Eine Freundin von mir schreibt mit mir NUR wenn sie psychisch völlig am Ende ist, was tun?
Nun geht es darum:
Eine Freundin von mir ist psychisch krank und hat ab und zu mal eine schwere depressive Phase. Sie geht regelmäßig zur Psychotherapie und nimmt dafür auch Medikamente ein.
Ihrer Überzeugung nach bin ich "einer" ihrer besten Freunde.
Wenn sie psychisch völlig erschöpft ist, schreibt sie mir und erzählt mir alles, was mit ihr los ist und wie schwer es ihr gerade fällt.
Zu meiner Person:
Ich bin männlich, sehr emotional, sensibel, "warmherzig", einer der besten Zuhörer, immer sehr verständnisvoll, vor allem wenn es um psychische Gesundheit geht.
Während wir uns in ihren depressiven und schweren Zeiten schreiben, teilt sie mir ihre Gefühle, Emotionen, Gedanken und Geheimnisse. Stundenlang schreiben wir zusammen, bis ihr wieder gut geht.
Ich bin ziemlich froh, dass ich ihr in ihrer Situation helfen kann und sie mir alles anvertraut hat.
Nun zum negativen Teil der Geschichte:
Wenn es ihr gut geht und sie ihre besten und glücklichsten Tage hat, tut sie so, als würde sie mich nicht kennen oder als hätte sie nie mit mir über irgendetwas gesprochen. Wir sehen uns täglich und sitzen stundenlang im selben Raum und sie redet dort nicht einmal mit mir, obwohl ich ganz alleine dort bin. Bestenfalls sagt sie "Hallo", wenn sie mich sieht.
Wenn sie jedoch allein ist und mentale Unterstützung braucht, sucht sie mich auf und spricht wieder wie gewohnt mit mir.
Mein Leben hat sich komplett verändert, als es damit losging.
Wie bereits erwähnt, bin ich ein ziemlich sensibler Mensch. Ihre Sorgen, Ängste und Gedanken trage ich immer bei mir. Seitdem lastet es schwer auf mir. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ihre ganze Last auf mich genommen habe. Das Problem, Ich bitte selten um Hilfe, wenn ich psychisch am Abgrund stehe... vielleicht nur erst dann, wenn ich kurz vor dem Suizid stehe.
Seit einem Monat fühle ich alles, was man unter „Depression“ erleben kann. Einsamkeit, Unruhe, Angst, psychische und physische Erschöpfung, Appetitsverlust, Wertlosigkeit, Schlafstörungen... all das erlebe ich grad und zwar heftig. (bin gerade auf der Suche nach einer Psychotherapie, jedoch habe die Psychologen hier keine Kapazität für mich...)
Nun geht es ihr gut und darüber bin ich sehr froh. Das bedeutet aber auch, dass wir fast gar keinen Kontakt haben.
Ich fühle mich einsam und allein gelassen.
Was sagt ihr dazu?
Wie würdet ihr diese "Freundschaftsbeziehung" empfinden? Ist das nicht völlig ungerecht? Ich möchte ihr so sehr helfen und gebe immer mein Bestes, aber warum bekomme ich von ihr nichts zurück? Warum vergisst sie mich in ihren guten Momenten und lässt mich allein und hilflos zurück?
Danke euch...
3 Antworten
Du hast deine Situation sehr ausführlich geschildert, was ich sehr cool finde. Ich lese mir mal alles durch und gebe zu den einzelnen Punkten meinen Senf ab.
Sie geht regelmäßig zur Psychotherapie
Das ist ja schonmal gut.
Ihrer Überzeugung nach bin ich "einer" ihrer besten Freunde
Das klingt so, als würdest du das anders sehen
Wenn sie psychisch völlig erschöpft ist, schreibt sie mir und erzählt mir alles, was mit ihr los ist und wie schwer es ihr gerade fällt.
Das wiederum finde ich nicht so gut. Ich fürchte, du machst ihre Probleme, zu deinen Problemen. Aber da kommst du sicherlich noch drauf zu sprechen. Sicherlich ist man in Freundschaften für einander da, aber das hat Grenzen. Ich les mal weiter.
Ich bin männlich, sehr emotional, sensibel, "warmherzig", einer der besten Zuhörer, immer sehr verständnisvoll, vor allem wenn es um psychische Gesundheit geht.
Grundsätzlich ja schonmal ganz coole Eigenschaften. Auch wenn das schnell mal ausgenutzt werden kann.
Während wir uns in ihren depressiven und schweren Zeiten schreiben, teilt sie mir ihre Gefühle, Emotionen, Gedanken und Geheimnisse. Stundenlang schreiben wir zusammen, bis ihr wieder gut geht.
