Sorge erstmal dafür, dass du psychisch wieder auf die Beine kommst und nehme deine Lektion daraus mit. Schiebe auch nicht die Verantwortung ab, sondern reflektiere, was du hättest besser machen können. Sollte die Person im Laufe der Zeit nochmal auf dich zukommen, weil es ihr schlecht geht, liegt es an dir, ob du in die gleiche Falle wieder tappst, oder ob du schaffst dich abzugrenzen und nicht den Therapeuten zu spielen.

Sobald du psychisch wieder fit bist und deine Lektion gelernt hast, kannst du ja nochmal in den Dialog mit ihr gehen. Aber hüte dich verdammt nochmal davor den gleichen Fehler wieder zu machen!

Matheo906 
Fragesteller
 16.03.2022, 21:56

Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, dass du dir die Zeit genommen hast, mir das zu schreiben. Aber erstmal danke. Ich werde deine Worte in Erinnerung behalten. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, jeden Abschnitt einzeln zu kommentieren. Das bedeutet mir viel...

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Niklas826  16.03.2022, 21:58
@Matheo906

Gerne, kein Ding! Wenn du dich bedanken möchtest, solltest du es einfach nicht beim "lesen" belassen

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Rede mit ihr darüber und sage ihr wie es dir damit geht, verändert sie nichts, musst du lernen dich davon zu distanzieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Matheo906 
Fragesteller
 16.03.2022, 21:30

Wollte ich immer machen, habe mich jedoch nicht getraut. Ich möchte sie nicht psychisch verletzen oder sie erneut in die schwierige Situation bringen. Sie ist sehr empfindlich und leicht verletzlich.

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Babss285  16.03.2022, 21:33
@Matheo906

Dieses Denken solltest du dir zu Liebe ablegen, warum solltest du Rücksicht auf ihre Emotionen nehmen wenn sie es bei dir doch auch nicht macht? Ich bin damals daran kaputt gegangen und differenzie wem ich gutes tue und wem nicht.

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Sowas kann man mal eine Zeitlang mitmachen, auf Dauer ist das aber keine Freundschaft.