Und da kommen wir zu einem Teil, den ich sogar richtig besch*ssen finde. Das wird dich vermutlich etwas verwundern, weil du ja eigentlich etwas gutes machst, oder? Eines darfst du verstehen: Du bist ein FREUND, nicht ihr Therapeut.
Sich in einer Freundschaft übermäßig oder nur über die Krankheit, Sorgen und Ängste des anderen auszutauschen ist super destruktiv. Aber das wirst du mittlerweile ja wahrscheinlich auch schon selbst gemerkt haben. Kurz zum Vergleich: Meine Freundin ist psychisch krank und unsere Gespräche drehen sich vielleicht zu 15 % um die Erkrankung und dessen Auswirkungen --> Aber einfach weil es automatisch unsere gemeinsame Zeit beeinflusst. Du bist mit der Dame rein befreundet und es scheint so, als würdet ihr nur über ihre Krankheit sprechen.
Nun zum negativen Teil der Geschichte:
Der negative Teil hat schon längst angefangen. Das was jetzt kommt sind wohl eher die Symptome. (Verzeih mir, wenn ich etwas harsch bin) Aber ich les mal weiter!
Wenn es ihr gut geht und sie ihre besten und glücklichsten Tage hat, tut sie so, als würde sie mich nicht kennen oder als hätte sie nie mit mir über irgendetwas gesprochen. Wir sehen uns täglich und sitzen stundenlang im selben Raum und sie redet dort nicht einmal mit mir, obwohl ich ganz alleine dort bin. Bestenfalls sagt sie "Hallo", wenn sie mich sieht.
Wenn sie jedoch allein ist und mentale Unterstützung braucht, sucht sie mich auf und spricht wieder wie gewohnt mit mir.
Und das geht meiner Meinung nach so gar nicht. Vielleicht checkt sie es selbst auch gar nicht. Da liegt es nun an dir, das zu ändern. Es liegt in DEINER Verantwortung die Situation zu verändern. Momentan klingt es so, als würdest du, mehr oder weniger bewusst, ausgenutzt werden. Wirst du gerne ausgenutzt? Ich denke nicht.
Und was ich danach so lese geht genau in die erwartete Richtung: Du bist selbst am Ars*h. Hätte mich auch gewundert, wenn du das einfach so locker weggesteckt hättest, dir diese ganzen Sachen dauernd anzuhören. Wenn du etwas für die Zukunft daraus mitnimmst dann: In einer Freundschaft oder Beziehung den Therapeut zu spielen ist hirnrissig.
Ich verstehe, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Die Frage ist, was machst du jetzt daraus? Am aller Wichtigsten ist, dass diese Person jetzt erstmal egal ist und du dich um dich kümmerst. Sorge erstmal dafür, dass du psychisch wieder auf die Beine kommst und nehme deine Lektion daraus mit. Schiebe auch nicht die Verantwortung ab, sondern reflektiere, was du hättest besser machen können. Sollte die Person im Laufe der Zeit nochmal auf dich zukommen, weil es ihr schlecht geht, liegt es an dir, ob du in die gleiche Falle wieder tappst, oder ob du schaffst dich abzugrenzen und nicht den Therapeuten zu spielen.
Sobald du psychisch wieder fit bist und deine Lektion gelernt hast, kannst du ja nochmal in den Dialog mit ihr gehen. Aber hüte dich verdammt nochmal davor den gleichen Fehler wieder zu machen!
Gerne, kein Ding! Wenn du dich bedanken möchtest, solltest du es einfach nicht beim "lesen" belassen
Rede mit ihr darüber und sage ihr wie es dir damit geht, verändert sie nichts, musst du lernen dich davon zu distanzieren.
Wollte ich immer machen, habe mich jedoch nicht getraut. Ich möchte sie nicht psychisch verletzen oder sie erneut in die schwierige Situation bringen. Sie ist sehr empfindlich und leicht verletzlich.
Dieses Denken solltest du dir zu Liebe ablegen, warum solltest du Rücksicht auf ihre Emotionen nehmen wenn sie es bei dir doch auch nicht macht? Ich bin damals daran kaputt gegangen und differenzie wem ich gutes tue und wem nicht.
Sowas kann man mal eine Zeitlang mitmachen, auf Dauer ist das aber keine Freundschaft.
Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, dass du dir die Zeit genommen hast, mir das zu schreiben. Aber erstmal danke. Ich werde deine Worte in Erinnerung behalten. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, jeden Abschnitt einzeln zu kommentieren. Das bedeutet mir viel...